Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
eigenhändig die Laute über den Schädel ziehen!«
    Und dann stutzte sie.
    »Was ist, Line?«
    »Die Laute. Woher hat er die Laute? Das ist eine andere als die, die wir dem Höfling abgeluchst haben. Wieso ist mir das nicht gleich aufgefallen?«
    »Er hat eine andere, ebenso magische Laute erhalten, Line. Wie, das wird er uns vermutlich heute erzählen.«
    »Oh. Daran hängt ganz sicher noch eine Geschichte.«
    »O ja.«
    »Ismael, weißt du, welche Ziele Hardo hat? Wird er weiter als Minnesänger durch die Lande ziehen?«
    Ismael lachte.
    »Nein, gewiss nicht. Obwohl - dir wird er dann und wann noch mal ein minniglich Lied singen, vermute ich. Aber er hat sich mit dem Herrn Erasmus von der Heyd geeinigt, dass er zukünftig als sein Kompagnon in Venedig die gemeinsamen
Geschäfte übernehmen wird. Und ich werde ihn als sein Gehilfe begleiten.«
    »Venedig!«
    Ihr entfuhr ein Seufzer. Doch dann fragte Engelin sich plötzlich, ob das Tanderadei unter den Linden vielleicht doch nur ein Scherz gewesen war.
    Wer wollte schon eine lästige Kröte mit nach Venedig nehmen!
    »Line, warum schaust du auf einmal so traurig drein? Freust du dich nicht für Hardo? Ich meine, er hat sogar die Eltern seiner Mutter Gina ausfindig gemacht. Einfache Leute nur, aber redliche Handwerker. Er hat sich um sie gekümmert und ihnen ein großes Haus gekauft, das er auch bewohnt, wenn er dort ist.«
    Und in dem für eine lästige Kröte kein Platz war.
    »Er hat eine Familie dort. Welch Glück für ihn.«
    »Ja, und er wird mit den Handelsschiffen ins Morgenland reisen. Line, das ist wundervoll dort. So ganz anders als hier. Keine dumpfigen Nebel und kalte Winter. Heiß und trocken weht die Luft durch die Bazare. Sie duftet nach Myrrhe und Weihrauch, Nelken und Anis, nach Rosenwasser und Honig. Na ja, nicht überall, aber das ist es, was im Gedächtnis bleibt. Und die Frauen, Line. Dunkel, schmal und glutäugig. Und ebenso köstlich duftend wie die Körbe voll Kräuter und die geheimen Rosengärten in den Innenhöfen der Häuser.«
    Und sie waren keine lästigen Kröten.
    »Ihr habt ja offensichtlich großes Vergnügen dort gefunden«, sagte Engelin mit kaum unterdrückter Bitterkeit, doch Ismael bemerkte den veränderten Tonfall nicht und schwärmte weiter von den Wundern des Orients.
    Engelin hörte noch eine Weile schweigend zu, dann drehte sie sich um und lief die Treppe hinunter. Ihr war weh im Herzen.
    »Line, Line, bleib hier. Wo willst du hin?«
    »Ich habe Kopfschmerzen, lass mich in Ruhe.«

    »Line, du brauchst keine Sorge zu haben wegen der glutäugigen Schönen. Auch für Hardo ist die Minne nur ein Scherz gewesen!«, rief er ihr hinterher.
    Ohne ihn weiter zu beachten überquerte sie den Hof, huschte in ihre Kemenate, warf sich auf ihr Lager und gab sich ihrem Elend hin.
    Mochten auch die Minnelieder vom Schmerz und Zweifel der Verliebten berichten; mit ihrer ganzen Wucht getroffen hatte sie dieses Gefühl bisher noch nie.

Ränkespiele der Minne
    Ich war nach meinem Gespräch mit dem Domgrafen zu den Ställen geschlendert, um nach unseren Pferden zu sehen. Auch sie waren reizbar geworden, ein langer Ausritt hätte ihnen wie mir gutgetan. Eine Weile aber genoss ich die tierische Gesellschaft, die weit einfacher war als die menschliche. Dann aber holte mich Puckl zu meinesgleichen zurück. Er kam mit der Meldung, der Ritter wünsche mich in seinem Gemach zu sprechen. Belustigt stellte ich fest, dass der Secretarius eine leichte Schlagseite hatte und von einer Wolke Weindunst umgeben war. Offensichtlich erprobte er seine Männlichkeit im Wetttrinken mit den Wachen. Hoffentlich mit ihnen und nicht mit Ismael und dem Knappen.
    Ulrichs Bitte, ihn aufzusuchen, gab mir Hoffnung, dass seine Befragung der Wachleute zu einem Ergebnis geführt hatte, das es zu durchdenken galt, und nichts Böses ahnend machte ich mich auf den Weg zu seinen Räumen im Palas. Die Tür war angelehnt, ich klopfte. Dann trat ich ein. Das Gemach war leer. Ich rief seinen Namen und hörte ein Geräusch aus meinem eigenen Raum nebenan. Offensichtlich erwartete er mich dort.
    Ich war ein Idiot.

    Den Schlag sah ich nicht kommen.
    Es wurde dunkel um mich.
     
    Ich erwachte, und zwei völlig gegensätzliche Gefühle brachen gleichzeitig über mich herein. In meinem Kopf brummte ein dumpfer Schmerz, und meine Hände lagen auf einem unglaublich köstlichen Körper, der sich gänzlich ohne einen Faden Stoff an meine ebenso nackte Haut schmiegte.
    »Engelin«, murmelte

Weitere Kostenlose Bücher