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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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an mich.
    Es krachte dumpf, knarrte, rauschte. Dann schwappte das Wasser von hinten gegen uns.
    Die Stufen hoch, fast bis zur Brust stand es uns nun. Weiter! Weiter!
    Endlich sank Stufe für Stufe der Wasserspiegel.
    Ich stieß mir noch einmal in der Dunkelheit den Kopf. Tastete nach oben. Fand das Drehkreuz.

    »Heilige Apollonia von den Zahnschmerzen, hab Dank«, murmelte ich und drehte das Ding nach rechts.
    Ein Streifen Sonnenlicht machte mich blinzeln. Die süße Luft des Lindenhains verursachte mir beinahe Schwindel.
    Dennoch blieb ich wachsam. Wer wusste schon, was uns hier am Heiligenhäuschen erwartete? Vorsichtig schob ich meinen Kopf nach oben, löste den Dolch vom Gürtel.
    Vogelgesang, zwei Hasen mümmelnd im Gras, ein Eichelhäher glitt zwischen den Stämmen hindurch. Keine Menschen - oder wenn, dann nur jemand, der wusste, wie man sich still zu verhalten hatte.
    Dem konnte ich dann auch nicht mehr helfen.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein. Ich gehe vor.«
    Ich drehte die Marienstatue ganz zur Seite und stieß das Gitter auf, das dank Ismaels Behandlung mit feinem Öl lautlos aufschwang.
    Immer noch war alles vollkommen ruhig. Ich zuckte zusammen, als Patta neben mir auf den Grasboden plumpste und sich ungehalten das Fell zu putzen begann. Dann stieg auch ich aus dem Häuschen und rief Line, mir zu folgen.
    »Heilige Mutter Gottes«, murmelte sie.
    Ich drehte den Sockel wieder so, dass die Statue vorne stand, und schloss das Gitter.
    »Ja, ihr dürfen wir danken. Aus dem einen oder anderen Grund, Line.«
    Ihre Kleider waren völlig durchnässt, ihre zerzausten Haare tropften, das Blutrinnsal war weggewaschen. Sie blinzelte ebenfalls in das sonnenflirrende Laub der Linden. Dann kniete sie nieder und sprach ein leises, sehr aufrichtiges Dankgebet.
    Ich wrang meine Haare aus und flocht sie zu einem festen Zopf. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand, war es mir kalt in den nassen Kleidern, und ich hielt nach einer Stelle Ausschau, wo wir uns aufwärmen konnten. Es musste allerdings außerhalb der Sichtweite der Burgwachen sein, denn
noch wollte ich niemanden auf uns aufmerksam machen. Zu viel stand auf dem Spiel.
    »Was werden wir tun, Hardo?«
    »Uns in die Sonne legen und nachdenken.«
    »Gut.«
    Sie war eine wirklich bemerkenswerte Frau, die Jungfer Engelin. Sie folgte mir schweigend, und nach einer Weile hatte ich ein Plätzchen gefunden, das meiner Vorstellung entsprach. Hier war durch zwei umgestürzte Bäume eine kleine Lichtung entstanden, deren Boden mit weichem Gras bedeckt war.
    »Wir müssen unsere Kleider trocknen, Line. Mir ist kalt, und du zitterst auch.«
    »Natürlich.«
    Ich löste den Gürtel und zog den einfachen Kittel über meinen Kopf und kämpfte mich dann aus den nassen Stiefeln. Etwas zögerte ich, die Hose auszuziehen. Als ich fragend aufblickte, sah ich, dass Line hilflos an den Nesteln ihres Gewands zupfte.
    »Du musst mir helfen, ich krieg sie nicht auf.«
    Es war schwierig, mit den klammen Fingern die nassen Knoten zu lösen, doch schließlich gelang es mir, und sie legte das Obergewand ab und warf es über einen Busch. Die dünne Kotte klebte ihr am Leib, und meine Entscheidung fiel schlagartig.
    Die Hose blieb an.
    Und dann bemerkte ich ihren Blick.
    Er lag auf mir.
    Still stand sie da und betrachtete mich.
    Oder besser, sie weidete ihre Augen an mir.
    »Line?«
    Sie hob eine Hand und strich mir über die Schulter, dann über die Brust.
    Von irgendwoher stahl sich ein Seufzer über meine Lippen.
    »Der Tod war nahe«, flüsterte sie.

    »Ja, er war greifbar nahe.«
    »Halt mich fest, Hardo.«
    Sie lehnte sich an mich, und was hätte ich anderes tun können? Ich umfing sie mit meinen Armen. Und als sie ihr Gesicht zu mir hob, da waren ihre Augen ernst und fragend.
    Und ihre Lippen so weich und so nah.
    Manneszucht, Hardo, Mannes …
    Gut, auch ich habe Grenzen.
    Ihre Arme schlossen sich um meinen Nacken, ihr Körper schmiegte sich an den meinen. Ich hätte etwas sagen sollen, all die vielen tausend minniglichen Worte, doch keines wollte sich finden. Wir sanken in das weiche Gras unter den Linden und zerdrückten die Blumen unter uns.
    Und was dann geschah, das werde ich Euch nicht erzählen. Das bleibt ein Geheimnis zwischen Engelin und mir.
     
    Die Sonne war über den Zenit gewandert. Amseln sangen Duette in den Bäumen, Bienen summten, und im Wind wirbelten kleine, weiße Blütenblättchen. Engelins blonde Haare hatten sich mit meinen schwarzen gemischt, ihre weißen

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