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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Erfahrungen war.
    »Ich danke dir, Dietrich, dass du mir die Angelegenheit geschildert hast. Ich werde mich eine Weile hier umsehen.«
    Er verstand die Entlassung und verließ den Stall. Ich tätschelte noch einmal den weißen Zelter, der mir freundlich am Ohr knabberte. Das schöne Tier war weit entgegenkommender als seine Herrin. Dann kletterte ich die Leiter nach oben, um das Liebesnest zu untersuchen. Aufgeputzte Huren pflegen bei losen Spielen gelegentlich ihren Putz zu verstreuen.
    Das Minnelager war leicht entdeckt, die Kuhle im Heu noch deutlich sichtbar. Doch es brauchte eine Weile, bis ich unter welkem Klee und trockenen Gräsern fündig wurde. Ein Perlenstrang war es, aus buntem Glas und Flittergold, wie es die Weiber gerne verwenden, um ihr Chapel damit zu schmücken.
    Ich nahm es mit, um seine Herkunft zu prüfen, obgleich ich schon eine starke Vermutung hatte, wem der billige Tand gehörte. Die Frage war nur, ob Herrin oder Dienerin sich hier vergnügt hatten.

Küchenlatein
    »Jungfer Engelin, das war nicht sehr nett«, rügte Ida, als Engelin mit einem weiteren Schaff Wasser in die Küche trat. Sie kippte es in den Kessel über dem Feuer, in dem das Badewasser für die Frau Äbtissin heiß wurde.
    »Ein aufdringlicher Gimpel hat nichts als einen kalten Guss verdient«, knurrte sie und ließ sich auf den Schemel fallen. Die Wasserschlepperei war anstrengend. »Der Kessel ist fast voll.«
    »Lasst es gut sein, Jungfer. Die wohledle Frau Äbtissin ist üppig genug, um den Rest des Zubers auszufüllen.«
    Engelin musste trotz ihrer Empörung über den Minnesänger kichern.
    »Nun stärkt Euch mit einem Becher süßen Wein, Jungfer. Einen Kuchen haben wir hier auch noch übrig.«
    »Danke, Ida. Ihr seid so nett zu mir. Dabei bleiben so viele Pflichten an Euch hängen.«
    »Arbeit stört mich nicht, Jungfer. In der Küche habe ich schon immer mit Vorliebe gewirkt. Nur sah es der Burgvogt nicht gerne. Es war seinem Stand nicht angemessen.«
    »Eurem Stand?«
    »Gina, das Weib des Marschalls, und ich, die Gattin des Vogts, sollten der Burgherrin dienen. Ihr Gesellschaft leisten, ihre Kleider richten, sticken und nähen. Ihr wisst schon, wie die Hofdamen.«
    Engelin nippte an ihrem Becher und betrachtete die schlanke Frau, die geschickt eine Eiercreme rührte. Am Tag zuvor war ihr Mann gestorben, vermutlich ermordet worden. Doch sie zeigte wenig Betroffenheit darüber. Gut, dieser Sigmund hatte sich ihr selbst gegenüber als mieser Stoffel aufgeführt. Besonders liebevoll hatte er sein Weib auch vor den Gästen nicht behandelt.
    Engelin überlegte, ob sie Ida darauf ansprechen sollte. Sie trank noch einen weiteren Schluck Wein und nahm dann all
ihren Mut zusammen, um der schweigend arbeitenden Frau ihre Frage zu stellen.
    »Ihr trauert nicht so sehr um ihn, nicht wahr?«, murmelte sie.
    »Nein, Jungfer Engelin. Ich trauere nicht. Auch wenn ich den Tod eines Menschen bedauernswert finde.«
    »Aber er war Euer Gatte.«
    »Das war er.« Ida stellte die Schüssel ab, setzte sich ebenfalls auf einen Schemel und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Ich sehe, dass Ihr Euch Gedanken darüber macht.«
    »Ja, weil …«
    Engelin rutschte unbehaglich auf ihrem Platz hin und her.
    »Ich weiß, Jungfer Engelin. Ihr möchtet, dass Euer Vater von dem Verdacht befreit wird. Und weil ich nicht von Schmerzen zerrissen bin, wollt Ihr wissen, ob ich einen Grund hatte, meinen Mann vom Turm zu stoßen, nicht wahr?«
    Engelin wurde es noch unbehaglicher zumute, aber sie war eine ehrliche junge Frau und mochte nicht heucheln.
    »Er war Euch kein liebevoller Mann.«
    »Nein, das war er nicht. Er hat mich behandelt wie ein Stück Dreck. So wie er alle Frauen behandelt hat. Außer jenen vielleicht, die ihm Lust bereitet haben.«
    Die Röte stieg Engelin in die Wangen, und sie schaute auf ihre verschränkten Finger.
    »Warum, Ida? Ihr seid ein so freundliches Weib.«
    »Nicht freundlich genug, ihm eine Schar Kinder zu schenken. Hört, Jungfer Engelin. Ich wurde mit ihm verheiratet, als ich eben fünfzehn war. Mein Vater war ein Pächter, und wir waren fünf Töchter zu Hause. Es bot sich eine gute Gelegenheit, mir einen angesehenen Mann zu verschaffen. Nicht jeder wird Verwalter einer Burg. Auch ich hatte nichts dagegen, denn Sigmund schien mir ein ansehnliches Mannsbild zu sein, der Vertraute des Burgherrn, und er lebte hier in Wohlstand und Bequemlichkeit. Aber schon in der Hochzeitsnacht wurde mir klar, dass er mich nur als Gefäß

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