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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ihn einstimmt, selbst wenn man den Inhalt nicht versteht.
    »Das Wort des Herrn«, schrie der Messdiener so plötzlich, dass ich zusammenzuckte.
    »So spricht der Gebieter und Herr:
    Weil du schadenfroh über mein Heiligtum lachst
    Werde ich deine Straßen zu Pfaden für die Wölfe machen
    Und deine Ortschaften zum Lagerplatz der Bären:
    Dann werdet ihr einsehen, dass ich der Herr bin!«
    »Du bist der Herr«, flüsterten die Gläubigen.
    »Denn so spricht der Gebieter und Herr:
    Weil du in die Hände geklatscht und mit den Füßen
    gestampft hast
    Voll Verachtung im Herzen dich über mein Volk gefreut hast
    Siehe, darum werde ich die Hand ausstrecken wider dich
    Und dich den Tieren des Waldes zur Beute geben.
    Ich werde dich aus den Ländern tilgen
    Und vom Angesicht der Erde vernichten:
    Dann wirst du einsehen, dass ich der Herr bin
    Wenn ich meine Rache über dich bringe.«
     
    »Du bist der Herr.«
    »Ata Gibor Leolam Adonai«, sagte der Hohepriester.
    »Deine Macht währt ewig, Herr!«, schrie der Messdiener.
    »Ezechiel, Kapitel fünfundzwanzig«, murmelte ich so leise, dass es niemand hörte. »Der Herr streckt die Hand gegen Ammon. Mit leichten Abwandlungen.« Ich versuchte den Mann zu finden, der gleich mir nicht gewusst hatte, wann die Gemeinde in die Knie zu sinken hatte, konnte ihn jedoch nicht entdecken.
    Die Messe war wie die Maskerade eine leicht durchschaubare Mischung aus unterschiedlichen Teilen des Gottesdienstes, aus Passagen in Gemeindeutsch, Zitaten in Latein und Brocken in Hebräisch, hervorgestoßen von einer Stimme, die mit Sicherheit verstellt war. Der Hingabe der Gläubigen tat es keinen Abbruch. Ich spähte vorsichtig in das mit schwarzen Streifen verunzierte Gesicht einer stämmigen Frau in meiner Nähe und sah die über die Zähne zurückgezogenen Lippen, die glänzenden Augen und die sich schnell hebende und senkende Brust und wusste, dass sie etwas erlebte, was in ihrer Vorstellung einem leidenschaftlichen Geschlechtsakt hinreichend nahe kam. Ihre Augen begegneten den meinen, und ich wandte mich schnell von ihr ab.
    Die Maske bewegte sich hinter dem Vorhang aus Flammen und Rauch, die von der Hitze bewegte Luft ließ sie zittern und ihre Umrisse verschwimmen, als befände sie sich nur zum Teil in der Welt der Sehenden.
    »Die Worte des Zorns, was sagen sie euch?«, fragte der Hohepriester nun beinahe leise. »Diese heiligen Verse, was bedeuten sie? Könnt ihr es mir erklären?«
    Das Schweigen der Gemeinde sagte mehr, als eine herausgebrüllte Antwort: Nein, hieß es, die Gesichter, vermummt oder bloß hinter Masken oder unter Farbe, starrten nach vorn wie leere Gefäße, die gefüllt werden wollen, nein, sag du es uns.
    »Sie bedeuten, dass die Zeit kommen wird«, sagte der Hohepriester sanft. Dann, plötzlich, zuckte die Maske nach vorn,schien durch das Feuer zu springen, und er schrie, dass alle zurückzuckten: » DER TAG WIRD KOMMEN!«
    »Du bist der Herr!«, rief der Messdiener.
    »Der Tag wird kommen, euer Tag wird kommen, unser Tag wird kommen, das versteht ihr doch, oder?«
    »Amen!«, schrie jemand in der Menge.
    »AMEN, SO IST ES !«, erwiderte der Hohepriester in höchster Lautstärke. »Euer Tag, unser Tag, der Tag des Triumphes der Gerechten und der Tag des Untergangs der Verächter. Versteht ihr die Worte? Es sind gute Worte, Amen!«
    »Ja ... Amen ... AMEN!«
    »Die Worte sagen, dass ihr nur zu WARTEN braucht, dass für euch GESORGT wird, AMEN, SO IST ES ! Sorgt euch nicht um die Spötter und die Verfolger und diejenigen, die ihre Flüche von den Kirchenkanzeln schleudern. Diese Verse bedeuten, wenn ihr mich, den Herrn, ATMET , und wenn ihr mich, den Herrn, TRINKT , dann werdet ihr euch erheben über die Kleingläubigen und ihren Hohn unter euren Füßen ZERTRETEN ! Versteht ihr das?«
    »Amen!«
    »Libero, me!”, schrie die Frauenstimme.
    »Du bist der Herr«, flüsterte jemand neben mir.
    Der Messdiener hörte es. »Du bist der Herr!«, kreischte er.
    Der Hohepriester warf etwas ins Feuer, das es auflodern ließ und weiteren fetten schwarzen Rauch bis zur Decke emporwirbelte. Ich merkte, wie es unter meiner Maskerade heiß und heißer wurde und die dicke, rauchige Luft geradezu süß und erstickend in meinen Lungen klebte. Inzwischen pendelten mehrere Oberkörper langsam hin und her, irgendwo hatte jemand zu schluchzen begonnen, und die stämmige Frau neben mir zerrte fahrig an der Verschnürung ihres Kleides, während ihre Augen weit aufgerissen an dem Schauspiel

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