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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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überraschender Wendigkeit. »Ihn und mich.« Er deutete auf den Schwachsinnigen.
    Onsorg nickte und lächelte ohne Wärme. »Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.«
    »Was bringt Sie überhaupt hierher, Bürgermeister?«, fragte ich.
    »Die Stadt schützt die Häuser ihrer Bürger.«
    »Und der Bürgermeister kommt mit vier Männern, um sie aufzubrechen«, sagte ich und wies auf die Beile, die zwei von den Waibeln in den Händen hielten. »Oder ist die Streitaxt neuerdings die Bewaffnung der Scharwächter?«
    Gregor machte plötzlich ein Geräusch und starrte ungläubig auf die Werkzeuge der Wachen. »Zum Teufel ...«, begann er.
    »Die Leute von Georg Hoechstetter haben das Haus verrammelt«, erklärte ich. Onsorg verzog das Gesicht zu einer unzufriedenen Grimasse und verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Stadt hat damit nichts zu tun und wurde auch nicht konsultiert. Wer hat Sie davon in Kenntnis gesetzt? Einer der Nachbarn?«
    »Ich habe Ihnen beim letzten Mal schon gesagt, dass Sie sich aus der Geschichte heraushalten sollten.«
    »Geben Sie die Papiere wieder her«, verlangte Gregor. Der Bürgermeister reagierte nicht einmal auf ihn.
    »Sie sind aus dem gleichen Grund hier wie wir«, erklärte ich. »Wenn Hoechstetters Männer das Gebäude verrammelt haben, dann ist etwas darin, das jemand in der Firma nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen will.«
    »Halten Sie den Mund.« Es klang weniger wie eine Zurechtweisung als eine Warnung. Onsorg schielte einen kurzen Moment lang zu seinen Männern hinüber. Ich griff nach der einzigen Möglichkeit, die ich noch zu sehen glaubte.
    »Wir sind Ihnen nur zuvorgekommen«, sagte ich. »Was wir gefunden haben, haben wir Ihnen freiwillig ausgehändigt. Wir haben zusammengearbeitet. Wir werden auch bei der Auswertung des Fundes zusammenarbeiten, nicht wahr?«
    Er blinzelte mich an und schien einen Moment lang ernsthaft darüber nachzudenken.
    »Sie können das Ganze ebenso wenig vor der Öffentlichkeit ausbreiten wie die Hoechstetter«, erläuterte ich sanft. »Nicht, bevor Sie wissen, was alles in diesen Papieren steht. Wenn wir sie gemeinsam auswerten, sparen wir Zeit. Sie fürchten doch genauso wie wir, dass Zeit das ist, was wir am wenigsten haben, bis noch ein dritter Mord im Haus Hoechstetter geschieht.«
    »Hören Sie auf uns«, bekräftigte Gregor und warf sich in Positur. Ich stand zu weit entfernt, um ihn gegen das Schienbein zu treten. »Sie können nur davon profitieren, wenn wir meine Erkenntnisse mit Ihnen teilen.«
    Onsorg fuhr auf und starrte Gregor an wie ein besonders merkwürdiges Exemplar einer neuen Tierart.
    »Ich soll von Ihren ...?«, prustete er, ohne wirklich amüsiert zu sein. »Verschwinden Sie mit Ihren Leuten, Burggraf, und beten Sie, dass ich vielleicht vergesse, unter welchen Umständen ich Sie hier angetroffen habe.«
    »Onsorg, seien Sie doch vernünftig«, bat ich.
    »Halten Sie sich raus!«, schnappte er. »Ihre Zeit ist genauso vorbei wie die von Bischof Peter!«
    Er gab seinen Männern ein knappes Zeichen, und sie nahmen ihn in die Mitte. Ohne ein Wort des Abschieds ließ er abmarschieren. Ich sah ihm wie betäubt nach. Im Gehen begann er die Papiere durchzublättern und zu ordnen. Mein Herz klopfte bei dem Gedanken, was noch über Maria darin stehen mochte.
    »Er hat gewusst, dass es die Papiere gab«, sagte ich zu niemandem im Besonderen. »Was immer der Grund dafür war, er wusste es.«
    »Es war nicht schwer, versteckte Aufzeichnungen zu vermuten«, murmelte Wilhelm. »Dazu musste er sich nicht mal vor Augen halten, was für ein Mensch Stinglhammer war.«
    »Verdammt«, sagte Gregor und trat wütend gegen die Wand. Seine Wangen waren rot, und seine Augen blitzten. »Ich muss mir so eine Abfuhr nicht bieten lassen. Was glaubt der Kerl, wer er ist?«
    »Sei froh, dass er selbst nicht daran interessiert ist, die Sache an die große Glocke zu hängen – sonst wären wir alle Kandidaten für ein aufgeschlitztes Ohr.«
    »Ach was, denkst du wirklich, jemand würde Hand an den Burggrafen und seine Helfer legen? Wenn du dich nicht so ungeschickt angestellt hättest, hätten wir ihn sogar überredet, uns den Fall zu überlassen. Ich hatte ihn beinahe so weit.«
    Ich fühlte mich zu sehr von den Ereignissen vor den Kopf geschlagen, als dass ich mich auf eine Auseinandersetzung hätte einlassen wollen. Onsorg und seine Männer verschwanden hinter der Kuppe der Gasse, über die wir die Türme des Doms ragen sahen. »Entschuldigung«,

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