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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Finger gibst, reißt er dir den Arm aus. Nein, nein.« Er zuckte unzufrieden mit den Schultern. »Ich kann ihn nicht von der Aufgabe entbinden. Darauf wartet der alte Knabe doch nur. Er würde mich noch auslachen, statt mir dankbar zu sein.«
    »Es ist sicher furchtbar, nur von Narren umgeben zu sein«, sagte ich. Doch der Sarkasmus war an Gregor verschwendet; er hatte ebenso wenig ein Ohr dafür wie der Alte unten für die Tragweite seiner Stimme.
    »Ein wahres Wort«, seufzte er. Dann hellte sich seine Miene auf. »Wenigstens sind wir jetzt zu zweit.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, du bist zurück. Wenn der Bischof wieder da ist, werde ich dich ihm vorstellen. Ich könnte jemanden gebrauchen, der mir hilft, diesen Augiasstall unter Kontrolle zu halten.« Gregor stieß mich in die Seite. »Wie in alten Zeiten, nicht? Ich sag dir was: Wenn ich den Bischof darum bitte, setzt er dich sicher wieder in die Position ein, die du bei Bischof Peter innehattest. Ist das ein Angebot?«
    »Ich bin hier, um mit meiner Tochter zu sprechen«, sagte ich.
    »Aber das ist doch selbstverständlich. Richte ihr meine besten Grüße aus, willst du?« Plötzlich ergriff er meine Hand. »Diese Geschichte mit dem toten Stinglhammer ... da könntest du mir wirklich helfen. Du hast doch nichts verlernt seit damals, oder?«
    »Ich wollte um deine Hilfe bitten.«
    Er blinzelte, sichtlich aus dem Konzept gebracht, dass ich sein Angebot nicht sofort voller Begeisterung akzeptierte. Immerhin versuchte er, meiner Gesprächsrichtung zu folgen. »Richtig, das hast du gesagt. Hast du dich jetzt entschieden,nicht mehr eingeschnappt zu sein? Eine Hand wäscht die andere ... sag schon, was ich für dich tun kann. Geld?«
    »Maria, meine Tochter ...«
    »Maria? Ich dachte, sie heißt ... wie war das noch gleich ...«
    »Ich habe zwei Töchter«, sagte ich irritiert. »Die ältere heißt Sabina, die jüngere ...«
    »Maria. Entschuldige, es war mir entfallen. Warum hast du mir nie mitgeteilt, dass sie wieder in Augsburg ist; ich hätte doch was für sie tun können?«
    »Gregor«, stieß ich mühsam beherrscht hervor, »Maria ist verschwunden.«
     
    »Verschwunden? Wie verschwunden?«
    »Maria und ihr Mann wohnten in einem der Häuser, die Ulrich Hoechstetter gehören; du weißt schon, am Oberen Hundsgraben.«
    Gregor nickte ungeduldig. »Ulrich Hoechstetters Vater hat sie erbaut. Erst hieß es, sie werden für die Armen errichtet, aber dann hat Hoechstetter sie an seine Fernkaufleute vermietet und ihnen dafür kräftig die Prämien gekürzt.« Er grinste und schüttelte den Kopf. Ich presste die Lippen zusammen.
    »Und wenn einer der Männer auf Reisen umkam«, sagte ich grimmig, »den Witwen und ihren Kindern sofort das Wohnrecht entzogen und sie zwangsweise mit einer anderen Familie zusammengepfercht, bis sie von allein das Feld räumten. Und von den Ausquartierten hat er für diese generöse Gnade noch mal Miete kassiert.«
    »Tatsächlich?« Gregor zog die Augenbrauen hoch. »Das hätte ich Ulrich Hoechstetter gar nicht zugetraut. Er ... na, was soll's.« Er winkte ab, doch das Thema schien ihn zu beschäftigen. Schließlich brummte er: »Würde mich nicht wundern, wenn er gar nichts davon weiß. Wer hat dir das denn zugetragen?«
    »Ich hatte viele Gespräche mit den Bewohnern, als ich an jeder Tür auf der Suche nach Maria anklopfte. Sie alle sagten ...«
    Gregor sprang plötzlich auf und setzte mit ein paar Riesensprüngen um den Tisch herum auf das Fenster zu, auf dessen Sims ich saß. Ich verstummte überrascht. Er riss wie vorher schon den Fensterflügel auf und beugte sich hinaus.
    »Ich wusste es, ich wusste es!«, knirschte er. Dann brüllte er so laut, dass es im ganzen Hof widerhallte: »Albert, du alter Narr, du hast den Sattel draußen liegen lassen!« Er keuchte und starrte mich an. »Entschuldige.«
    »Ich entschuldige mich«, erklärte ich. »Ich habe schon zu viel von deiner Zeit beansprucht. Viel Glück noch weiterhin.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, ihm die Hand zu geben. Während er erstaunt den Mund öffnete, rutschte ich von meinem Sitz und marschierte zur Tür.
    »Peter, was soll denn das?«
    »Vergiss es, Gregor.«
    Ich hörte, dass er mir hinterherlief. Ich hatte die Türklinke schon in der Hand. Er hielt meinen Arm fest.
    »Die Stimmung in der Stadt ist zurzeit so, dass es einem Vater durchaus schlaflose Nächte bereiten kann, wenn eines seiner Kinder abgängig ist«, erklärte er beinahe mitfühlend.
    Ich ließ die

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