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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wieder. Du bist ein Jagdhund. Du hast Blut geleckt.«
    »Du verwechselst mich mit Stinglhammers Frettchen.«
    Er verzog das Gesicht vor Ekel. Ich öffnete die Tür und blickte in das Gesicht eines Knaben, in dessen Blick milder Anteil an seiner unmittelbaren Umgebung war und dahinter nichts. In einer anderen Ecke des Vorzimmers drehte sich ein unscheinbarer Mann um und riss die Augen vor Erstaunen auf, als er mich erblickte. Der Schreiber an seinem Pult versuchte etwas zu sagen und schloss dann den Mund, als er erkannte, dass nur ich es war, der aus dem Zimmer seines Herrn kam.
    »Gregor«, sagte ich über die Schulter, »es wartet Arbeit auf dich.«
    »Sag den Bettlern, ich habe keine Zeit.« Er blickte nicht auf.
    »Für die wirst du dir Zeit nehmen.«
    »Ach?«
    »Es sind die beiden Zeugen, die dir heute Morgen verloren gegangen sind.«

5.
    Der Begleiter des Knaben warf mir sein merkwürdiges Lächeln zu und zog gleichzeitig den Kopf ein. Der Knabe, den weder mein plötzliches Auftauchen noch meine Stimme erschreckt hatte, streckte den Kopf nach vorn und versuchte, um die Tür herum zu spähen. Aus der Nähe roch er erstaunlicherweise wie ein kleines Kind, das zu lange Zeit in der Nähe des Feuers verbracht hat, nach Milch und Brei, gesunder Verdauung und kaltem Rauch. Er grinste, als er Gregor an dem großen Tisch aufspringen sah, winkte ihm zu und grunzte etwas in seine Richtung.
    »Was zum ...«, begann Gregor.
    Ich winkte dem Begleiter des Knaben und öffnete die Tür zur Gänze. Sein Schützling spazierte an mir vorbei und steuerte mit größter Selbstverständlichkeit auf die Hauptattraktion des Raumes zu, den hinter dem Tisch stehenden Gregor, dessen Miene sich zusehends verfinsterte. Der Mann drückte sich durch die Tür und nickte mir scheu zu. Ich nickte zurück. Dann schloss ich die Tür wieder von innen und blieb bei ihr stehen. Der Begleiter des Idioten tat ein paar Schritte in den Raum. Er blickte zwischen Gregor und mir hin und her. Der Knabe war an Gregors Tisch angekommen und entdeckte entzückt die Lichtreflexe auf der blank polierten Schreibplatte.
    »Na was ist denn!«, bellte Gregor und lehnte sich mit den Fäusten auf die Tischplatte, als wollte er im nächsten Augenblick über sie hinwegspringen.
    Der Mann zuckte vor Gregors Lautstärke zurück und hob abwehrend die Hände.
    »Ich möchte Ihnen meine Hilfe anbieten«, flüsterte er dann.
    Gregors Augen weiteten sich, und sein Gesicht färbte sich dunkel.
    »Das ist doch mal was anderes«, sagte ich, bevor er losbrüllen oder ersticken konnte. »Sonst wollen alle immer nur Hilfe von dir, ich eingeschlossen.«
    Gregors Blick zuckte in meine Richtung und schien imstande, ein Loch in ein Stück Holz zu brennen, dann jedoch atmete er tief aus und straffte die Schultern. Er richtete sich auf.
    »Ich bin der Burggraf«, erklärte er schließlich. »Worum geht es denn?«
    »Ich – wir – waren heute Morgen bei Ludwig Stinglhammer...«
    »Sie haben sich heute Morgen widerrechtlich vom Tatort entfernt.«
    Der Mann seufzte. Er hatte eine sanfte Stimme, die gegen Gregors unterdrückte Wut wie das Flüstern eines Klosterschülers wirkte und den Zorn des Burggrafen eher zu reizen als zu besänftigen schien. Er sah sich vorsichtig nach mir um, doch schien er nicht wirklich Beistand zu erwarten. Wie ein Mann, der gewohnt ist, dass noch seine nobelsten Absichten bestenfalls mit Undank vergolten werden, senkte er den Kopf und biss sich auf die Lippen. Seines Gebarens wegen hatte er in Stinglhammers Schreibstube wie ein noch junger Mann gewirkt; im härteren Licht des bischöflichen Gelasses traten die Falten um seine Augen und seine Nasenflügel deutlicher hervor und rückten ihn eher in ein Alter, das von dem meinen und Gregors höchstens noch zehn Jahre entfernt war. Der Knabe, der Gregors Ausbruch fasziniert beobachtet hatte, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Tischplatte. Er kniff die Augen zusammen, bückte sich und versuchte, neue Lichtspiegelungen auf der Tischplatte zu entdecken.
    »Es war wegen der Wachen ... und wegen des toten Mannes. Ich ... wir ...«
    »Haben ... wir ... auch einen Namen?«, fragte Gregor mit betont falscher Freundlichkeit.
    »Ich heiße Hilarius Wilhelm«, flüsterte der Begleiter des Knaben. Den Schwachsinnigen stellte er nicht vor.
    »Und wobei, verehrter Meister Wilhelm, glauben Sie, mir helfen zu können?«
    »Ich kann den Mord aufklären.«
    Gregor warf mir einen verblüfften Blick zu und begann dann zu

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