Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
nennen. Viel zu einfach. Wahrscheinlich gibt es irgendeinen Haken, aber ich erkenne ihn noch nicht. Die Vorstellungsrunde könnte sogar ganz nützlich sein. Habe ich nicht irgendwo mal gelesen, dass es einem schwerer fällt, zu jemandem gemein zu sein, wenn man ihn erst einmal als individuelles menschliches Wesen wahrgenommen hat? Nicht dass die anderen Spieler darauf aus wären, uns fertigzumachen. Wer weiß, vielleicht könnte ich mich mit ein paar von ihnen sogar anfreunden. Natürlich nicht gut genug, um irgendeine perverse Challenge mit ihnen durchzuziehen. Aber doch zumindest so, dass wir bei einer After-Show-Party gemeinsam über alles lachen können, wie die Spieler des letzten Monats.
Wir stehen auf, machen die Runde um den Tisch und stellen uns gegenseitig vor. Die pinke Iro-Asiatin ist Jen. Ihre Freundin, die mich vorhin so drohend angesehen hat, heißt Micki. Sie stammen aus Reno und machen Witze darüber, dass sie auf dem Charter-Flug nach Seattle dem Mile-High-Club beigetreten sind. Klimper-Girl ist Daniella. Sie und ihr Partner Ty stammen aus Boise in Idaho und wurden ebenfalls direkt nach ihrer letzten Challenge nach Seattle eingeflogen. Samuel aus Portland hat uns seinen Namen ja bereits gesagt.
Als ich mich selbst vorstelle, verdreht Micki die Augen. » Was für ein Name soll ›V‹ denn sein? Konnten sich deine Eltern nicht mehr als einen Buchstaben leisten? « Jen, Ty und Daniella lachen mit ihr.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. » Und deine Eltern haben dich nach einer Maus benannt? «
So viel zum Beginn von neuen Freundschaften.
Ich kann förmlich sehen, wie sich das rostige Hamsterrad in ihrem Kopf in Bewegung setzt, um nach einer Antwort zu suchen, doch noch bevor ihr etwas Passendes einfällt, tauchen wieder die strahlenden Gesichter der beiden Moderatoren auf den Bildschirmen auf. Gayle fordert Ty auf, eine Tür in der Wand hinter ihm zu öffnen und dann die rote Schranktür– und zwar nur die rote– aufzumachen.
Ty bleibt sitzen. » Was zahlt ihr mir dafür? «
» Du und deine Freunde dürft euch aus dem Schrank nehmen, was ihr wollt. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. «
Ty springt auf und betrachtet die Wand, aber nirgendwo ist eine Tür zu entdecken. Er sieht achselzuckend zur Kamera. » Ist das ein Trick? «
Wahrscheinlich eher ein IQ -Test. Eines der Muster an der Wand, eine Spirale, leuchtet auf wie der Knopf an einer Aufzugtür. Als Ty den Finger darauf legt, gleitet eine Schiebetür vor einer Nische zur Seite. Ich drehe den Kopf, um die Wand hinter mir zu betrachten. Wie viele versteckte Türen gibt es hier noch? Der Anzahl der Spiralen nach zu urteilen, könnten es eine ganze Menge sein.
Daniella stellt sich hinter Ty, blinzelt in die Kamera und greift ihm an den Hintern. Samuel sieht uns an und verdreht die Augen, was mich ein wenig hoffen lässt. Zumindest könnte ich mir ansatzweise vorstellen, dass er sich heraushält, falls es zu einer Schlägerei kommt. Moment mal, warum denke ich überhaupt an so etwas?
Hinter der Tür befinden sich lauter Schrankfächer, alle in unterschiedlichen Farben. Ty zieht am Griff der roten Tür ganz oben, die mit einem leisen Ploppen aufgeht wie eine Kühlschranktür. Ich recke den Hals und versuche zu erkennen, was darin ist. Innerlich aufstöhnend sehe ich Bierflaschen. Wenn die Risk -Macher wollen, dass wir uns betrinken, ist das kein gutes Zeichen.
Ty und Daniella greifen natürlich so gierig nach dem Bier, als hätten sie einen Schatz ausgegraben. Micki und Jen gesellen sich zu ihnen. Ty macht ein paar Flaschen auf und reicht sie herum. Jen und Micki stoßen an und prosten Ty und Daniella zu.
Über die Bildschirme läuft eine neue Nachricht: Fünfzig Dollar für jedes Bier, das ihr trinkt.
Ich sehe Ian an und flüstere: » Was hältst du davon? «
» Wir sollten mitmachen « , rät er. » Aber wir müssen die Kontrolle behalten. «
» Jeder maximal ein Bier « , nicke ich.
Wir gehen zum Schrank, und als wir an Samuel vorbeikommen, bietet Ian ihm an, ihm ein Bier mitzubringen. Er zögert, doch dann schließt er sich uns an, wahrscheinlich will er kein Außenseiter sein. Am Schrank öffnet Ian ein Bier und reicht es mir. Ich sehe nach, ob an der Flasche irgendwie herummanipuliert wurde.
» Als ich sie aufgemacht habe, hat es leicht gezischt « , beruhigt Ian mich.
Ich schnuppere. Riecht nach Bier. Und ich habe Durst. Da ich minderjährig bin, verstoße ich genau genommen gegen das Gesetz, wenn ich Bier trinke. Im realen Leben
Weitere Kostenlose Bücher