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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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andere auf und beginnen wild herumzuspringen und die Fäuste in die Luft zu boxen. Die Kamera zieht auf, und jetzt sehen wir noch viel mehr Leute, die auch alle wild tanzen.
    Ich habe nichts gegen Tanzen. Ich tanze sogar richtig gern. Aber die Vorstellung, es gegen Bezahlung zu tun, verkrampft mich. Risk behandelt uns wie dressierte Affen, die sofort springen, wenn man ihnen mit einer Banane vor der Nase herumwedelt. Okay, das ist im Grunde das Prinzip des Spiels, aber trotzdem…
    Die Musik in unserem Raum ist die gleiche wie die in Houston und offensichtlich auch bei weiteren Beobachter-Gruppen, denn jeder Bildschirm an der Wand zeigt jetzt eine andere Meute von Tänzern, als seien wir alle zusammen in einem riesigen Club. Ian schwingt neben mir geschmeidig die Hüften und selbst Samuel wedelt mit den Armen. Alle starren mich an. Micki runzelt die Stirn, als sie etwas zu Jen sagt. Ian nimmt lächelnd meine Hand und wirbelt mich einmal um sich herum. Einen Augenblick lang zögere ich. Soll ich wirklich diejenige sein, die leicht verdientes Geld ablehnt? Was ist schon dabei? Außerdem schweißt uns das gemeinsame Tanzen als Team noch einmal mehr zusammen. Ich beginne, mich im Rhythmus zu bewegen, tanze synchron mit Ian und stelle überrascht fest, dass mich neue Energie erfüllt.
    Ich lasse mich von der Musik treiben und lache sogar, als mir ein paar Beobachter von ihren Bildschirmen aus zuzuwinken scheinen. Die Musik wird lauter, und ich tanze immer befreiter, selbst die Kameras sind mir jetzt egal. Waren vielleicht Drogen in dem Bier? Ich stelle die leere Flasche an der Wand ab und tanze weiter. Alle anderen zappeln ebenfalls wild herum und lachen, wenn wir gegeneinanderstoßen. Sogar Mickis schlecht gelauntes Gesicht entspannt sich. Nach vielleicht drei Songs wird die Musik langsamer und ich schmiege mich an Ians Brust. Das Licht wird auf Kerzenschimmerstärke heruntergedimmt, und die Bilder auf den Monitoren verschwimmen, bis der Raum in erotischem Schummerlicht liegt. Nett. Wenn die Challenges so weitergehen, komme ich damit klar. Ich kuschle mich noch dichter an Ian.
    Aber so gemütlich kann Risk es natürlich nicht lassen. Die Musik bricht ab und das vertraute Piepen lässt uns aufhorchen. Erst als ich aufhöre zu tanzen, bemerke ich, wie warm mir geworden ist. Ich hebe meine Haare im Nacken an, und Ian bläst mir auf die feuchte Haut, auf der sich sofort eine Gänsehaut bildet.
    Auf den Bildschirmen erscheinen Guy und Gayle. Mit verschmitztem Lächeln sagt Gayle: » Ein paar Zuschauer behaupten zwar, dass Samuels Bewegungen nicht wirklich etwas mit Tanzen zu tun gehabt haben, aber da das keine Pflicht-Challenge war, hat das für ihn keine Konsequenzen. Und jetzt ist es Zeit für die letzte Aufwärmrunde! « , fährt sie lachend fort. » An der Wand hinter dem Tisch sind vier Türen, die je zu einer Privatlounge führen. Ihr könnt sie in jeder beliebigen Kombination von Spielern betreten, um darin ›Sieben Minuten im Himmel‹ zu spielen. Die Regeln muss ich euch ja wohl nicht erklären. « Sie zwinkert verschwörerisch. » Das Team oder der Spieler, der uns die unterhaltsamste Show bietet, bekommt fünfhundert Dollar. Der zweite bekommt hundert Dollar. Die anderen nur etwas Zeit im Himmel. Viel Spaß! «
    Ian stößt mich an. » Sollen wir? «
    Macht er Witze? So verlockend es auch wäre, wild mit ihm rumzuknutschen, habe ich nicht vor, mich hier vor allen Augen noch mehr zu prostituieren als vorhin, als ich das Straßenmädchen gespielt habe. Reicht es nicht, dass wir für die Beobachter getanzt haben?
    Ich lasse meine Haare wieder über die Schultern fallen und sage: » Das würde ich mir lieber für später aufsparen. «
    » Okay « , sagt er, nimmt meine Hand und küsst sie.
    Wieder ertönt Techno-Musik. Sehr romantisch. Ty und Daniella machen bereits aneinander rum, bevor sie auch nur einen der Räume betreten haben. Ich will gar nicht sehen, wo er überall seine Hände hat.
    Trotzdem bin ich neugierig, wie diese Privatlounges wohl aussehen, deshalb gehe ich zur Wand und tippe eines der leuchtenden Muster darauf an. Eine Tür schwingt auf und gibt den Blick auf einen winzigen Raum frei, in dem gerade genug Platz für ein kleines Bett und einen Nachttisch ist. Und natürlich für das, was sich möglicherweise in der Schublade des Nachttischs befindet. An der Decke hängt ein Spiegel, von dem indirektes schummriges Licht ausgeht. Ich trete beiseite, damit auch Ian einen Blick hineinwerfen kann. Lachend

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