Das Spiel des Saengers Historischer Roman
ich und streichelte über die zarte Seide ihrer Brust.
Der kalte Stahl an meiner Brust brachte mich dazu, diese wundervolle Tätigkeit abzubrechen und mich auf die scharfe Spitze zu konzentrieren, die sich in der Höhe meines Herzens befand.
»Hättet Ihr einen anderen Namen genannt, Hardo, befände sich Euer Dolch jetzt eine gute Handbreit tiefer in Eurem Leib.«
Ulrich von der Arken.
Hatte ich mich so getäuscht?
Langsam öffnete ich die Augen, und obwohl das Licht mir Schmerzen verursachte, erkannte ich, was seine kalte Wut entfacht hatte.
Nicht Engelin lag in meinen Armen. Es war das Edelfräulein Casta.
Nackt und bloß wie neugeboren.
Blankes Entsetzen packte mich. Ich ließ sie los und wollte von ihr abrücken, aber ihre Arme schlangen sich im Halbschlaf um mich, und sie flüsterte: »Ulrich!«
Der Dolch verschwand.
»Was geht hier vor?«
Die Stimme des Ritters verriet jetzt deutlich Verwunderung.
»Wenn Ihr mich am Leben lasst, Ulrich, werde ich Euch helfen, das herauszufinden.«
»Steht auf und zieht Euch an!«
Sanft machte ich mich aus den mich umschlingenden Gliedern frei und kroch vom verwühlten Lager. Meine Kleider und die von Casta lagen wild verstreut in dem ganzen Gemach, so als hätten wir sie uns in brennender Leidenschaft gegenseitig vom Leib gerissen. Ich sammelte die meinen auf und legte sie so schnell wie möglich wieder an. Ulrich und ich waren alleine in dem Raum, wofür ich dankbar war.
»Puckl - er rief mich zu Euch. Es hatte eben zur Terz geläutet.«
»Nicht zu lange her.«
Der Ritter sah unverwandt zu der schlafenden Casta, deren bloße Schultern und Arme unter der Decke hervorschauten. Ihre Haare waren gelöst und zerzaust, und auf ihrem Gesicht lag ein leises Lächeln.
»Als ich durch die Tür trat, traf mich von hinten ein Schlag.« Ich tastete meinen Kopf ab. Kein Blut, aber eine schmerzende, handtellergroße Beule. »Ein umwickelter Gegenstand, kein spitzer oder scharfer«, schloss ich daraus.
»Leise und effizient.«
»Als ich aufwachte, piekte mich Euer scharfer Dolch. Dazwischen ist Dunkelheit.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Ich nehme an, dass jemand wünscht, Ihr würdet tatsächlich das Messer in mein Herz jagen, wenn Ihr mich auf diese Weise vorfindet.«
Ulrich sah sich um, aber ich war mir sicher, dass es keine verräterischen Spuren gab. Andererseits …
»Ulrich, da Ihr es nicht getan habt, wofür ich Euch mein Leben lang dankbar sein werde, bietet sich jetzt eine Gelegenheit, den Spieß umzudrehen.«
»Wie meint Ihr das?«
»Rasch, zieht Euch aus und legt Euch zu Casta.«
»Seid Ihr wahnsinnig?«
»Nein, ich denke nur praktisch. Los, eilt Euch, denn ich vermute, in Kürze wird hier die Hölle los sein.«
Ich griff schon nach seinem Gürtel, und er starrte mich wie gelähmt an.
»Ulrich, es ist kein Schicksal schlimmer als der Tod, neben einer schönen Frau im Bett zu liegen.«
»Aber ihre Ehre …«
»Na, die rettet Ihr nachher.«
Ich zupfte an den Nesteln seines Gewands, und endlich half er mit.
»Ihr könnt ja Manneszucht walten lassen. Ich glaube, man hat ihr einen betäubenden Trank eingeflößt, der sie noch für eine Weile benommen sein lässt. Aber wenn sie aufwacht, wird sie dankbar für Euren Schutz sein.«
»Sancta Maria!«, sagte der Ritter mit Inbrunst.
Ich lüpfte die Decke, und er kroch darunter. Casta schmiegte sich sogleich an ihn, leise und zufrieden maunzend.
»Ich rufe Dietrich, er wird vor der Tür Wache halten. Und ich stelle mal ein paar Nachforschungen an. Ich schätze, Ihr habt gut zwanzig bis dreißig Vaterunser lang Zeit, die trauliche Umarmung zu genießen. Betet an, was Euch beliebt«, schloss ich mit einem Grinsen.
»Haut ab!«
Ich gehorchte.
Doch ich musste vorsichtig sein. Wer immer mir den Schlag auf den Kopf gegeben hatte, musste weiterhin in dem Glauben bleiben, ich läge noch mit Casta im Bett.
Von dem schmalen Fenster über der Treppe aus sah ich Dietrich den Wassereimer am Küchenbrunnen hochhaspeln. Mein Kopf schmerzte, aber ich zwang mich, folgerichtig zu denken. Erst erwog ich, den Knappen herbeizurufen, aber auch das schien mir zu gefährlich. Ein Risiko war es auch, in den Kemenaten oben nach Hilfe zu suchen, aber mit etwas Glück würde ich dort sogar Engelin oder auch Ännchen finden, die zwar keck, aber gewitzt war.
Das Gemach der Äbtissin war leer, dafür dankte ich der heiligen Apollonia von den Zahnschmerzen. Lorettas Kämmerchen
ebenfalls. Das verwunderte mich nicht; sie hielt
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