Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
Vom Netzwerk:
auch ins Spiel verwickelt. Sie wurden deswegen erschossen.«
    Himmel, warum war sie damit herausgeplatzt? Nur weil Flora sich genötigt sah, zu beichten … Cat merkte, wie sie rot wurde.
    »Dann tut es mir auch leid.« Und Flora schenkte ihr ein kleines, trauriges Lächeln.

    Toby kehrte als Erster zurück, sauste atemlos um die Felsbrocken und schwenkte die Flasche über dem Kopf.
    »He, Leute! Schaut mal, was ich hier habe! Mensch,
über diese Felsen zu klettern, war der absolute Albtraum! Aber dann kamen wir in diese echt coole Höhle mit der Statue einer nackten Göttin und überhaupt … Ich glaube, das Wasser hilft auch gegen Insektenstiche. Oder vielleicht ist das auch bloß der Placeboeffekt. Wie geht’s deinem Knöchel, Flora? Ich wollte ihn ja mit ein bisschen Quellwasser begießen, sozusagen als Test, aber Blaine meinte, wir sollten lieber alles für den Eismann aufsparen. Wisst ihr, wenn wir eine Möglichkeit fänden, es mit über die Schwelle zu nehmen, könnten wir ein Vermögen damit machen – wie mit dem heiligen Wasser, das die Mönche in Lourdes abfüllen … «
    »Können wir es nicht einfach hinter uns bringen?«, schnitt ihm Cat das Wort ab. »Wir wissen ja nicht einmal, ob das Wasser tatsächlich etwas bewirken kann, geschweige denn, ob wir dadurch das Ass finden.« Ihr kam ein besorgniserregender Gedanke. »He, was ist mit dieser Regel, von wegen ›nicht einmischen‹? Wenn der eine Typ den anderen im Eis einschließt, dürfen wir doch das Spiel nicht durcheinanderbringen, indem wir ihn wieder befreien. ›Überlegt euch gut, was ihr tut und lasst.‹ Das hat der Magier uns geraten.«
    »Dieser Spielzug ist beendet«, sagte Blaine ungeduldig. »Ritter Nr. 1 hat das Wasser über die Schwelle getragen. Wahrscheinlich sitzt er mittlerweile wieder gemütlich zu Hause.«
    Er stand am Rand der Eisfläche. Die Gestalt im Eis, gebannt im Moment des Schreckens wie eine Fliege in Bernstein, wirkte angesichts der Schönheit des Tals und
der wie Diamanten glitzernden Sterne umso grotesker. Eine solch brutale Handlung war an einem so friedlichen Ort nur schwer vorstellbar. Und doch war ein stiller Teich in einen Eisblock verwandelt worden, Flüssiges in Festes, Leben in Tod.
    »Ich möchte es gerne tun«, sagte Flora und streckte die Hand nach der Flasche aus. Toby schaute enttäuscht drein, reichte sie ihr aber. Flora stützte sich kurz auf Cats Schulter, schraubte den Verschluss ab und beugte sich über das Eis, sodass das Wasser in einem funkelnden Bogen niederstürzte.
    Es war, als ob sie eine Flasche mit Säure ausgegossen hätte. Das Eis zischte, als das Wasser auf die Fläche traf, und ein verbrannter, schwefelartiger Geruch stieg auf, während sich das Wasser durch die glasige Masse fraß und sie in Schneematsch verwandelte. Der Gefangene zuckte und bebte und schlug dann wild um sich, wobei er hustete und keuchte – er wirkte in der Tat sehr lebendig.
    Blaine watete in den Teich und zog ihn heraus. Die Haut des Mannes war bläulich weiß gefleckt, und eine ganze Weile konnte er vor lauter Zittern nicht sprechen. Aber nachdem sie ihn auf trockenes Land gebracht hatten, wurde er bald ruhiger, und auch die Farbe kehrte erstaunlich schnell in sein Gesicht zurück. Flora hatte ihm gerade ihren Mantel um die Schultern gelegt, da schüttelte er ihn schon wieder ab und sprang auf die Füße.
    »Wo ist er?«, schrie er. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Schon gut«, sagte Toby beruhigend. »Sie sind in Sicherheit; der andere Ritter ist schon lange weg.«

    Das Gesicht des Schwert-Ritters verzerrte sich vor Wut. »Alle Trümpfe in allen Spielen werden ihm nichts nützen, wenn ich ihn erwische. Diese dreckige Schlange! Ich hatte die Vase – ich hielt sie in der Hand, als er seinen schmutzigen Trick anwendete.« Er packte Cat an der Schulter. »Wo ist er hingegangen, Mädchen? Zurück zur Schwelle?«
    »Ich weiß nicht genau … «
    Aber der Mann rannte schon das Tal entlang, tropfnass und zitternd, mit Mordlust in den Augen.
    »Gern geschehen!«, rief Toby ihm nach. »Puh, was für ein undankbarer Kerl.«
    »Mehr Dank als das da brauchen wir nicht«, sagte Flora und deutete auf den Teich. »Die Wurzel des Wassers.«
    Der Pool verdunstete vor ihren Augen, bis nur noch eine grasbewachsene Senke zurückblieb. In ihrer Mitte lag ein Eissplitter. Flora hob ihn auf. Er war kalt und nass, aber er schmolz nicht, trotz der Wärme ihrer Hand. Das Eis hatte einen Mann in ewigem Winter ertränkt, aber je näher

Weitere Kostenlose Bücher