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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht. Ich weiß es noch immer nicht, Line. Es könnte ihn jemand geschickt haben.«
    »Wer bleibt denn noch übrig? Mein Vater, der Domgraf, der Gelehrte, Dietrich, Puckl? Oder die Äbtissin, Loretta, Ida, Jonata? Wo ist der Kaplan?«
    »In einem der Türme eingesperrt. Einer von den anderen muss es sein. Einer, dessen Beweggrund ich nicht zu durchschauen weiß.«
    »Lucas könnte aber auch aus eigenem Antrieb gehandelt haben, Hardo. Er hasst und verachtet dich, seit du ihm in Lahnstein Loretta abspenstig gemacht hast.«
    »Und weil ich möglicherweise das Lehen für mich beanspruchen könnte?«
    »Andererseits - wenn ich ehrlich sein soll, ich glaube das nicht. Er ist kein Mann von großer Entschlusskraft. Sonst hättest du Loretta nie für dich gewonnen.«
    »Er tut, was man ihm aufträgt, meinst du?«
    »Ja, das meine ich. Er ist leicht zu beeinflussen. Dass er dich hasst, machte ihn allerdings zusätzlich zu einem willigen Werkzeug.«

    Mein Kopf begann wieder zu schmerzen, und ich lehnte mich zurück und schloss die Augen.
    »Hardo?«
    »Ja, mein Lieb?«
    »Hast du Scherz mit mir getrieben?«
    »Nein, meine Geliebte.«
    »Dann lass uns nun zu Bett gehen.«
    Ich zuckte etwas zusammen.
    »Ich weiß, ich hatte dir versprochen …«
    »Mir zu Diensten zu sein, wenn ich es noch einmal wünschen sollte. Aber nicht heute Nacht. Ich möchte nur bei dir sein.«
    Also räumten wir den gemeuchelten Hardo zur Seite und legten uns auf mein Lager. Wie in alten Zeiten schmiegte sich Line in meinen Arm. Und ich schlief ruhig und ohne Nachtmahr.
    Doch als die Sonne aufging - je nun, als die Sonne aufging, da wurde es Tag …

Der Tag des Gerichts
    Nun wachet! Es naht der Tag,
vor dem man Angst wohl haben mag
ein jeglich Christen, Juden, Heiden.

    Der Vater bei dem Kinde Untreu findet,
der Bruder seinem Brüder lüget,
geistlich Leben in Trachten trüget,
Gewalt geht auf, Recht vor Gericht verschwindet.
Wohl auf! Hier ist zuviel geschlafen worden. 22

Erhellende Erkenntnis
    Die angenehme Nachtruhe hatte viel zur Linderung meiner Kopfschmerzen beigetragen, und bei der Morgenandacht, die wieder der Domgraf hielt, sah ich mich aufmerksam um unter der geschrumpften Anzahl der Gläubigen. Lucas und vielleicht ein weiterer der Anwesenden musste entweder überrascht oder ungemein verärgert sein, dass ich noch immer unter den Lebenden weilte. Doch wer immer es war, beherrschte sein Mienenspiel vorbildlich.
    Ulrich trat nach der Andacht vor und kündigte an, dass sich am Nachmittag alle Anwesenden im Saal zu versammeln hätten. Der Tod Sigmunds sei aufgeklärt, er würde zur neunten Stunde Gericht halten.
    Es gab Gemurmel, aber er ging hoch aufgerichtet aus der
Kapelle. Ich folgte ihm, während die anderen sich zerstreuten.
    »Kommt, Hardo, es ist Zeit, den Cuntz zu befragen.«
    »Wo?«
    »Im Wachturm über dem Tor. Ich habe die Mannen angewiesen, ihn während der Morgenandacht aus dem Verlies zu holen, ihn mit ein paar Eimern Wasser zu übergießen und in einen sauberen Kittel zu stecken.«
    Was das Aussehen des Pächters nicht sonderlich verschönte. Er sah eben aus wie ein Mann, der zwei Tage in seinem eigenen Dreck gelegen hatte und nicht eben sanft behandelt worden war. Ich wusste, wie sich das anfühlte. Die Mannen hatten ihn an Händen und Füßen gebunden und auf eine Bank gesetzt. Für Ulrich und mich standen zwei Sessel bereit, hinter uns an der Tür hielten zwei Mann mit Hellebarden Wache. Wir waren ebenfalls mit unseren Dolchen bewaffnet.
    Ich überließ es Ulrich, die ersten Fragen zu stellen.
    »Du hast versucht, die Burg zu verlassen. Aus welchem Grund?«, wollte der Ritter barsch wissen.
    Cuntz starrte auf den Boden und schwieg.
    »Es gibt ein paar sehr einfache Methoden, dich zum Reden zu bringen. Soll ich sie dir schildern? Oder versuchen wir es gütlich?«
    »Ich wollt nicht weg.«
    »Du möchtest wieder in den Kerker?«
    Cuntz gab ein Stöhnen von sich.
    »Nein, Herr.«
    »Du wolltest durch den Geheimgang aus der Burg fliehen.«
    »Ja, Herr.«
    »Dabei hat dich die Jungfer Engelin entdeckt.«
    »Ja, Herr.«
    »Du hast den Kater in den Schacht geworfen.«
    Er wand sich.
    Ich mischte mich ein.

    »Cuntz, ich habe die Jungfer und den Kater eben noch durch den einstürzenden Gang retten können. Es hat verdammt wenig Zweck, etwas zu leugnen.«
    Der Pächter sackte in sich zusammen.
    »Ich wollt weg von hier. Ihr wollt mir was anhängen.«
    »Was wollen wir dir anhängen?«, fragte Ulrich, und seine Stimme klang wie ein

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