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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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reden.«
    »Dann tretet ein. Oder wollen wir an einen anderen Ort gehen?«
    »Nein, besser hier, wenn es Euch nicht lästig ist.«
    Ich bat sie in den Raum, räumte die Kleider von der Bank und zog den Schemel zu ihr, als sie sich setzte.
    »Was bedrückt Euch, Jonata?«
    Sie schlug die Hände vor das Gesicht, und ich fürchtete schon einen Tränenstrom, aber ihre Augen blieben trocken.
    Was fast noch schlimmer war.
    »Jonata!«
    »Ihr habt meinen Namen nicht genannt; ich danke Euch dafür.«
    »Aber deshalb seid Ihr nicht hier.«
    »Nein. O Gott, es fällt mir so schwer. Meister Hardo, glaubt Ihr, dass ich meinen Vater vom Bergfried gestoßen habe?«
    »Weil Ihr noch nicht zufriedenstellend erklären konntet, wo Ihr Euch zu diesem Zeitpunkt aufgehalten habt? Der Ritter sagte mir, Ihr habet behauptet, Euch in den Vorratskammern befunden zu haben. War dem nicht so?«
    Sie schüttelte den Kopf.

    Ich vermutete Angst und Scham. Cuntz war nicht eben ein Vorbild als Gatte. Wusste sie, dass er sich mit der Buhle Loretta im Heu vergnügt hatte? Was wusste sie überhaupt von ihrem Ehemann? Es war möglicherweise ein guter Zeitpunkt, mehr von ihr zu erfahren. Also blieb ich geduldig.
    »Auf dem Bergfried aber wart Ihr auch nicht, nehme ich an.«
    Wieder schüttelte sie nur den Kopf. Ihre Wangen brannten.
    Beinahe hätte ich lachen müssen. Was für eine Ansammlung wunderlicher Pärchen hatte sich hier eingefunden.
    »Jonata«, begann ich sanft. »Wir wissen inzwischen, wo sich alle anderen aufgehalten haben, nur Ihr und Lucas van Roide seid noch eine Erklärung schuldig. Wollt Ihr mir gestehen, dass Ihr und der Höfling zusammen wart?«
    Sie nickte, die Finger fest verschränkt, sodass die Knöchel weiß wirkten.
    »Wo? Lucas gab an, im Weinkeller den Burgunder verkostet zu haben. Hat er dabei auch Euch gekostet?«
    Wieder ein stummes Nicken.
    »Mit Eurem Einverständnis oder gegen Euren Willen?«
    »Ich wollt’ es nicht. Ehrlich.«
    »Hat er Euch Gewalt angetan?«
    »Gedrängt, Meister Hardo. Unten im Keller. Ich wollte ein Fässchen Wein holen. Ich habe ihn erst nicht gesehen. Und dann hat er mich angefasst. Ich … ich hab mich nicht gewehrt. Es war nicht so schlimm.«
    »Nicht so schlimm wie mit Cuntz, was?«
    Jetzt schniefte sie doch.
    »Aber Ihr konntet es nicht zugeben, weil Euer Ehemann Euch dafür gestraft hätte.«
    Wieder nur stummes Nicken.
    »Warum habt Ihr ihn geheiratet, Jonata? Dass er ein grober Klotz ist, musste Euch doch schon von Beginn an klar gewesen sein.«
    »Ja, Meister Hardo. Aber mein Vater befahl es mir.«

    »Das wundert mich, ehrlich gesagt. Er hätte für Euch eine weit bessere Ehe vereinbaren können. Ein Burgvogt hat eine achtbare Stellung.«
    »Er mochte mich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht. Er wollte immer einen Sohn. Aber nachdem mein Bruder umgekommen ist …«
    »Ich sah seinen Grabstein heute. Aber ich erinnere mich nicht mehr an ihn. Ja, das muss Euren Vater sehr geschmerzt haben. Nur ist das kein Grund, Euch an einen ungeschlachten Pächter zu verheiraten. Ihr hättet einen Edelknecht oder auch einen Handelsherren heiraten können. Wenn auch nicht den Burgtölpel mit seinem Katergesang«, versuchte ich sie etwas aufzumuntern.
    »Ihr … Ich habe Euch damals … Gott, ich war so dumm. Verzeiht mir, Meister Hardo.«
    »Schon lange, Jonata. Ich war wirklich ein Tropf, und überheblich dazu.«
    »Aber Ihr habt mich gemocht, und ich habe Euch mit Spott und Häme übergossen.«
    »Und einem Krug Schmutzwasser. Vergesst es, mir sind weit herbere Abfuhren erteilt worden. Aber es gibt etwas, das ich gerne von Euch wissen möchte, Jonata.«
    »Was denn?«
    »Ich habe Euch damals zusammen mit meiner Mutter durch den Gang hinten in der Kapelle aus der Burg gebracht. Habt Ihr je einem anderen Menschen gegenüber diesen Gang erwähnt?«
    »Nein. Oder - doch, ja, ich habe es einmal Cuntz erzählt. Ist etwas damit?«
    »Nur Cuntz oder auch anderen?«
    »Nein, nein, nur ihm. Und er wusste auch schon davon. Vermutlich von meinem Vater.«
    »Ach so, ja, das kann sein.«
    Das sagte ich so leicht dahin, aber diese Tatsache fand ich bemerkenswert. Warum sollte Sigmund einem Pächter
den geheimen Zutritt zur Burg verraten? Es formte sich ein neuer Vers in meinen Gedanken.
    »Meister Hardo?«
    »Nein, Jonata. Ich glaube nicht, dass Ihr Euren Vater vom Söller gestoßen habt. Obwohl Ihr vermutlich nicht eben freundliche Gefühle für ihn hegtet.«
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich habe oft gegen

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