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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Gürtel auf und entnahm ihm ein Silberstück.
    »Habt Dank für Euren Dienst, Hundeführer.«
    Er nahm das Geldstück mit einer höflichen Verbeugung entgegen und meinte: »Ihr braucht mich nicht mehr, nehme ich an.«
    »Ja, bringt die Hunde nach Hause.«
    Er rief die Meute zusammen und trabte los. Ich nahm mein Ross wie ein Packpferd am Zügel, Ismael saß auf, und im Schritt gingen wir auf die Burg zu. Weit war der Gelehrte nicht gekommen.
    Das Tor war noch immer offen, aber vier Mann in voller Bewaffnung hielten davor Wacht. Sie ließen uns unbehelligt eintreten, und ich fand auch Ulrich gleich im Hof vor.
    »Ist Jonata zurückgekommen?«
    »Noch nicht.«
    »Ismael, reite ihr entgegen.«
    Und dann betrachtete ich die Schlafmütze auf meinem Pferd.
    »Wenn Jonata hier ist, solltet Ihr die Leute zusammenrufen, Ulrich. Ich denke, wir haben jetzt genug Tatsachen zusammen, um die Schuldigen zu benennen.«
    »Ich habe den Rittersaal herrichten lassen. Ihr kommt mit mir an die Hohe Tafel, Hardo.«
    »Wie Ihr wünscht.«

Das Gericht
    Man hatte die Bänke vor der Hohen Tafel aufgestellt, und als alle sich versammelt hatten, schlossen die Wachen die Türen. Sechs Mann blieben, bewaffnet mit Schwertern und Hellebarden, im Saal. Zwei weitere hielten neben dem gefesselten Gelehrten Wache.

    Ulrich und ich setzten uns auf die Sessel, die hinter dem erhöhten Tisch standen; auf den Stufen davor ließen sich Ismael und Dietrich nieder. Puckl, mit Tafel und Griffel bewaffnet, hatte seinen Platz mit einem Pult neben der Hohen Tafel. Seine Aufgabe war es, wichtige Beschlüsse festzuhalten. Alle anderen saßen auf vier langen Bänken vor uns.
    Meine schöne Herrin saß in der zweiten Reihe neben ihrer Freundin Casta und sah zu mir auf. Wie ich das liebte!
    Die beiden hatten offensichtlich schon einen bewegten Tag hinter sich. Nicht nur Idas Unfall hatten sie gemeistert, irgendetwas Spitzbübisches hatten sie auch mit Loretta angestellt. Nun, das würde ich später sicher erfahren.
    Ulrich musste nicht um Schweigen bitten, es herrschte beklommene Stille im Saal.
    Jetzt galt es Gericht zu halten.
    »Seid Ihr bereit, Hardo?«, fragte er leise.
    »Ja, Ulrich. Bringen wir es hinter uns.«
    »Eine Prüfung noch, mein Freund«, murmelte er. »Dann ist auch das vorüber.«
    Er begann mit seiner Rede.
    »Mein Herr, der Herzog Rainald von Jülich, hat mich beauftragt, in seinem Namen zu prüfen, wem das verwaiste Lehen der Burg Langel zuzusprechen ist. Im Rahmen dieser Tätigkeit obliegt mir die von ihm übertragene Pflicht, auch alle Rechtsfälle zu beurteilen, die bei der Prüfung der Umstände zu Tage treten.«
    Das Siegel auf dem Pergament, das er vor sich auf dem Tisch liegen hatte, war das des Herzogs, und vermutlich beinhaltete das Schreiben die Vollmacht, die er seinem Ritter erteilt hatte. Schön, damit vertrat Ulrich von der Arken die Hohe Gerichtsbarkeit seines Landesherrn.
    »Am vergangenen Sonntag gab es einen Todesfall in dieser Burg, den ich damit aufzuklären hatte. In den vergangenen sieben Tagen ist diese Klärung erfolgt. Wie es sich erwies, hat Sigmund von Överrich, der Burgvogt von Langel,
sich selbst gerichtet. Dieser Freitod hat seine Wurzeln in einer Tat, die vor zehn Jahren geschehen ist. Damals hat er Eberhart von Langel, den rechtmäßigen Herrn der Burg, im Streit erstochen. Die Rückkehr von Herrn Hardo hat ihm klargemacht, dass seine Schuld erkannt war. Am Tag nach Herrn Hardos Ankunft hat er ihn bei seinem Ausritt verfolgt und versucht, ihn durch einen Schuss mit der Armbrust zu ermorden. Der Schuss ging fehl. Daraufhin sprang er vom Bergfried in den Tod.«
    Das Schweigen war abgrundtief, aber das Unbehagen, vor allem in der ersten Reihe, in der die Äbtissin saß, breitete sich aus. Niemand sah den anderen an, aber etliche rutschten auf ihren Plätzen herum.
    »Über den Freitod des Sigmund von Överrich haben wir nicht mehr zu richten«, fuhr Ulrich fort. »Der selbst herbeigeführte Tod ist eine Sünde wider das Leben und fällt nicht unter die weltliche Gerichtsbarkeit. Sigmund von Överrich wird vor Gott dem Herrn diese Tat zu verantworten haben. Ich hingegen habe über einen Mord und drei versuchte Morde zu befinden, die Schuldigen zu benennen und zu bestrafen.«
    Gemurmel wurde laut. Dass es um weitere Morde ging, hatte man natürlich nicht erwartet, und von den Anschlägen auf mein Leben wussten nur wenige.
    »Mord«, erklärte der Ritter, »wird mit Vorbedacht begangen. Wer einen Mord ausübt, billigt

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