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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, aber sie war sich vage bewusst, dass er erklärte, von hier aus den Bus nehmen zu können, dass sie sich bald wiedersehen würden, dass es ein toller Abend gewesen sei, und tschüss, Leute …
    »Der Fahrer kann dich rauslassen, wo immer du willst«, bot Flora ihr an, nachdem sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten. Sie lallte nicht mehr, sondern klang nur sehr schläfrig. »Ich habe genug Geld.«
    Darauf wette ich, dachte Cat und sagte kurz angebunden: »Ich kann an der Oxford Street aussteigen. Wir sind gleich da.«
    Flora wollte noch etwas sagen, aber das Trillern eines Mobiltelefons unterbrach sie. Sie zog ein schmales, metallic-pinkfarbenes Handy aus der Tasche. »Ja? Oh, hallo, Georgia, wie geht’s dir?«
    Cat schloss die Augen und versuchte, die Außenwelt wieder auszublenden. Das Gespräch endete mit einem glockenhellen Gelächter. »Martingale’s, um elf. Klasse. Also dann, bis morgen!« Im nächsten Augenblick fuhr der Fahrer rechts ran und hielt unter einer strahlenden
Weihnachtsbeleuchung an. Blinkende Rentiere, die einen Schlitten zogen, bildeten eine gewölbte Brücke zwischen zwei Kaufhäusern.
    Steif kletterte Cat aus dem Wagen. Flora richtete ihr Make-up mithilfe eines Taschenspiegels wieder her. Sie hob die Hand zu einem kurzen Abschiedsgruß und kämmte sich dann weiter die Knoten aus dem Haar.
    Und schon bald, überlegte Cat, während sie durch die kalte Nachtluft zu ihrer Wohnung trottete, würde Flora zu Hause sein, wo ihre Eltern auf sie warteten. Sie hätte wetten können, dass es ein großes, altes Haus war, wo die Lichter hinter teuren Vorhängen schimmerten und es die ganze Nacht lang mucksmäuschenstill auf der Straße war. Die blonde Frau, die sie vor der Kirche gesehen hatte, würde die Tür öffnen und ihre Arme ausstrecken. »Gott sei Dank, du bist zu Hause! «, würde sie sagen. »Alles in Ordnung, Liebling?«, würde der Mann mit dem freundlichen Gesicht fragen.
    »Alles bestens, Daddy«, flüsterte Cat in die Dunkelheit der Stadt hinein. »Alles bestens.«

KAPITEL 8
    Am nächsten Morgen versuchte Toby mehrmals, Cat anzurufen. Sie ignorierte die Anrufe genauso wie Bels besorgte Blicke über den Frühstückstisch hinweg. Er sollte bloß nicht glauben, dass sie von nun an regelmäßig gemeinsam im Zauberland spazieren gehen würden. Trotzdem war sie ihm – insgesamt betrachtet – dankbar. Ihm und auch Flora. Bei all dem Irrsinn war die letzte Nacht äußerst lehrreich gewesen, dachte sie, während sie die Gelben Seiten durchblätterte. Martin House, Martinas Bar, Martingale’s …
    Das Martingale’s entpuppte sich als Café in der Nähe der King’s Road. Flora und ihre Freunde hatten beinahe das gesamte Untergeschoss mit Beschlag belegt. Sie lümmelten sich auf den riesigen Sofas oder lehnten lässig auf den Stühlen. Die Mädchen tranken Latte macchiato mit fettarmer Milch aus Gläsern, die genauso lang und schlank waren wie ihre Beine, und ihre Lippen schimmerten mit ihren Haaren um die Wette. Zwischen ihnen saßen hier und da Jungen mit gestylten Haaren und cooler Miene.

    Flora, die geziert an einem Glas Wasser nippte, schien die Strapazen der letzten Nacht schadlos überstanden zu haben. Ihre Haut war pfirsichweich, ihre Augen klar und strahlend blau. Sie trug einen cremefarbenen Kaschmirpullover und eine Halskette mit einem winzigen goldenen Kreuz.
    »Hallo, Flora. Hast du eine Minute Zeit?«
    Die Gespräche verstummten, und Blicke wurden gewechselt. Die Atmosphäre war nicht direkt feindlich, aber auch alles andere als freundlich. »Kennst du dieses Mädchen, Flo?«, fragte der blonde Junge, der neben Flora saß, stirnrunzelnd.
    Flora zuckte mit einem süßen Augenaufschlag hilflos mit den Schultern. »Ach, weißt du … irgendwie laufen wir uns immer wieder über den Weg.« Sie blinzelte mit jener höflichen Verblüffung zu Cat empor, die sie bereits bei ihrem ersten Treffen an den Tag gelegt hatte. »Weißt du, ich glaube, das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. «
    »Aber die Zukunft der Welt ist in Gefahr! « Cat wandte sich den anderen zu und grinste breit. »Wir sind nämlich beide Mitglieder im Rollenspiel-Club Herr der Ringe. Flora ist unsere wagemutigste Spielerin. Aber jetzt stehen wir an einem äußerst bedeutsamen strategischen Punkt …«
    Floras Augen funkelten. Zwei der Mädchen prusteten in ihre Milchkaffees; der Rest schwankte zwischen Verwirrung und Aufruhr. Cat drehte die Daumenschraube erbarmungslos

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