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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich weiß, dass er abends nach Hause kam. Schlimm das, Herr. Und schlimm, was Euer Vater tat. Aber das ist nicht Eure Schuld, was auch andere sagen, Herr. War gut, dass Ihr fortgegangen seid.«
    »Ja, das war wohl gut. Kam der Herr alleine oder mit anderen zurück?«
    »Mit dem Vogt, Herr. Auf seinem eigenen Pferd. Und aufrecht und gesund.«
    »Hast du mit ihm an jenem Abend noch gesprochen?«
    »Nee, Herr. Ich hab nur gesehen, dass er reinkam. Oben vom Wehrgang. Seinen blauen Umhang konnt man doch von Weitem erkennen.«
    Natürlich - der blaue Umhang. Er trug ihn oft. Ja, sie hatten ihn sogar darin begraben.
    »Ich glaube, ich versuche mal, wieder auf die Füße zu kommen, Alter. Wenn ich umkippe, sammle mich bitte
auf«, sagte ich und erhob mich. Es ging ganz gut, ein bisschen schwankte ich, und der Waffenmeister hielt mich am Ellenbogen fest.
    »Geht’s?«
    »Wenn der Boden aufhört zu wackeln.«
    Er lachte keckernd.
    »So ist’s richtig. Ein Mann muss wieder hochkommen nach einem Schlag.«
    »Ein wahres Wort.«
    Ich machte mich auf die Suche nach Ismael. Was immer in der Zwischenzeit geschehen sein mochte, es würde allen, auch Loretta und ihren Helfern, klar sein, dass ihr verräterisches Spiel fehlgeschlagen war.

Siebter Abend
    Im Hof hielt sich Ismael nicht auf, und da der Boden noch immer die Neigung hatte, hier und da unter meinen Füßen wegzukippen wie eine Kogge bei schwerem Seegang, begab ich mich in mein Gemach. Nebenan war Gemurmel zu hören, doch es klang nach normaler Unterhaltung, nicht nach Streit.
    In meinem Raum sah alles aus wie zuvor. Das Lager war zerwühlt, die Laute, der meine erste Sorge galt, stand an ihrem Platz, meine Kleider hingen an ihren Haken. Ich richtete das Bett und zog die Decke glatt. Doch dann legte ich mich, so wie ich war, darauf und schloss die Augen. Idas Mittel mochte die Schmerzen lindern, müde machte es allemal. Oder es war ganz natürliche Erschöpfung, denn in der vergangenen Nacht hatte ich nur wenig geschlafen.
    Die Hand am Dolchgriff schlief ich ein.
     
    Eine Hand, fest auf die meine am Dolchgriff gedrückt, weckte mich.

    »Meister, verschont mein Leben!«
    Ismael, grinsend.
    Gut, er wusste, dass meine Reaktionen ziemlich schnell waren, wenn es sein musste. Ich löste den Griff und drehte mich zu ihm um. Er hielt einen Krug in der anderen Hand und schickte sich an, etwas von dem Inhalt in den Becher zu gießen.
    »Ida sagt, das macht Euch wieder munter.«
    Langsam, prüfend, richtete ich mich auf und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Die Beule war nicht so schlimm wie befürchtet, schmerzte noch etwas, aber es war auszuhalten. Außerdem fühlte ich mich erholter, und das kalte, nach Minze schmeckende Getränk mochte vielleicht nicht die Müdigkeit vertreiben, aber es erfrischte mich.
    »Ich habe die Zeit verschlafen.«
    »Ja, aber das macht nichts. Wir haben Wache gehalten. Und jetzt haben sich alle zum Mahl versammelt.«
    Ich wollte aufspringen, doch Ismael schüttelte den Kopf.
    »Bleibt. Herr Ulrich meinte, es wäre besser, wenn Ihr erst dann in den Saal kommt, wenn es Zeit für Eure Geschichte ist.«
    »Gut, das trifft sich. Ich habe etwas herausgefunden, Ismael.«
    »Ich auch.«
    Er setzte sich in gewohnter Manier mit untergeschlagenen Beinen auf mein Lager, und ich tat es ihm gleich. Reisen in den Orient führten zu eigenwilligen Sitzhaltungen. Aber ich fand sie bequem.
    »Loretta hat Casta den betäubenden Trunk verabreicht«, erklärte ich.
    »Stimmt, daran hat Casta sich auch erinnert. Aber mehr nicht. Ihr seid trotz Eures angeschlagenen Kopfes ziemlich schnell, Hardo.«
    Ich lächelte meinen jungen Freund an.
    »Der Meister ist tot?«

    »Das Spiel ist aus, oder nicht?«
    »Dieser Teil schon. Hast du herausgefunden, wer mir den Schlag auf den Kopf versetzt hat?«
    »Nein, aber ich habe mir Gedanken dazu gemacht.«
    »Das ist mehr als das, zu dem ich in der Lage war. Lass hören.«
    »Wer den perfiden Plan entworfen hat, Euren Tod durch Ulrichs Hand herbeizuführen, wusste um des Ritters Zuneigung zu dem Edelfräulein. Dass Casta ihn liebt, hat Ännchen herausgefunden; sie hat große Lauscher unter ihren Flechten und eine flinke Zunge in ihrem Kussmäulchen.«
    »Damit wusste es natürlich Loretta.«
    »So ist es. Und dann gab es gestern Abend ein kleines Ränkespiel, wie Ihr wisst. Casta hat mit dem schmucken Lucas angebändelt, und Ulrich ist derb dazwischengefahren. Somit war Lucas bekannt, dass der Ritter sein Auge auf das edle Fräulein

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