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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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angenommen. »Bei zwei Konkurrenten um denselben Trumpf zur selben Zeit kann es nur einen Gewinner geben. Wenn er das Ass gehabt hätte, hätte der Schwert-Ritter genauso gehandelt wie ich. Ihr hättet dasselbe getan.«
    Dann wandte er sich ab und hastete taumelnd durch das Tal davon.

    Die vier Joker gingen in die andere Richtung, und nach etwa fünf Minuten sahen sie, was das Ass angerichtet hatte.
    Sie waren an zwei Teichen vorbeigekommen, deren Oberflächen im Sternenlicht silbrig schimmerten. Aber der dritte Teich bestand aus Eis. Das Eis war klar genug, dass sie den Mann sehen konnten, der in den Tiefen eingefroren war, die Hände in vergeblicher Abwehr erhoben,
das Gesicht erstarrt in einem Ausdruck zwischen Zorn und Angst. Seine bewegungslosen, weit aufgerissenen Augen schauten sie aus seinem Gefängnis an; es war entsetzlich schwer, den Blick davon loszureißen.
    »G… glaubt ihr, er … lebt noch?«, fragte Cat zögernd.
    »Keine Ahnung«, sagte Blaine. »Aber ich vermute, wir werden ihn auftauen müssen, wenn wir an das Ass herankommen wollen.«
    »Wir könnten das Eis mit einem Felsbrocken aufhacken«, schlug Toby vor.
    Flora schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht, um das Ass der Kelche zu zerbrechen.«
    »Was sollen wir denn sonst machen?«
    »Der Ritter hatte eine Vase mit Quellwasser dabei. Er hat gesagt, dass sie wegen dieser Vase miteinander gekämpft haben. Vielleicht ist die Vase nur ein Pfand zum Beweis, dass er sich den Trumpf verdient hat. Aber wenn die Quelle heilende Kräfte besitzt …«
    »… können wir eine Wasserkraft benutzen, um die andere zu neutralisieren.« Toby nickte. »Hört sich gut an. Also, der Ritter kam aus dieser Richtung. Wenn dort eine Quelle ist, dann wahrscheinlich irgendwo zwischen den Felsen da drüben.« Er griff in seine Jackentasche und zog mit einer übertrieben feierlichen Geste eine flache Trinkflasche heraus. »Damit können wir das Wasser auffangen. «
    »Was hast du denn noch alles in deinen Taschen?«, fragte Cat.
    »Taschenlampe, Schokolade, Kompass, Trillerpfeife … «
    Blaine schnaubte. »Campingkocher, Lexikon, Küchenspüle. «
    Cat fand, dass Toby ganz vernünftig gehandelt hatte. Die Taschenlampe hatte sich ja bereits als nützlich erwiesen, und sie wünschte, sie hätte selbst daran gedacht, mehr als ein paar Taschentücher und eine Packung Kaugummi mitzunehmen. »Okay, machen wir eine kleine Klettertour.«
    »Ähm, wenn es euch nichts ausmacht«, sagte Flora, »würde ich gerne hier auf euch warten.« Sie lächelte entschuldigend. »Mein Knöchel tut immer noch ein bisschen weh. Ihr wisst ja, ich hatte ihn mir verstaucht, und seit der Sache im Glockenturm sind die Schmerzen wieder schlimmer geworden.«
    »Wir können dich doch nicht einfach hierlassen! Denk nur mal dran, was beim letzten Mal passiert ist, als wir uns getrennt haben«, widersprach Toby.
    »Es wird nichts passieren. Der Stern ist eine der gütigsten Karten im ganzen Spiel.«
    »Erzähl das mal dem Eismann da unten.«
    »Na, es sind ja wohl kaum vier Leute nötig, um ein bisschen Wasser zu holen«, warf Blaine ein. »Wir zwei suchen die Quelle, und Cat kann bei Flora bleiben.«
    Toby reichte Cat die Trillerpfeife. »Nur für den Fall. Pfeife dreimal für SOS, und Blaine und ich eilen zur Rettung. «
    »Also dürft ihr beiden Pfadfinder spielen, und ich bin neuerdings das Kindermädchen«, grummelte sie vor sich hin. Aber im Grunde genommen war sie dankbar für die Rast.
Ohne ein Wort darüber zu verlieren, zogen sich die beiden Mädchen von dem Grab aus Eis zurück und ließen sich stattdessen an einem Teich nieder, wo das Wasser klar und die Ufer mit Blumen bewachsen waren. Flora ging zum Ufer und wusch sich das Gesicht und die Hände. Dann zog sie einen Kamm aus der Tasche, glättete sich das Haar und band es zu einem ordentlichen Pferdeschwanz. Schließlich legte sie noch einen Hauch Lipgloss mit Kirschgeschmack auf.
    Cat schaute fasziniert zu. Sie alle hatten schon einmal besser ausgesehen: Sie waren schmutzig, und ihre Kleider waren zerknittert; sie waren dank der Neun der Münzen mit Kratzern und Schrammen übersät und hatten aus dem Trumpf der Zeit eine gehörige Portion Sand und Dreck mitgebracht. Aber unter den gegebenen Umständen kamen ihr Floras Bemühungen, sich zurechtzumachen, fast mutwillig absurd vor.
    Flora bemerkte ihren Blick und hielt ihr das Lipgloss hin. »Meine Großmutter hat immer zu meiner Mutter gesagt: ›Wenn du ein bisschen Lippenstift auflegst,

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