Das Spiel des Saengers Historischer Roman
geworfen hat.«
»So solltest du es in seiner Gegenwart nicht formulieren«, bemerkte ich trocken.
»Ähm, nein.«
»Wenn aber dieser hinterhältige Plan von den beiden stammte, dann wäre es Lucas gewesen, der mich niedergeschlagen hat. Doch Ismael - meine Nase trügt mich selten. Sein Duft hing nicht im Raum.«
»Mhm. Seeehr klug, Hardo. Daran habe ich nicht gedacht. Denn selbst vorhin, als sich alle vor Eurem Gemach zusammenrotteten, umhüllte ihn noch der Duft von Ambra. Ich glaube auch nicht, dass er so schnell aus den Kleidern schwindet.«
»Also hat Loretta mit einem anderen ein gemeinsames Werk vollbracht. Es war demnach ein Dritter mit im Bunde.«
»Wer will Euren Tod - nun schon zum dritten Mal, Hardo?«
»Sigmund ist tot, Cuntz im Verlies, der Kaplan im Turm
eingesperrt. Die drei also nicht, obwohl zwei von ihnen ihr Bestes getan haben.«
»Wem ist Hardo von Langel im Weg?«
»Jedem, der glaubt, dass ich einen Anspruch erheben oder ihn Mörder nennen könnte.«
»Die Äbtissin, Jonata, der gelehrte Humbert, van Dyke, der Stiftsherr. Euer Freund, der Domgraf.«
»Wer von ihnen würde Loretta in seine Pläne einbeziehen?«
»Wenn es nützlich ist, ein jeder von ihnen, denke ich. Sie ist leicht zu haben, die Buhle.«
»Ja, Ismael, das glaube ich auch. Bei Gottfried von Fleckenstein aber fällt es mir schwer zu glauben, dass er mir ans Leben will. Er hat keinen Grund dafür.«
»Betrachten wir es einmal anders. Wir haben drei Parteien«, sinnierte Ismael. »Van Dyke mit Engelin und dem Stiftsherrn, Lucas mit dem Doktor Humbert und Loretta. Und die Äbtissin mit Casta und dem Domgrafen.«
»Richtig, und von dem unerwarteten Ausgang der Tat haben nun vor allem Casta und ihre Mutter den Vorteil.«
»Und Ulrich.«
»Wenn er es klug anstellt. Aber die Äbtissin hätte auch gewonnen, wenn die Tat wie geplant ausgeführt worden wäre, denn Ihr hättet keinen Anspruch mehr anmelden können.«
»Krude gedacht - die ehrwürdige Mutter überredet Loretta, ihrer Tochter einen Betäubungstrank zu kredenzen, den Domgrafen, mich niederzuschlagen und zu ihr ins Bett zu packen?«, schlug ich vor.
»Vergesst es.«
»Ebenfalls krude gedacht - der Stiftsherr, von der ehrwürdigen Mutter beauftragt, überredet Loretta und so weiter?«
»Schon weniger irrwitzig.«
»Oder van Dyke macht gemeinsame Sache mit ihr?«
»Weil er damit gleichzeitig Jungfer Engelins Ehre rettet - möglich.«
»Obwohl Hinrich van Dyke eher ein Mann ist, der seine Fäuste im direkten Kampf einsetzt.«
Ismael nickte und beendete die Überlegungen.
»Der Gelehrte, der für seinen Neffen das Lehen will, überredet Loretta und so weiter und schlägt Euch nieder.«
»Ich halte den Mann zwar für weltfremd, aber möglich wäre auch das. Einer von ihnen will aus diesem oder einem anderen Grund meinen Tod, Ismael.«
»Auch ein Weib kann einen Hammer schwingen und einen Mann hinterrücks niederschlagen. Vergesst das nicht.«
»Nein, ich vergesse es nicht.«
»Und deswegen werde ich heute Nacht hier bei Euch schlafen, Hardo.«
»Aber ganz gewiss nicht. Wer immer es ist, wird sich inzwischen in die Enge gedrängt fühlen und nicht davor zurückscheuen, nötigenfalls auch dein Leben zu opfern.«
»Aber Ihr könnt nicht …«
»Ich will auch nicht. Ich werde das harte Lager mit euch harten Mannen teilen. Und hier im Bett wird meine Geliebte liegen. Besser gesagt, ihre äußere Hülle.«
Ein langsames Verstehen konnte ich an Ismaels Mienenspiel ablesen. Es endete in einem gewaltigen Feixen.
»Ich besorge Euch ein paar Knochen und einen Pferdeschwanz.«
»Du bist der Meister der Täuschung.«
Ismael sah ob dieses Lobes ziemlich selbstzufrieden aus.
Mir aber ging noch eine andere Sache durch den Kopf, die mir ähnlich wichtig war wie mein Leben.
»Mein Herrin fand ich, just als ich von den Toten wiederauferstanden war und Dietrichs Hilfe benötigte, in ihrer Kemenate auf dem Lager hingestreckt, und wie mir schien, waren ihre Augen vom Weinen gerötet. Wer hat ihr ein Leid getan, Ismael? Hat sie etwas verlauten lassen? Hat sie mit ihrem Vater weiteren Streit gehabt, nachdem ich ihn verlassen habe, um mit Gottfried zu sprechen?«
»Nein. Nein, wir sind hinauf auf den Bergfried gestiegen, und ich habe ihr entlockt, wie sie es geschafft hat, uns so heimlich in Lahnstein zu entschlüpfen.«
Er erzählte mir von Engelins gewitztem Vorgehen, und mir wurde noch nachträglich angst und bange. Über den Schwager van Dykes würde ich auch
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