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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verdutzt an.
    Ännchen wand sich aus seinem Griff und holte aus. Klatschend landete ihre Hand auf Puckls Wange.
    »Was soll’n das?«, sagte der Secretarius und versuchte, sich an ihrer Schulter festzuhalten.

    »Du bist wohl von Sinnen, ein Weib wider seinen Willen zu kosen«, fauchte Ismael ihn an. »Oder warst du ihm zu Willen, Ännchen? Kannst du nicht genug kriegen? Musst du dich jetzt wie deine lockere Herrin bei den Wachen herumtreiben?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, giftete Ännchen zurück und schubste Puckl fort. »Was glaubst du eigentlich, was für Rechte du hast?«
    »Keine, was dich anbelangt. Aber einen unschuldigen Krüppel verführen …«
    »Ha, ich und den verführen? Der hat mich begrapscht. Der hat versucht, mir an mein Schatzkästchen zu gehen. Der mag einen Buckel haben, aber seine Hände sind genauso flink wie deine!«
    »Hasse doch gesacht,’Smael, die sin alle gleich, die Weiber.«
    Ismael war kurz davor, richtig rot zu sehen. Dann aber mühte er sich, seine kochende Wut zu bändigen.
    »Das habe ich nie gesagt. Wieso bist du überhaupt hier oben, Ännchen?«
    »Geht dich nichts an!« Sie wollte an ihm vorbeischlüpfen, aber er hielt sie fest.
    »Hab sie zum Wein eingelad’n. Schlückchen trinken«, nuschelte Puckl und schwankte.
    Ismael ging endlich ein Licht auf. Er ließ Ännchen los, und er warf einen Blick in den Weinkrug, den er vorhin aus der Küche hatte mitgehen lassen.
    Er war fast leer.
    »Du hast ihn ausgesoffen«, stellte er ernüchtert fest.
    »’s n’ tolles Gesöff!«, bestätigte Puckl, kippte um und schwieg.
    »Der ist ja vollends bezecht«, bemerkte Ännchen jetzt auch. »Was für ein Blödmann. Es ist helllichter Tag.«
    Und so ganz langsam gewann Ismaels sonniges Gemüt wieder Oberhand. Erst stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen, dann wurde es zu einem Kichern und schließlich zu
einem Lachen. Er legte der Kammerjungfer den Arm um die Taille und drückte sie an sich.
    »Ein Blödmann, aber auch ein armer Wicht«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Er ist eine so unschuldige Jungfrau. Ich glaube, er musste sich Mut antrinken.«
    »Oh, ach ja. Nun, hätte er freundlich gefragt …«
    »Turtelst du mit jedem, der freundlich fragt?«
    Der Blick, den Ännchen ihm unter ihren halb gesenkten Lidern zuwarf, brachte Ismaels Blut schon wieder in Wallung, jetzt aber auf weit angenehmere Art.
    »Kommt drauf an, wer fragt«, gurrte sie.
    »Dann versuch ich mein Glück später noch mal. Jetzt muss ich die Leiche aber erst einmal aufbahren.«
    »Ich helfe dir.«
    Gemeinsam zogen sie dem trunken schnarchenden Puckl die Stiefel aus, lösten sein Wams und packten den Schlafenden auf sein Lager.
    »Besser, du schweigst darüber. Er wird einen mörderischen Brummkopf haben und sich vermutlich an nichts mehr so genau erinnern.«
    »Wär besser für ihn.«
    »Eben.«
    »Aber du erinnerst dich?«
    »Nur an süße, frische Äpfelchen …«
    Die zu verkosten hätte Ismael zwar große Lust gehabt, aber Dietrich kam in den Raum gestürzt und berichtete von dem Tumult im Palas.

Brummköpfe
    Mein Kopf dröhnte, selbst bei geschlossenen Augen. Zu gerne hätte ich ihn auf mein Lager gebettet, aber einerseits war das vermutlich noch immer belegt, und zum andern traute ich mich nicht, auf zwei Füßen zu stehen. Also
blieb ich in der Sonne sitzen und wartete, dass es vorbeiging.
    Das sollte mir nicht vergönnt sein.
    »Herr, Ihr habt schon wieder einen Tumult angezettelt.«
    Ismael hockte vor mir. Ich machte die Augen mühsam wieder auf.
    »Au weh, Euch geht es nicht gut.«
    »Würde dir nach einem Schlag auf den Kopf auch nicht gutgehen«, murmelte ich.
    Noch einmal wiederholte ich, was sich ereignet hatte.
    »Ja, die ehrwürdige Mutter hat einen höllischen Krawall veranstaltet. Inzwischen hat sie Casta in ihre Kemenate verbannt. Engelin ist bei ihr. Die Äbtissin aber bearbeitet den Ritter weiter. Sie malt sich wohl aus, dass er ihre Tochter unverzüglich ehelichen wird, sich selbst das Lehen zuspricht und sie als liebreizende Schwiegermutter hier wohnen lässt.«
    »Da sage einer, in die Hölle kämen wir erst nach dem Tod«, erwiderte ich.
    »Hasst Ihr den Ritter so sehr, dass Ihr ihm dieses Schicksal gönnt?«
    »Nein. Ich glaube, er ist Manns genug, es abzuwenden. Zumindest das mit der ehrwürdigen Schwiegermutter. Ich hoffe aber, dass er und Casta sich einig werden. Aber das war nur eine Zugabe, die sich aus der ursprünglichen Situation ergeben hat. Eigentlich sollte es mich

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