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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hatte ich es mir anders überlegt. Meine Verse galten nun ausschließlich der hohen Minne - meiner großen Liebe, die mich verkannte und der ich wehgetan hatte.
    Als ich der Aufmerksamkeit gewiss war, sang ich:
    »Alle Schulen sind ein Wind
gegen diese eine Schule, wo der Minne Jünger sind:
Die ist so künstereich, dass man ihr muss
die Meisterschaft gestehen.

    Ihr Besen zähmt so wilden Mann,
dass er es niemals hörte noch es sah, dass er das kann:
Wo hat jemand sonsten so hoher Schule
gehöret und gesehen?« 19
Der Sängerwettstreit
    Ich will euch heute den letzten Teil meiner Geschichte erzählen, das Ende meiner langen Fahrt, die vor acht Jahren begann und mich nun wieder hierhergeführt hat. Weit war ich gereist, viel hatte ich gelernt und manches gewonnen und wieder verloren. Ein Vermögen hatte ich gemacht und mir eine Stellung in der Welt der Kaufleute erworben. Und im vergangenen Jahr kehrte ich dann auch nach Speyer zurück.
    Spätsommer war es, als wir wieder Wohnung im Haus des Erasmus von der Heyd bezogen und ich meine Angelegenheiten so ordnete, dass ich künftig ein eigenes Handelshaus führen konnte. Mein edler Gönner nahm mich mit großer Herzlichkeit auf, und wir gaben Feste und besuchten die Feiern der Patrizier und Edlen der Stadt und des Landes.
    Erasmus von der Heyd ist ein Mann, dem große Achtung gebührt, ein redlicher Kaufmann, ein gütiger und kluger Herr. Doch sein Sinnen stand, wie man es heuer oft bei Handelsherren beobachten kann, danach, es dem Adel gleichzutun, und so setzte er denn alle seine Bemühungen darein, ein ritterliches Haus zu führen. Er war ein einflussreicher Ratsherr und ein geselliger Gastgeber. Es kam ihm in den Sinn, meine Fähigkeiten als Minnesänger dazu zu nutzen, seinen Ruhm zu mehren. Er rief zur Begeisterung der ganzen Stadt einen öffentlichen Sängerwettstreit aus.

    Im Herbst also trafen aus aller Welt die Männer - und auch einige Frauen - ein, die sich in dem Wettstreit um die besten Lieder miteinander messen wollten. Der Preis, den der Domgraf von Speyer für den Besten unter ihnen aussetzte, war eine kostbare Laute aus der Hand eines wahren Künstlers.
    Ich wollte mich zunächst dem Wettbewerb entziehen, führte an, dass ich meine Fähigkeit mitsamt der Laute verloren, nie wieder geübt und alle Lieder vergessen hätte, dass alle Melodien aus meinem Kopf entschwunden seien. Doch dann zeigte man mir die Laute, und ich wurde schwankend.
    Dann zögernd.
    Und schließlich stimmte ich zu.
    Es war ein strahlender Herbsttag, goldgelb und leuchtend rot hatte sich das Weinlaub gefärbt. Jungfern und Maiden hatten lange Girlanden daraus geflochten und den mit grünem Samt belegten Podest damit umwunden. Hier würden sich auf erhöhtem Sitz fünf Preisrichter einfinden und das Können der Sänger beurteilen, die vor den Zuhörern auf dem Domplatz ihre Kunst vorstellten.
    Ein Lautenbauer aus der Stadt lieh mir ein Instrument, neu, fein gearbeitet und weich im Klang, doch nicht zu vergleichen mit der Laute, die ich einst besessen hatte. Und schon erst recht nicht mit der, die zum Preis bestimmt war.
    Zwei Dutzend Sänger hatten sich eingefunden, einigen war ich schon einmal begegnet, andere waren mir vollkommen fremd. Einer jedoch war unter ihnen, dessen Anblick mir die Sprache verschlug. Ein alter Mann war es, mit langen, weißen Haaren und Bart. Gestützt auf einen schön geschnitzten Stock näherte er sich unserer Gruppe.
    Nicht nur ich fand keine Worte, auch alle anderen verstummten bei seinem Anblick.
    Bis jemand erschüttert flüsterte: »Der Meister Urban.«
    »Gott der Gerechte, der kann doch keine Strophe mehr husten.«

    »Was will der hier? Der gehört doch schon seit Jahren aufs Altenteil.«
    Manch abfällige Äußerung wurde geflüstert, denn die Angst hatte die Sänger erfasst. Der Trouvère war zuzeiten einer der berühmtesten Sänger gewesen, und sein Ruf stand hoch an den Höfen der Mächtigen. Mochte er aber auch die kleinen Gehässigkeiten hören, so ließ er es sich nicht anmerken. Der große Meister schaute in die Runde und nickte freundlich.
    »Noch einmal will ich mich mit den Besten unter euch messen«, sagte er mit leiser Stimme. »Ein letztes Mal in meinem Leben. Gebt also, was ihr könnt.«
    Er bat einen Jüngling, ihm auf das Podium zu helfen, und nahm auf dem Schemel Platz. Ein anderer Jüngling reichte ihm seine Laute, und mit zittrigen Fingern spielte er auf den Saiten eine schlichte Weise. Dann sang er, und das Gebet an Sancta

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