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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Trauer und meine Wut auf mich selbst zu beschreiben. Was ich getan, oder besser, unterlassen habe, ist unverzeihlich.«
    Ich aber mochte darauf nicht reagieren, sondern sprach mehr zu mir selbst: »Ich habe zu meinem Vater als Kind aufgesehen, doch ich konnte ihm nie der Sohn sein, den er sich wünschte. Ich habe ihn enttäuscht - so wie er mich auch enttäuscht hat. Aber auch wenn er mir Leid verursacht hat - dieses Schicksal hat er nicht verdient.«
    »Nein, das hat er nicht. Und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte …«
    »Wir können es nicht; die Sonne geht unerbittlich auf und unter. Das ist das Einzige, was ich der Astrologia glaube.«
    »Ihr habt jedes Recht, mich zu hassen«, sagte Ulrich leise.
    »Hass, Ulrich, hat in diesem Fall schon viel zu viel Unglück angerichtet.«
    »Wohl wahr. Doch wir wissen jetzt um die Zwietracht zwischen Cuntz und Eurem Vater. Es wird seine Folgen haben. Aber warum all die anderen geschwiegen haben, wissen wir noch immer nicht.«
    »Nein, und ich vermute, das weiß der Pächter auch nicht. Er ist gewitzt, wenn es um ihn selbst geht, die Beweggründe anderer sind ihm vollkommen gleichgültig. Er ist ein gefühlloser und ehrloser Kerl.«
    »Ich war ebenso gefühllos, als ich ihm unbesehen glaubte. Ihr habt recht gehabt: Ich habe einen Panzer um meine Seele gelegt.«
    Ich betrachtete ihn, und die Sonne fiel auf die narbige Wange und das auf immer geschlossene Auge. Nein, Hass verspürte ich Ulrich gegenüber nicht, und meine Wut wich der Trauer. Und mit der würde ich leben müssen. Wie er mit seinen Narben.
    »Hardo, ich werde dafür sorgen, dass die Gebeine Eures Vaters hier auf dem Lichhof beigesetzt werden. Bei seinem Vater und seinem Bruder. So wie es sich gehört.«

    »Eine versöhnliche Geste, Ulrich. Aber es wird reichen, ihm einen Gedenkstein zu errichten. Und nun wollen wir sehen, ob wir nicht noch etwas mehr aus dem würdigen Kaplan herauslocken, denn nach seiner Rolle in der Angelegenheit haben wir Cuntz vergessen zu fragen.«
    »Dann wollen wir mal dem Magister die Beichte abnehmen.«
    »Ihr könnt das alleine, Ulrich. Ich werde die Zeit nutzen, um meinen Freund Gottfried danach zu fragen, wie die Laute tatsächlich in seine Hand geraten ist.«
    »Gut, wir tauschen uns anschließend aus.«
    »Ach, und noch etwas. Nehmt eine Kanne Wein zu der Unterhaltung mit dem frommen Säufer mit.«
    »Eine treffliche Idee. Der Wein wird ihm die Zunge lösen.«
    »Vor allem, wenn Ihr ihm den Trank verweigert.«
    »Teufel!«

Blutopfer
    Engelins Gemüt war heiter, das ihrer Freundin ebenfalls. Trotz des dräuenden Gerichts und der schon wieder anstehenden Arbeit des Brotteigknetens sangen die beiden fröhlich und beschwingt.
    »Ich kam gegangen zu der Aue,
da war mein Friedel kommen eh,
da ward ich empfangen, hehre Fraue
dass ich bin selig immer mehr.
Küsst er mich? Wohl tausend Stund
Tanderadei - seht, wie rot mir ist der Mund.« 23

    Sie waren so vertieft in ihren Minnesang, dass sie gar nicht darauf achteten, dass Ida an diesem Morgen ungewöhnlich fahrig wirkte.
    »Ulrich und Hardo werden heute Morgen den Pächter befragen«, erklärte Casta, als sie das erste Backblech mit Broten zum Backes im Hof trugen.
    »Und ich habe Ännchen überzeugen können, dass Loretta heute Vormittag ein Bad nehmen sollte«, sagte Engelin leise.
    »Was hat das miteinander zu tun?«
    »Weil die schöne Loretta, wenn sie im Badezuber sitzt, uns nicht so leicht entkommen kann.«
    Casta kicherte und schob die Laibe in den heißen Backraum.
    »Feine Vorstellung. Dafür werde ich gerne ein paar Eimer Wasser schleppen.«
    »Ja, aber wir sollten uns genau überlegen, was wir sie fragen wollen.«
    »Nun ja, wir müssen herausfinden, wer gestern deinem Hardo die Beule verpasst hat, nicht wahr?«
    »Und warum sie und dieser Jemand diese hinterhältige Posse inszeniert haben.«
    »Ich glaube, mit einfachen Fragen werden wir sie nicht zu einem Geständnis bringen. Sie wird sicher nicht zugeben, dass sie dir ein Schlafmittel in den Würzwein getan hat. Es muss uns etwas Geschicktes einfallen, mit dem sie sich selbst verrät.«
    »Mhm.«
    Nachdenklich schichtete Casta Holzscheite in einen groben Weidenkorb. Dietrich kam mit Ismael vorbei und nahm ihr den Korb mit einer höflichen Verbeugung ab.
    »Wann werden die Brote fertig sein, edle Jungfer?«, wollte Ismael wissen.
    »Ach, das kann dauern«, spöttelte Engelin.
    »Die hehren Recken scheinen hungrig zu sein, Engelin. Und hungrige Männer sind wie wilde

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