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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sich Engelin im ersten Moment alleine. Sie stellte ihre Habseligkeiten ab und wollte sich daranmachen, die vertrockneten Sträuße aus den Krügen zu nehmen, als sie eine Bewegung hinter dem Altar wahrnahm. Sie hielt inne und drehte sich um.
    »Cuntz! Was macht Ihr denn da hinter dem Altar? Und wieso steht der so weit vorne?«
    »Muss was wegräumen«, grunzte der Pächter und zerrte an dem steinernen Tisch. Engelin, neugierig wie Patta, ging auf ihn zu und wunderte sich dabei über die nassen Fußspuren, die rund um den Altar zu sehen waren.
    Cuntz sah sie mit einem wilden Blick an, und sie fragte sich, ob der Mann wohl an Schwindel litt. Schon wollte sie ihm zu Hilfe kommen, als sie fast in die Öffnung zu ihren Füßen gestolpert wäre. Patta schlich um das Loch und wollte unter den Altar schlüpfen, da packte der Mann ihn mit einem festen Griff und warf ihn in die Tiefe.
    Engelin schrie.
    Cuntz sah sie an, sprang über die Öffnung und gab ihr einen festen Stoß.
    Sie taumelte, stolperte, rutschte aus, und mit einem weiteren
Schlag in ihren Rücken fiel sie den dunklen Schacht hinunter.
    Hart schlug sie auf, ihr Kopf prallte an die Wand, und sie verlor das Bewusstsein.
     
    »Meister Hardo! Zu Hilfe! Hilfe, ein Seil, schnell!«
    Cuntz kam aus der Seitentür der Kapelle gestürzt. Ich erhob mich von den Knien.
    »Was ist passiert?«
    »Jungfer Engelin, Herr. Ein Unfall!«
    Nun war mir ein gewisses Misstrauen inzwischen zur zweiten Natur geworden, und ich näherte mich vorsichtig der Kapelle.
    »Was ist ihr geschehen?«
    »Der Kater! Er ist in das Loch gefallen. Und sie ist hinterher und gestürzt.«
    »Welches Loch, Cuntz?«
    »Das hinter dem Altar.«
    Alle Alarmglocken begannen in meinem Kopf zu läuten. Aber es galt abzuwägen. Engelin mochte tatsächlich in Gefahr sein, auf welche Weise auch immer sie in den Schacht des Geheimgangs geraten war.
    »Holt Ihr das Seil aus den Werkstätten, ich sehe mir die Sache mal an«, beschied ich den Pächter. Er trottete in geschwindem Schritt durch den Torbogen, ich begab mich in die Kapelle. Der Altar war verschoben, die Bodenplatte zur Seite gestellt. Unten war es dunkel, aber sehr vernehmlich maunzte und miaute der Kater in der Tiefe. Von Engelin war nichts zu sehen oder zu hören. Ich griff nach einer der Kerzen und zündete sie an dem ewigen Licht am Kreuz an. Doch ihr Schein erhellte das finstere Loch nicht genügen.
    Der Pächter kam zurück, ein aufgerolltes Tau über der Schulter.
    »Wieso ist der Gang offen, Cuntz?«
    »Keine Ahnung. Heute nach der Andacht sind Magister
Johannes und der Ritter hiergeblieben. Vielleicht haben sie etwas überprüft.«
    Möglich war das.
    »Fackel!«, befahl ich.
    »Muss ich erst aus dem Lager holen.«
    Das Maunzen wurde zu einem Kreischen, dann folgte ein herzzerreißendes Stöhnen.
    Die Blumen, die Kannen, der Wassereimer - ja, es mochte Engelin sein.
    Es galt abzuwägen.
    Ich nahm das Seil und schlang es um die erste Sprosse der Stiege in den Schacht hinunter. Immerhin wusste ich, wohin der Gang führte.
    »Ruft Hilfe, Cuntz. Auf der Stelle!«
    Er trabte los, und ich tastete mich mit dem Fuß vorsichtig nach unten. Knapp zwei Mannlängen tief war der Einschlupf zu dem Geheimgang, daran konnte ich mich noch erinnern. Und auch, dass der Schacht feucht und glitschig war.
    Von unten kam wieder ein Stöhnen. Sehr vorsichtig setzte ich meine Schritte auf die hölzernen Sprossen. Eine gab nach, brach. Ich musste mich mit den Händen festklammern, fand aber wieder Halt. Dann war ich unten angekommen, und auf dem sandigen Boden lag wirklich Engelin. Im schmalen Lichtkegel, der von oben einfiel, erkannte ich einen Streifen Blut an ihrer Schläfe. Ich kniete mich auf den feuchten Boden und hob ihre Schultern an.
    »Line! Line, komm zu dir«, bat ich sie eindringlich.
    Ihre Lider flatterten, und sie tastete nach meinem Hals, um sich festzuhalten.
    »Cuntz. Er hat mich gestoßen. Und Patta …«
    Der Kater war auf Katzenart gelandet und lediglich empört.
    »Cuntz hat dich …«
    In diesem Moment scharrte es, es wurde dunkel, und giftig erklang es durch den letzten schmalen Spalt: »Fahrt zur Hölle!«

Wachdienst
    Ismael war schon den ganzen Morgen von Unruhe getrieben gewesen, und daran waren nicht seine nächtlichen Umtriebe schuld. Obwohl die ihn ein wenig Schlaf gekostet hatten. Denn als er sich von Hardo verabschiedet hatte, war er noch einmal über den Burghof geschlendert. Irgendetwas hatte ihn dazu veranlasst, nicht sofort sein hartes

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