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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ihr Chapel war bereits zu Boden gefallen, sie schlug ungeschickt nach dem Mann. Ismael wollte gerade eingreifen, als der Ritter in den Lichhof stürmte, gefolgt von Dietrich.
    Ulrich von der Arken sagte nichts, drohte nicht und warnte schon erst recht nicht. Er bekam den jämmerlichen Freier am Hals seines Wamses zu packen, und mit einem eisernen Griff an seinem rechten Arm zwang er ihn zu Boden.
    Ismael winkte den Knappen zu sich, und der reagierte auch sofort.
    »Kommt, Fräulein Casta, hier hinein!«

    Dietrich schob sie zur Kapelle, und hier empfing sie Ismael.
    »Dummerchen«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie schlug beide Hände vor ihre Lippen und starrte nach draußen. Ulrich hatte den Höfling an seinen geölten Locken gepackt und den Kopf nach hinten gerissen, sodass er zu ihm aufschauen musste. Mit einer Stimme, scharf wie bester Damaszenerstahl, sagte er: »Wenn Ihr Euch noch ein einziges Mal auch nur zehn Schritte weit an Fräulein Casta oder eine der anderen Jungfern und Frauen nähert, Lucas van Roide, dann werde ich alle meine ritterlichen Tugenden auf einen Schlag vergessen und Euch wie einem räudigen Köter das verflohte Fell in Fetzen vom Leib reißen. Haben wir uns verstanden?«
    Ob der Höfling zu einer geschliffenen Replik in der Lage war, konnten sie nicht hören. Der Ritter ließ ihn los, und er stand taumelnd auf, um schnellstmöglich Abstand von dem wütenden Kämpen zu gewinnen. Dietrich reichte Casta ihr Chapel.
    »Kommt, edles Fräulein, ich begleite Euch zum Palas. Ihr müsst Eure Haare richten.«
    »Ja, danke, Dietrich.« Dann wandte sie sich an Ismael, und mit Erstaunen sah er ihre Augen vergnügt aufblitzen. »Mag dumm gewesen sein, aber das war es wert.«
    »Denke ich auch. Aber jetzt weg mit Euch.«
    Die beiden verließen die Kapelle, und Ismael ging dem Ritter hinterher, der am Brunnen nach dem Eimer griff. Ismael nahm ihm den ab und haspelte eine Ladung Wasser nach oben.
    »Danke, mein Junge. Ich muss mir das ranzige Fett von den Händen waschen. Der Kerl hat das Schmalz von drei Schweinen in seine Locken geschmiert.«
    »Erlaubt, Herr Ulrich, dass ich Euch eine Frage stelle?«
    Ein flüchtiges Lächeln erhellte die ansonsten so düstere Miene des Ritters.
    »Das hast du dir wohl verdient. Ein ereignisreicher Tag war das heute für euch, nicht wahr?«

    »Es gab so einige bemerkenswerte Momente, das ist richtig.«
    »Was willst du denn wissen?«
    »Herr, Ihr habt eben eine - ähm - nicht eben ritterliche Haltung bewiesen.«
    »Sag es nicht weiter.«
    »Nein, aber Ihr solltet Eurem Knappen den einen oder anderen faulen Trick beibringen. Er kämpft tapfer, aber er hält sich viel zu streng an die Regeln.«
    »Nein, Ismael, das kann und werde ich nicht tun. Schlimm genug, dass er es eben bei mir mit ansehen musste.«
    »Herr Ulrich, verzeiht, dass ich widerspreche, aber im wirklichen Leben kann ein fieser Trick manchmal zwischen Leben und Tod entscheiden.«
    Der Ritter musterte ihn lange, und Ismael bemerkte, dass sein gesundes Auge von einem tiefen Grün war.
    »Bei deiner Ehre, Ismael, du hast nie gehört, was ich jetzt sage.«
    »Ich schwöre.«
    »Bring du ihm die faulen Tricks bei. Ich werde wegsehen, wenn er sie einsetzt.«
    »Danke, Herr Ulrich.«
    Der Ritter schüttelte das Wasser von den nassen Händen und ging ohne ein weiteres Wort zum Palas zurück.
    Und Ismael machte Pläne. Vermutlich würden sie wieder eine ganze Menge von der gelben Salbe aus Idas Arzneitruhe brauchen, wenn er mit Dietrich fertig war.
    Sie beide.

Schändliche Minne
    Ich hatte, nachdem Cuntz im Verlies gelandet war, Puckl gebeten, Engelin auszurichten, dass sie, da Cuntz nun in Gewahrsam war, ihre Kemenate verlassen konnte, und ich
war mir sicher, dass der Secretarius es genossen hatte, ihr die Vorgänge der Gefangennahme genauestens zu schildern. Ich selbst legte meine bäurische Kleidung ab und fand, welche Truhen Ismael auch geplündert haben mochte, einige saubere Kleider vor, die meinem Stand angemessener waren. Der blaue Surkot war aus weichem Wollstoff, fiel in reichen Falten bis zu meinen Knien, Saum und die weiten Ärmel waren mit Samt besetzt. Vermutlich ein Kleidungsstück, das dem Burgherrn gehört hatte. Es stand auch mir recht gut. Ich bürstete mir gerade die Haare aus, in denen sich noch ein paar Blättchen und Kletten von der Lichtung im Hain befanden, als es an der Tür kratzte. Ich öffnete und fand zu meiner Überraschung Jonata vor mir.
    »Meister Hardo, ich … ich muss mit Euch

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