Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
Vom Netzwerk:
lächelte mild. »Ich bin die Achse, um die sich das Arkanum dreht. Ich bin der Eckpfeiler dieses Tempels. Solange die vier Höfe über mich herrschen, so lange halten sie das Spiel in ihren Händen. Denn alle, die danach streben, dem Arkanum einen Preis zu entreißen, sind nur dann dazu in der Lage, wenn die vier Höfe es mit ihrer List und ihren Plänen in Einklang bringen können.«
    »Wenn wir Sie freiließen, würde das also das Ende der Spielführer bedeuten«, sagte Flora. Seit sie die Kammer
betreten hatte, waren ihre Augen nicht von dem Gesicht des Gehängten gewichen.
    »Aber das können wir nicht«, murmelte Cat. »Wir dürfen uns nicht einmischen. Wir sind machtlos.«
    Der Gehängte lachte sanft. »Aber nicht doch. Zufällige Wanderer und Irrläufer mögt ihr sein, aber der Narr ist der Diener der Fortuna, Imperatrix Mundi, die alles beherrscht. Ihre Gesetze sind die Gesetze des Arkanums; alle anderen Regeln verlieren dagegen an Bedeutung und Richtigkeit. Das ist der Grund, warum die vier Spielführer keine andere Wahl haben, als euch den Eintritt ins Arkanum zu gestatten und euch durch das Spiel zu geleiten. Sie wissen, dass der Narr für die Funktion des Arkanums so wesentlich ist wie das Rad, denn ihr könnt den Verlauf eines Spielzugs ändern, könnt über Sieg oder Niederlage eines Hofs entscheiden, über das Schicksal eines Spielers.«
    »Aber nur, indem wir die Strafe auf uns nehmen. Und das bedeutet, dass wir zu Buben degradiert werden.«
    »Das war nicht immer so, und es muss auch nicht so sein.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, dass ein Zug, der meine Befreiung erwirkt, zur Befreiung von etwas Wichtigerem und Nichtigerem zugleich führen würde.«
    Die drei wechselten einen Blick.
    »Ich bitte euch nicht allein meinetwegen darum. Wenn die Herrschaft der Höfe niedergeworfen ist, müssen die Spielführer ihre Trümpfe freigeben, sodass jeder im Spiel
sie finden kann, ohne fürchten zu müssen, dass ihm Steine in den Weg gelegt werden oder dass er zu Schaden kommen könnte. Stellt euch das vor: Jede Schwelle wäre offen, jede Karte könnte gezogen und jeder Zug vollendet werden. Jeder bekäme einen Preis.«
    »Aber nicht jeder ist auf einen Trumpf aus«, sagte Flora langsam.
    »Nein, da hast du recht.« Der Mann fixierte sie mit seinen glänzenden Augen. »Die Hoffnungen und Sehnsüchte, mit denen man das Arkanum betritt, sind vielfältig. Aber mit der richtigen Karte für das richtige Vorhaben … nun, selbst ein Narr könnte um den Sieg spielen.«
    »Sagen Sie uns, wie wir Sie befreien können«, forderte Toby. Seine Stimme klang angespannt. Es war offensichtlich, dass sie genauso wenig in der Lage waren, den Mann einfach vom Baum loszubinden, wie sie die Steinsäule hinter sich zum Einsturz bringen konnten. Selbst die Luft, die sie atmeten, war von der Macht des Arkanums durchtränkt.
    »Ob durch Zufall oder Vorsehung, Schicksal oder Glück – der Schlüssel zu meinem Grab kann nur gefunden werden, wenn ein Quartett aus Narren das Spiel aufnimmt.« Er klang unendlich müde. »Nun, wo ist der Vierte?«
    »Ich … wir … wir wissen es nicht.«
    Auf dem Boden der Kammer lag nun ein Teppich aus totem Laub, das, noch während sie hinsahen, zu filigranen Blattskeletten wurde und dann zu Staub zerfiel. Es schien, als ob auch die Stimme des Mannes staubig geworden
sei. Seine Haut wirkte wie Asche. »Ihr müsst ihn finden. Ein Narr für jeden Hof, und ein Hof für jeden Narren … «, murmelte er. »Und so wird es geschehen, dass vier Würfe euch den Weg öffnen werden. Mein Los ist das Zwölfte, aber meine Befreiung wird durch den Ersten kommen. Wenn der Erste der Größeren euch die Ersten der Kleineren gibt, dann kann ich … befreit … befreit werden …« Seine Stimme schwand dahin, und sein Kopf sank ihm auf die Brust. Das letzte Blatt war von dem kahlen Baum gefallen.
    Als sie die Kammer verließen, versilberte der Frost sein spinnenartiges Geäst.

    Sie gingen denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, durch die verspiegelte Wand, das leere Haus, durch den Park und durch das weiß schimmernde Wohnzimmer. Die Uhr an der Wand besagte, dass nur eine halbe Stunde vergangen war.
    Jeder hatte eine Karte vom Tisch aus der Kammer mit dem goldenen Vorhang mitgenommen. Als sie auf dem Rückweg die Kammer betreten hatten, hatte sich die Karte in der Mitte der vier anderen in den Trumpf des Magiers verwandelt. Mehr noch: In dem Augenblick, in dem jeder von ihnen nach einer der vier anderen

Weitere Kostenlose Bücher