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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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liegt auf der Hand, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Darum habt Ihr mich hier hoch gebeten.«
    »Einer der Gründe.«
    Ulrich beugte sich über den Mauerrand. Ich hielt ihn am Ärmel fest.
    »Nicht zu weit, mein Freund.«
    Er kam zurück und sah mich lange an.
    »Danke. Sigmund hat Euch am ersten Tag erkannt und gewusst, dass Ihr der Wahrheit auf der Spur seid oder sie schon kanntet. Er beschloss, Euch umzubringen. Er hat die Armbrust genommen, so viel habe ich von dem Waffenmeister erfahren. Es fehlt eine, genau wie Ihr vermutet habt. Er kam zurück, nachdem er versagt hatte, um sich selbst zu richten.«
    »So ungefähr.«
    »Cuntz, den er vermutlich damals zu der falschen Aussage überredet hat, fühlte sich zunächst sicher, hat aber inzwischen gemerkt, dass auch seine Schuld entdeckt wurde oder in Kürze offenbar sein würde. Weshalb er Euch daran hindern wollte, sie laut werden zu lassen.«
    »Ich glaube, zuerst hat er versucht, selbst aus der Burg zu fliehen. Er wusste von dem Geheimgang, denn ich hatte Jonata einst durch ihn auf das Gut gebracht. Sie wird ihm davon berichtet haben. Aber dann hat er entdeckt, dass Wasser im Gang stand, und hat Angst bekommen. Daher die nassen Fußspuren.«
    »Unseligerweise betrat, kurz bevor er den Eingang wieder verschließen konnte, Jungfer Engelin mit den Blumen die Kapelle.«
    »Immerhin hat er schnell gehandelt und die Gelegenheit geradezu diabolisch gut genutzt.«
    »Er ist maulfaul, Hardo, aber er besitzt eine ausgeprägte Bauernschläue. Puckl hat alle Hände voll zu tun, seine unsauberen Geschäfte nachzuvollziehen.«

    »Deshalb wird er auch jetzt wieder versuchen, sich herauszuwinden.«
    »Wir werden es nicht zulassen. Hardo, wenn Sigmund den Burgherrn umgebracht und Cuntz die Tat beobachtet hat, dann muss er ihn entweder überredet oder gezwungen haben, gegen Euren Vater auszusagen.«
    »Es sind noch viele Fragen offen. Ich hoffe, dass mir in den nächsten Tagen Antworten zuteilwerden. Lasst mich meine Geschichte zu Ende erzählen, Ulrich. Noch vor Pfingsten wollen wir Gericht halten.«
    »Pfingsten ist in drei Tagen.«
    »So lange wird Cuntz schon noch überleben. Ihr könnt ihm ja die Fesseln abnehmen lassen und Wasser und Brot geben. Aber schickt dazu mindestens zwei der Wachen zu ihm. Morgen.«

Ehrenrettung einer Dame
    Ismael, Dietrich und Puckl waren von Ida sanft gescholten worden, weil sie angeblich gefaulenzt hatten, statt ihren Pflichten nachzukommen, und mit demütiger Miene hatten sie alle drei die Schuld auf sich genommen und Besserung gelobt. Jetzt stellten sie die Tafeln und Bänke im Saal auf, um für das gemeinsame abendliche Mahl zu decken. Die Fenster hatten sie geöffnet, und linde Maienluft wehte Vogelzwitschern hinein. Die drei gingen schweigsam ihren Pflichten nach; der Nachmittag war zu ereignisreich gewesen, um jetzt schon darüber in Muße zu plaudern. Darum schrak Ismael auch zusammen, als Dietrich, der am Fenster zum Hof stand, plötzlich sagte: »Das gefällt mir nicht!«
    »Was gefällt dir nicht?«, wollte Puckl wissen und ließ die Bank los, die er eben an den Tisch schieben wollte.
    »Dass Fräulein Casta sich mit dem Höfling unterhält.«
    Ismael trat ebenfalls ans Fenster und sah zu den beiden
hin. Das Edelfräulein hatte sich aufgeputzt, aber das tat sie für das Essen eigentlich jeden Tag. Aber sie machte dem duftenden Lucas, wenn er es richtig deutete, tatsächlich schöne Augen.
    »Nein, das gefällt mir auch nicht«, sagte er. »Man sollte sie warnen. Der Lucas ist ein schmieriges Ekel und den Frauen gegenüber ein Rohling.«
    »Woher weißt du das?«, wollte Dietrich wissen.
    »Ännchen. Sie hat sich schon mal gezwungen gesehen, ihm eine Gewandnadel ins Bein zu rammen.«
    »Ja, und Engelin hat ihm auch schon mal eine gescheuert«, ergänzte Puckl.
    »Ich gehe runter zu ihr«, sagte Dietrich und wollte den Saal verlassen.
    »Hol besser Herrn Ulrich«, riet Ismael, nicht ohne Hintergedanken. Er erinnerte sich an manche Äußerungen, die zwischen Hardo und dem Ritter gefallen waren. »Ich gehe nach unten. Schau, sie verschwinden im Lichhof. Eil dich, Knappe!«
    Dietrich verschwand, und Ismael bat Puckl: »Bleib am Fenster und beobachte das von hier oben aus. Das könnte nützlich sein.« Dann schlüpfte auch er aus dem Saal, überquerte den Hof und betrat die Kapelle. Leise öffnete er die Seitentür, die in den Lichhof führte.
    Und hier wurde er Zeuge, wie Casta versuchte, sich aus dem zudringlichen Griff des Höflings zu winden.

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