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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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brummte ich. Der Sarkasmus war vollkommen verschwendet. Gregor trat erneut gegen die Wand.
    »Onsorg wollte nicht nur einfach so an die Papiere«, sagte ich. »Irgendwelche Ungereimtheiten innerhalb des Hauses Hoechstetter sind für ihn ohne Belang. Er hat eine konkrete Vermutung, was sonst noch darin steht und dass es mit etwas zu tun hat, was die ganze Stadt angeht.«
    »Glauben Sie, die Morde ...?« Wilhelm erschauerte.
    »Ich weiß es nicht. Ich bin davon überzeugt, dass die Morde mit alldem in Verbindung stehen, was um uns herum passiert, und dass Onsorg lediglich versucht, die Angelegenheit von der Seite anzugehen, die er für richtig hält.« Nun erschauerte ich selbst, und mein Herz fing wieder an, schneller zu schlagen. Wenn die Morde wirklich mit alldem zusammenhingen, wassich in den letzten Tagen gezeigt hatte – hingen sie dann auch mit Maria zusammen?
    Es war unselig gewesen, dass Gregor die Papiere Stinglhammers an sich genommen hatte. Dass sie nun im Besitz Onsorgs waren, war eine Katastrophe. Ich konnte mich nicht erinnern, wie viel ich ihm über Maria erzählt hatte, aber ich fürchtete, dass es genug war, um allein aus den wenigen Sätzen, die ich hatte lesen können, zu schließen, dass sie es war, von der Castor und Pollux gesprochen hatten.
    Dass man sie bewusst ins Elend hatte treiben wollen, um eventuelle Aussagen über die Rolle ihres verstorbenen Mannes in Florenz zu diskreditieren.
    Dass sie möglicherweise Freunde im Haus Hoechstetter hatte, die ihr zwar nicht hatten helfen, aber sie darauf hatten bringen können, wer für ihr Unglück verantwortlich war.
    Dass Martin Dädalus einer der Männer war, der für ihre Vertreibung gesorgt hatte.
    Dass Stinglhammer die Vertreibung veranlasst und umgesetzt hatte, da er für meine Tochter zuständig gewesen war, wie ich von Karl Hoechstetter ganz nebenbei erfahren hatte.
    Dass Maria nicht mehr viel zu verlieren hatte.
    »Die Grubenleute ...«, begann der Alchimist.
    Gregor drehte sich um und rang die Hände.
    »Geht das jetzt auch noch los«, rief er erbittert. »Was kommt als Nächstes? Die Waldenser? Die Zeloten? Ägypter und Israeliten?«
    »Wenn der Bürgermeister die Papiere nicht wegen interner Zwiste im Haus Hoechstetter gesucht hat, bleibt nur eine solche Vermutung, oder?«
    Gregor starrte den kleinen Alchimisten an. »Warum hätte wohl ausgerechnet Ludwig Stinglhammer etwas über die Grubenleute aufzeichnen sollen?«
    »Weil es sie gibt. Und weil er alles niedergeschrieben hat, was sich irgendwie für ihn oder seinen Herrn verwerten ließ ...«
    »Es gibt keine Grubenleute!«, schrie Gregor. »Und es gibt keine Dämonen, die herumschleichen und nachts ehrbarenBürgern die Hälse umdrehen. Ich will nichts mehr davon hören!«
    Er atmete heftig aus, dann drehte er sich um und stapfte grußlos davon.
    »Wo willst du hin?«
    »Zurück in den Palast. Ich habe genug zu tun. Wenn ihr glaubt, irgendwelche Nachtgespenster sind für die Morde verantwortlich, nur zu. Dann löse ich den Fall eben allein.«
    »Warten Sie doch ...«, rief Wilhelm verblüfft, aber ich winkte ab. Ich wusste nicht, ob Gregors Wut mehr von der Vergeblichkeit unserer Unternehmung herrührte oder von der vermeintlichen Zurücksetzung durch den Bürgermeister und wie viel von seinem Ärger wirklich war und wie viel Schauspielerei, in die er sich hineingesteigert hatte wie ein trotziger kleiner Junge; doch ich war nicht unglücklich darüber, ihn gehen zu sehen. Zunächst musste ich darüber nachdenken, was nun zu tun war. Ich sah ihm zu, wie er steifbeinig über die Hügelkuppe davonmarschierte. So schnell wie er war, konnte es sein, dass er Jos Onsorg und seine Männer noch vor dem Dom einholte, auch wenn ich bezweifelte, dass Gregor viel daran gelegen war. Als ich mich abwandte, war Hilarius Wilhelm bereits mit hängendem Kopf in die andere Richtung davongeschlichen.
    »Langsam«, rief ich, und für meine eigenen Ohren hörte sich meine Stimme schrill an. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Er blieb stehen. Dann drehte er sich um. Er wirkte müde und niedergeschlagen und sah mich mit trüben Augen an.
    »Ich habe Ihnen die Grubenleute auf dem Tablett serviert«, sagte er und lächelte sein weinerliches Lächeln. »Was immer der Burggraf davon hält – es gibt sie, und Sie wissen es genauso gut wie ich.«
    »Die Grubenleute sind nichts weiter als die Gefolgschaft eines lächerlichen Popanz, der Hühner schlachten und sich auf dem Altar von hysterischen Weibern befriedigen

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