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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ihn gerade zu stoßen. Sein Gesicht war bleich vor Wut.
    »Sie sind eingestiegen, um hier eine Zeremonie abzuhalten.«
    »Ich kann Ihnen helfen«, sprudelte Hilarius. »Wie oft soll ich es denn noch sagen? Diese Morde sind nicht von einem menschlichen Wesen begangen worden. Ich beschwöre Sie! Ein schwarzer Engel schleicht durch die Gassen. Ich kann ihn bezwingen!«
    »Offenbar nur mit dem gehörigen Quantum Mut aus dem Weinfass.«
    Er sah zu Boden. »Das hat nichts zu bedeuten. Ich ... ich ...«
    »Halten Sie den Mund.« Ich warf ihm den Beutel zu. Ich hatte einen bleiernen Geschmack im Mund, als finge der Schreck über das plötzliche Auftauchen des Alchimisten und seines blöden Helfers erst jetzt zu wirken an. Hilarius fing das sterbende Tier ungeschickt auf und ließ es dann in seinen Schoß sinken. Der Schwachsinnige machte ein paar gurrende Geräusche und betrachtete den leise zuckenden Leinensack voller Mitleid.
    »Verschwinden wir alle von hier«, sagte ich.
    »Nein, warten Sie. Bitte! Lassen Sie mich den Dämon ...«
    »Erwähnen Sie noch einmal das Wort Dämon, und ich serviere Ihnen den Hahn als Mittagsmahl«, erklärte ich. »So wie er ist, mit Federn und Leinensack und allem.«
    »Sie sind undankbar. Ich habe Sie doch zu ...«
    »Genug jetzt!«, schrie Gregor, bevor ich Hilarius ins Wort fallen konnte. Er wedelte mit den Dokumenten in der Luft herum. »Sie sollten dankbar sein, wenn wir Sie nicht den Behörden ausliefern. Ich hätte große Lust zuzusehen, wie Ihnen wegen des Einbruchs das Ohr aufgeschlitzt wird!«
    »In diesem Boot sitzen wir alle gemeinsam.« Hilarius' Worte waren trotzig, auch wenn sie aus seinem Mund schüchtern klangen.
    »Aber Ihre Seite ist tiefer im Wasser! Bürgermeister Onsorg wird sich neben dem Einbruch sicherlich für den Inhalt Ihres Sacks interessieren – und für das, was Sie damit vorhatten. Könnte gut sein, dass man Ihnen das Ohraufschlitzen erlässt und Sie gleich auf den Scheiterhaufen schickt.«
    »Es reicht jetzt«, sagte ich. »Wir verlassen alle das Haus auf der Stelle. Gregor, du kannst mir die Papiere wieder geben.«
    »Ich trage sie schon. Sieh du lieber zu, dass die beiden Kerle hier durch das Fenster steigen. Ich fasse das schwachsinnige Ferkel nicht mehr an.«
    Ich stöhnte innerlich und überlegte, wie ich wieder an die Papiere herankommen konnte. Hilarius Wilhelm sah aus seiner halb sitzenden Position zu uns auf.
    »Sie können mich nicht den Behörden ausliefern. Ich habenichts Unrechtes getan. Ich versuche doch nur, Ihnen zu helfen. Bitte lassen Sie mich tun, was ich tun muss.«
    »Stehen Sie auf und machen Sie, dass Sie aus dem Fenster steigen.«
    »Sie begehen einen Fehler.«
    »Die Hälfte von allem, was man tut, stellt sich hinterher als falsch heraus«, sagte ich. »Wenn man es jedes Mal vorher schon wüsste, würde man den ganzen Tag im Bett verbringen.«
    Er schüttelte den Kopf und rappelte sich langsam auf. »Es wird noch ein Mord geschehen, und er wird auf Ihrem Gewissen lasten.«
    Ich biss die Zähne zusammen und antwortete nicht.
    »Unser Gewissen ist unsere Sache«, erklärte Gregor.
    »Das sagt sich vorher auch leichter als nachher.«
    Hilarius Wilhelm bedeutete dem Schwachsinnigen, aufzustehen und das Fenster freizugeben. Dieser zog den Fensterladen mit einer Hand heraus und ließ ihn zu Boden fallen. Ich bezweifelte, dass wir anderen ihn ebenso leicht herausbekommen hätten. Dann deutete ich auf den Sack mit dem sterbenden Inhalt, und über das Gesicht des Idioten ging ein Lächeln. Er hob ihn auf und hielt ihn mir mit ein paar freundlichen Grunzlauten vor das Gesicht, als wolle er seine Freude darüber ausdrücken, einen Bruder im Geiste gefunden zu haben, der sich für das Schicksal des Hahnes interessierte.
    »Warum haben Sie ihm nicht das Sprechen beigebracht?«, knurrte Gregor.
    Wilhelm schwang sich halb hinaus. »Das müssen Sie die Leute fragen, die ihn mir für ein paar Pfennige verkauft haben. Er ist erst seit ungefähr drei Jahren bei mir.« Seine Worte klangen resigniert und so, als sei die Wirkung des Weins mittlerweile zur Gänze abgeklungen. Er hob das zweite Bein aus dem Fenster und sprang in die quintana hinaus. Ich sah, wie er draußen stolperte und sich an der gegenüberliegenden Wand abfangen musste. Der Idiot schwang sich mit müheloser Eleganz hinaus, den Sack mit dem Hahn in einer Hand und fröhlich kichernd über seine eigene Behändigkeit.
    Ich folgte ihnen und streckte dann beide Hände zu Gregor hinein.
    »Wir

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