Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
sich hier sowieso nur auf, um sich mit ihrem Putz herzurichten. Und in Engelins und Castas Kemenate atmete ich vor Erleichterung aus. Line lag auf ihrem Lager. Alleine.
    Und dann packte mich schlagartig die Angst. Ich stürzte zu ihr hin. Nahm sie bei den Schultern und drehte sie um.
    Wütende, verweinte Augen starrten mich an.
    »Line, was ist passiert? Wer hat dir etwas getan? Wen muss ich bei lebendigem Leibe zerfleischen?«
    »Nichts ist passiert«, sagte sie, aber die Traurigkeit in ihrer Stimme strafte sie Lügen. Vermutlich hatte sie sich doch noch mit ihrem Vater gestritten. Doch das musste jetzt warten.
    »Dann ist ja gut. Line, ich brauche deine Hilfe. Casta ist in Schwierigkeiten.«
    Sie richtete sich sofort auf und schüttelte, was immer sie belastet hatte, ab.
    »Was soll ich tun?«
    »Hol Dietrich, er ist am Brunnen oder in der Küche. Sag ihm, der Ritter braucht ihn dringend in meinem Gemach.«
    »Was ist mit Casta?«
    »Das erkläre ich euch beiden dann gleich. Aber mach schnell, die Zeit eilt.«
    Sie huschte davon, und kurz darauf kehrte sie mit dem Knappen zurück.
    Ich wiederholte noch einmal, was mir geschehen war, und erklärte meinen Plan.
    »Vermutlich wird die Äbtissin in Kürze auftauchen und Zeter und Mordio schreien«, schloss ich.
    »Dann versteckt Euch, Herr Hardo«, sagte Dietrich, und Engelin flüsterte: »Sie kommt über den Hof. Der Gelehrte ist bei ihr.«
    Nun gut, aus dem Palas kam ich jetzt nicht mehr heraus, die Kemenaten sollte ich besser meiden, blieb mir noch das Gemach des Ritters. Ich schubste Engelin hinein.

    »Was soll das Ganze?«, fragte Engelin leise und spähte durch den Türspalt.
    »Es wäre eine sehr glaubhafte Lösung, wenn Ulrich mich mit Casta ertappt und in einem Anfall von Eifersucht umgebracht hätte, nicht wahr? Ich bin verschiedenen Leuten im Weg, und einige andere befürchten, dass ich etwas über sie weiß, das sie an den Galgen bringt.«
    »Ja, aber - ich meine, ich wusste, dass Casta und Ulrich - aber sie haben es doch nie gezeigt.«
    »Ihr habt darüber sicher getuschelt, oben in eurem Zimmer, nicht wahr?«
    Engelin errötete.
    »Lauscher gibt es überall.«
    »So wie hier«, sagte sie. »Es geht los!«
    Und das tat es auch. Man musste der ehrwürdigen Mutter eines lassen: Ein Talent für dramatische Auftritte hatte sie. Geschrei, Anschuldigung, Tränen - alles bot sie auf, um die Ehre ihrer Tochter zu retten und die des Ritters in den Boden zu stampfen. Es wimmelte kurz darauf im Palas, und ein klein wenig tat mir Ulrich leid, der unbekleidet gegen die Übermacht ankämpfen musste. Ich schickte Engelin zu Castas Verteidigung in die Schlacht und stahl mich in der ganzen Aufregung nach unten, verzog mich zu den Zwingern und netzte meine Haare mit dem kalten Wasser des Pferdetrogs.
    Mein Kopf brummte noch immer, und jetzt, da es nichts mehr zu tun gab, wurde der Schmerz beinahe unerträglich.
    Das Denken fiel mir entsprechend schwer.
    Ich setzte mich ins Gras, lehnte mich an die Burgmauer und schloss die Augen.

Die Macht des Weines
    Ismael grollte. Mochte einer die Weiber verstehen! Warum war Engelin denn nun schon wieder verschnupft? Er hatte ihr doch nicht einmal übel genommen, dass sie ihm die Goldmünzen geklaut hatte.
    Missmutig trabte er zu seiner Unterkunft mit der ernsthaften Absicht, Puckl, den feigen Secretarius, mit herben Worten zur Rede zu stellen. Ein Übermaß an kaltem Blut und Selbstzucht war auch nicht gesund, fand er, und er hatte vor, sich jetzt eine Erholungspause davon zu gönnen.
    Das unwillige Quietschen war das Erste, was er hörte, als er das Gebäude betrat, in dem die Wachen Quartier hatten. Es quietschte auf nicht unbekannte Weise, und Ismaels Blut begann zu sieden.
    Ännchen!
    Mit wem trieb diese kleine Schlampe hier Unzucht?
    Nicht dass er ein Anrecht auf alleinige Zuwendung hatte, aber so offensichtlich musste sie es ja nun doch nicht zeigen, dass sie für jedermann zu haben war!
    Ismael stürmte die Stiege hinauf, und wieder ertönte das Quietschen, diesmal aber wollte ihm scheinen, dass darin ein protestierender Klang enthalten war.
    Das Geräusch kam aus dem Raum, den er mit Puckl und Dietrich bezogen hatte, und mit Schwung riss er die Tür auf.
    Ännchen, von Puckl umfangen, der versuchte, ihr Küsse aufzudrängen und gleichzeitig den Kittel zu lüpfen, schimpfte wie ein Rohrspatz.
    Eine ungeschickte Taktik, vermerkte Ismael kurz, dann kochte sein Blut über.
    »Auseinander!«, donnerte er, und Puckl starrte ihn

Weitere Kostenlose Bücher