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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Arzt hat die Sterne befragt und ihm gesagt, er würde wieder gesund werden, nur sein Bein würde lahm bleiben. Und genau das ist passiert. Darum hat er später die Astrologia studiert.«
    »Dann können wir nur froh sein, dass er nicht auch noch Medizin studiert hat.«
    »Er ist ein bisschen so wie der verrückte Erzbischof von Trier, der Falkenstein mit seiner Alchemia, nicht wahr?«
    »Nicht nur ein bisschen, Ismael. Er ist genauso verrückt.«
    »Hat es Euch nicht überrascht, dass der Kaplan so plötzlich gegen ihn sprach?«

    »Weniger als das, was er zu berichten hatte. Magister Johannes ist eine schwache Natur, und sein größtes Anliegen war wohl immer, seinen eigenen Hintern zu retten.«
    »Er wollte abhauen, stimmt.«
    »Er wird es jetzt vermutlich auch tun.«
    »Dabei waren sie Freunde, er und der Humbert. Er hat ihm diese gemütliche Stelle hier zu verdanken.«
    »Ich weiß nicht, ob man das als Freundschaft bezeichnen kann, was die beiden verbunden hat. Abhängigkeit vielleicht, aber nicht Freundschaft.«
    Ismael gab mir den Brocken zurück, und ich legte ihn neben mich auf die Steine.
    Engelin war am Rande des Obstgartens aufgetaucht und sah sich suchend um. Als sie uns sah, presste sie die Lippen aufeinander und kam herrischen Schrittes auf uns zu.
    Ich fiel vor ihr auf die Knie und sang leise:
    »Viel süße, sanfte Töterinne,
warum wollt Ihr mir töten den Leib,
wo ich Euch doch so herzlich minne,
in Wahrheit, Herrin, über jedes andere Weib.
Bedenket doch - wenn Ihr mich tötet,
dass ich Euch nimmer mehr anschau?« 24
    »Ich habe es erwogen. Aber«, sie legte den Kopf schief und betrachtete mich, »wenn ich es mir recht überlege, wäre es schade, eine solche Augenweide dahinzumeucheln.«
    Damit beugte sie sich vor und gab mir einen derart innigen Kuss, dass ich meinte, der Boden finge unter mir an zu schwanken.
    »Krieg ich auch so einen?«, fragte Ismael.
    »Das würdest du nicht verkraften«, mahnte ich ihn und erhob mich. »Bist du deinem Vater entronnen, Line?«

    »Mit knapper Not. Er wird dir bei der nächsten Gelegenheit auflauern.«
    »Ich bin gewappnet. Aber nun, meine beiden Freunde, brauche ich wieder einmal eure Hilfe.«
    Wir setzten uns zusammen in das weiche Gras, und ich schilderte ihnen die Aufgabe, die Ulrich mir gestellt hatte.
    »Wessen Vergehen ist das schlimmste, Hardo? Damit sollten wir anfangen«, schlug Ismael vor.
    »Nein«, entgegnete meine Herrin. »Welches Vergehen hat Hardo am meisten geschadet? Denn was am schlimmsten ist, das kann nur Gott beurteilen.«
    »Dann urteile ich aber nicht mehr mit kühlem Herzen, Line.«
    »Das sollst du ja auch gar nicht. Das ist Ulrichs Aufgabe.«
    Sie waren gute Ratgeber, die schöne junge Frau und der gewitzte Jüngling, die bei mir saßen.
    »Dann will ich euch sagen, was mich am meisten geschmerzt hat.«
    »Ja, tu das«, sagte Line und legte ihre Hand auf meinen Arm.
    »Meine Mutter hatte Angst vor mir, mein Vater hielt mich für einen Tölpel auf dem Weg zum Galgen. Beide taten das, nicht weil ich unter einem Unglücksstern geboren war, sondern weil ein überheblicher Scharlatan ihnen das eingeredet hat.«
    »Dann sei er dem Tod geweiht«, sagte Ismael mit unerwartet ernster Stimme.
    »Nicht nur deswegen, sondern weil er auch zweimal versucht hat, das Schicksal zu beugen, das er falsch vorhergesehen hat«, ergänzte Line ebenso ernst.
    »Und den Tod seines Bruders und meines Vaters hat er ebenfalls gutgeheißen. So werde ich über ihn das Urteil ›schuldig‹ sprechen - das Strafmaß mögen andere bestimmen.«
    »So sei es. Wer ist der Nächste?«
    »Der Mann, der meine Herrin in den tiefen Schacht
gestoßen hat. Er hat ihren und meinen Tod gewollt, den des Burgherrn gebilligt und meinen Vater verraten. Schuldig.«
    »Arme Jonata.«
    »Ja, arme Jonata. Aber wer immer die Burg zu Lehen bekommt, wird sich um sie kümmern. Achte darauf, Line, wenn die Wahl auf deinen Vater fällt.«
    »Des kannst du gewiss sein.«
    »Was werdet Ihr zu dem Höfling sagen, Hardo?«
    »Ein kleingeistiger, eitler Furz von niederen Trieben, doch verführt von seinem Oheim. Er sollte Buße tun.«
    »Pranger?«
    »Bah, das vergisst der breihirnige Laffe nach drei Tagen. Eine schöne lange Pilgerreise, barfuß und in härenem Hemd.«
    »Ach ja, barfuß über die Alpen …«, sinnierte Ismael.
    Die Alpenpässe waren höllisch, vor allem in der kalten Zeit.
    »Ich werde einen Bußgang vorschlagen.«
    »Und wie wirst du bei der Äbtissin urteilen?«
    »Ich

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