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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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begleitet von Donner und Blitz und tobendem Sturm in einer eisigen Winternacht in einer verlassenen Hütte …«
    »Nein, nein, nicht Bethlehem war es, und auch ein Schweifstern beleuchtete nicht meinen Eintritt in diese Welt. Ganz im Gegenteil, es heißt, ich flutschte wie eine Mandel aus dem Schoß meiner Mutter und wurde freudig willkommen geheißen. Ich war der erste Sohn einer glücklichen Ehe zwischen einer Dame aus vornehmem Haus und einem ruhmreichen venezianischen Kapitän. Als der Erbe wuchs ich in einem großen Haus auf der Insel Giudecca in der Lagune von Venedig auf. Meine Kindheit war sonnig, die besten Lehrer sorgten für meine Erziehung.« Ismael ignorierte Dietrichs leises Schnauben und fuhr unbeirrt
fort: »Man umgab mich mit Luxus und Zuneigung. Mein Vater war stolz auf mich und wünschte sich nichts mehr, als dass ich ebenfalls zur See fahren würde. Er war Herr eines großen Handelsschiffes, mit dem er das mittelländische Meer befuhr, um die Waren aus der Levante heimzubringen. Er nahm mich schon als Knabe mit auf seine Fahrten, und ich lernte den Kurs des Schiffes an den Sternen abzulesen und die Strömungen des Meeres zu deuten. Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit mir als er. In einer stürmischen Nacht wurden wir von Piraten überfallen. Sie meuchelten die Mannschaft, versenkten das Schiff, und lediglich mich nahmen sie gefangen, um mich auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen. Ich war ein hübscher Junge, und der schmierige Händler fand sehr bald einen Käufer für mich. Der Majordomus eines hohen Würdenträgers aus Damaskus nahm mich mit, und nach einer entsetzlichen Reise durch wüstes Land gelangte ich in den Palast meines neuen Herrn.«
    Ismael stärkte sich mit einem Schluck Bier, schloss kurz, wie von unsäglicher Qual erschüttert, die Augen und berichtete seinen staunenden Zuhörern weiter.
    »Ich trauerte um meinen Vater, ich hatte Heimweh, die Sprache war mir fremd und ebenso die Gewohnheiten des Landes - doch auch wenn alles das furchtbar war, so kümmerte man sich doch nicht unfreundlich um mich. Meine Aufgaben waren leicht, ich lernte die fremde Zunge bald sprechen und, mehr noch, die wunderschönen Frauen in jenem Haus zu bewundern. Ich war jung, fast ein Knabe noch, und wohl in ihren Augen ansehnlich, und so steckten sie mir manche Süßigkeiten zu, ließen mich vom Sherbet schlürfen und fütterten mich mit gebrannten Mandeln. Eine unter den Schönen aber berührte mein Herz. Eine Maid war es, schmal und feingliedrig, doch mit großen, sanften Augen wie ein junges Reh und schwarzen Haaren, die ihr zu den Füßen niederwallten. Sie war die Tochter meines Herrn, und oft ruhten ihre Blicke freundlich auf mir, wenngleich sie nie ein Wort an mich richtete. Sie betörte mich dennoch,
und so folgte ich ihr eines Tages heimlich in den Hammam der Frauen, um mich an ihrem Anblick zu ergötzen.«
    Ismael seufzte sehnsüchtig auf, und wie erwartet fragte Puckl: »Hammam? Wohin bist du ihr gefolgt?«
    »In das Bad, Herr Secretarius. Doch das dürft ihr euch nicht so erbärmlich vorstellen wie unsere Badebütt hier. Nein, das sind prächtige Räume, ganz in weißem Marmor. Mosaike schmücken Boden und Mauern, und in Alabasterbecken fließt das Wasser aus goldenen Rohren aus der Wand. Tiefe Wannen, im Boden eingelassen, laden zum Verweilen im warmen und kalten Wasser ein, feinste Öle massiert man sich in die Haut, duftiger Seifenschaum reinigt die Glieder und Haare, Blüten und aromatische Kräuter schwängern die dampfende Luft mit ihrem Wohlgeruch. Die Dienerinnen tragen hauchdünne Seidenhemden, die ihnen feucht an den Leibern haften, sie zupfen und salben und bürsten und kämmen ihre Herrinnen … Ich weidete meine Augen ungesehen an dem jungen Reh. Nun, aber leider wurde ich doch entdeckt, und die Wächter des Palastes packten mich und brachten mich vor meinen Herrn. Sein Urteil war schnell gefällt - ich sollte entmannt werden.«
    Dietrich und Puckl sogen beide gleichzeitig den Atem ein.
    Ismael grinste.
    »Ist noch alles dran.« Dann nahm er einen weiteren Schluck Bier und fuhr fort: »Ich hatte Glück im Unglück. Das sanfte Reh hörte von meinem Missgeschick und half mir in jener Nacht, dem Palast zu entfliehen. Es gelang, und ich schlüpfte in den Bazar von Damaskus, denn in diesem endlosen, verwinkelten Labyrinth würde es den Häschern schwerfallen, mich zu finden. Ah, meine Freunde, der Bazar von Damaskus! Ein gewaltiges Gebäude, überdacht von Hunderten von Kuppeln, um

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