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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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Karten gegriffen hatte, war das Muster aus ineinander verschlungenen Rädern kurz zerflossen. Dann hatten sich plötzlich Farben und Formen gebildet, die daraufhin wieder verschwunden waren. Nur die vierte Karte blieb unbewegt. Cat hatte sie in ihre Jacke gesteckt, während Flora
den Trumpf des Magiers an sich nahm und Toby den Würfel. Niemand verlor ein Wort darüber, genauso wenig wie darüber, welches Bild sie auf ihren Karten gesehen hatten. Niemand sprach ein Wort, bis sie wieder in Floras Haus standen.
    »Nun«, sagte Toby schließlich. »Sieht so aus, als hätten wir eine Aufgabe.«
    »Oder wir jagen einem Phantom nach«, sagte Cat. Aber sie glaubte selbst nicht daran. Das flüchtige Bild auf ihrer Karte, der Trumpf der Gerechtigkeit, hatte sich auf ihrer Netzhaut förmlich eingebrannt. Was einmal als leise Hoffnung begonnen hatte, war zu einem Versprechen geworden. Jeder bekäme einen Preis … selbst ein Narr könnte um den Sieg spielen. »Wir sollten uns den Magier noch einmal anschauen.«
    Sie rückten näher ans Licht, um die Karte genau zu betrachten. Ein Mann in einem rotweißen Gewand stand über einem Tisch, auf dem die Symbole der vier Höfe ausgebreitet waren. Seine rechte Hand hob einen Zauberstab zum Himmel, und seine linke deutete zur Erde, wo Rosen und Lilien ineinander verschlungen wuchsen. Die Rückseite der Karte war mit einem »I« markiert, der römischen Zahl eins.
    »Der Gehängte ist der zwölfte Trumpf, sagte er, und seine Befreiung wird durch den ersten kommen. Das ist diese Karte: Thot, der Weise und der Magier! Er ist der Erste in den Großen Arkana, und es ist an uns dreien – oder vieren – ihn zu finden.« Floras Gesicht glühte vor Überzeugung. »Das ist Bestimmung!«

    »Ich habe immer noch keine Ahnung, was wir tun sollen«, wandte Cat ein. »Wenn wir die Bestimmung mal beiseite lassen, bleibt die Tatsache, dass wir Joker uns nicht in das Spiel einmischen dürfen. Jedenfalls nicht, ohne einen ziemlich üblen Preis dafür zu zahlen.«
    Flora stieß mit dem Finger heftig gegen die Karte. »Aber begreifst du denn nicht? Das hier ist etwas anderes. Das hier ist etwas ganz anderes. Zum ersten Mal überhaupt haben wir eine eigene Karte, die wir ausspielen können, eine, die uns von keinem König und von keiner Königin zugeteilt wurde. Was bedeutet, dass wir zwar nicht an die Hoheiten herankönnen, sie aber auch nicht an uns. Und wenn wir den Magier gefunden und den Gehängten befreit haben, wird alles und jeder frei sein. Die Großen und die Kleinen Arkana gleichermaßen! Jeder Narr, Ritter oder Bube wird durch das Arkanum gehen und Preise gewinnen können, und es wird keine blöden Regeln oder Strafen mehr geben, die einem im Weg stehen. « In ihrem Gesicht stand das pure Verlangen.
    »Wenn das stimmt, dann machen wir die Spielführer aber vermutlich ziemlich nervös«, sagte Cat.
    »Ich nehme an«, sagte Toby, »dass die Spielführer irgendeine Art von kollektivem Risiko eingehen, ansonsten wäre das Spiel an sich ja reizlos. Und wisst ihr, die Geschichte des Gehängten über die Lotterie und wie sich das Ganze entwickelt hat, klingt völlig glaubwürdig. Ich hatte mal in der Schule …« Er verstummte und runzelte die Stirn.
    »Was?«, fragte Cat.

    »Ach, nichts.« Toby hatte seine Aufmerksamkeit dem Würfel mit den leeren Seiten zugewandt. Es war ein Tetraeder mit vier dreieckigen Seiten, der aus demselben schimmernden schwarzen Material bestand wie die Schwellenmünzen. »Vier Würfe werden euch den Weg weisen … Ich wette, wir müssen eine Schwelle erschaffen. Ich frage mich bloß …« Er warf den Würfel in die Luft und hatte Mühe, ihn wieder aufzufangen. »Hab ich dich!« Mit einer schwungvollen Geste zeigte er ihn den beiden Mädchen. Auf einer der Seiten prangte nun eine kleine silberne Null, das Zeichen des Narren. Toby versuchte es gleich noch einmal, doch der Würfel veränderte sich nicht mehr.
    »Hier, lass mich mal.« Flora nahm ihn aus Tobys Hand. »Oh!«, rief sie aus, als auf der zweiten Seite eine weitere Null erschien. »Jetzt du, Cat.«
    Ein dritter Wurf, und eine dritte Null war zu sehen. Aber egal wie oft sie den Würfel herumreichten, die vierte Seite blieb ärgerlicherweise leer.
    »Wir brauchen den vierten Joker«, sagte Toby düster. »Der Gehängte sagte, es muss ein Narr für jeden Hof da sein, wisst ihr noch? Wir müssen den Joker finden, den Würfel vervollständigen und ihn noch einmal werfen, um die Schwelle zu erschaffen. Aber ihn – oder

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