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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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Gelegenheit hattest, dein wahres, mickriges Ich zu zeigen. «
    Er legt auf, bevor ich es tun kann.
    Ich habe das Gefühl, als hätte ich einen Schlag in den Magen bekommen. Wieder einmal bin ich vor aller Welt gedemütigt worden. So viel dazu, dass Tommy mein Partner im Hintergrund ist. Am liebsten möchte ich mich in einem dunklen Loch verkriechen.
    Ian greift nach meiner Hand. » Er ist eifersüchtig und verletzt. Was hast du erwartet? «
    Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Aber die Leute von Risk haben bekommen, was sie wollten– von uns allen. Die Schweine. Wir haben erst eine einzige Challenge um den großen Preis gespielt, zwei lange Stunden liegen noch vor uns, und wir sind jetzt schon traumatisiert.
    Guy taucht auf dem Bildschirm auf, jetzt in Jackett und Krawatte, dafür ohne Lächeln.
    » Okay, nachdem ihr mit euren Freunden gesprochen habt, wenden wir uns jetzt euren Familien zu. «
    Um mich herum dreht sich alles. Auf keinen Fall sehen meine Eltern, die kaum mit der Fernbedienung für den Fernseher klarkommen, online bei Risk zu. Unwillkürlich stelle ich mir tausend Möglichkeiten vor, wie ich sie gleich quälen muss.
    Guy räuspert sich. » Für den nächsten Anruf habt ihr alle den gleichen Text, aber ihr werdet jeweils mit einem Angehörigen eines anderen Spielers sprechen. Die Botschaft ist ganz einfach. Ihr werdet sagen, dass euer Mitspieler einen schweren Unfall hatte, dann legt ihr auf. «
    Oh Gott! Das können sie nicht von uns verlangen! Der Gedanke an das Gesicht meiner Eltern, wenn sie so eine Nachricht bekommen, treibt mir die Tränen in die Augen.
    » Das kann ich nicht! « , flüstere ich.
    Ian nimmt mich in die Arme. » Ja, das ist echt mies. Und glaub mir, mein Dad ist auch niemand, dem man gerne schlechte Nachrichten überbringt. Du musst daran denken, wie glücklich deine Eltern sein werden, wenn du gesund zurückkommst und ihnen von dem Stipendium erzählst. Außerdem schauen eine Menge deiner Freunde zu. Einer von ihnen wird sie bestimmt anrufen und alles aufklären. Ich weiß jedenfalls, dass meine Freunde das machen werden. « Er schaut in die Kamera, die uns am nächsten ist. » Stimmt’s? «
    Er lächelt dabei, aber ich kann die Angst in seinen Augen sehen. Trotzdem hat er recht. Selbst wenn Syd immer noch wütend auf mich ist, wird sie meine Eltern nicht glauben lassen, dass mir etwas Furchtbares zugestoßen ist. Nicht eine Minute lang. Sie wird sofort zum Telefon greifen, sobald sie das sieht. Und Liv und Eulie ebenfalls. Das bedeutet, dass meine Eltern nur ein paar Sekunden leiden müssen, und als Ausgleich dafür gibt es das Stipendium. Außerdem können ihnen meine Freundinnen dann auch gleich sagen, warum ich nicht nach Hause gekommen bin. Vielleicht ist die Challenge also gar nicht so schrecklich, wie ich zuerst dachte, auch wenn ich vermutlich für den Rest meines Lebens Hausarrest bekomme.
    Ich hole tief Luft, dann sage ich: » Okay. «
    Da ich bei der vorherigen Challenge die Letzte war, muss ich diesmal als Erste anrufen. Auf einem der Bildschirme steht die Telefonnummer von Jens Vater. Jen gibt sich zwar weiterhin tough, sieht mich aber trotzdem gequält an. Ich nicke ihr zu. So gern würde ich ihr sagen, dass ich es ihm leicht machen werde, aber es gibt keine Möglichkeit, jemandem die Nachricht zu versüßen, dass sein Kind einen Unfall hatte. Hoffentlich schauen ihre Freunde draußen zu und tun das Richtige.
    Die Tastentöne klingen wie ein Trauermarsch, als ich die Nummer in mein Handy eintippe. Sobald Jens Vater abnimmt, rattere ich die Botschaft herunter und lege auf, ohne dass er auch nur » Was? « sagen kann. Vielleicht signalisiert ihm dieses abrupte Ende des Gesprächs, dass es sich nur um einen Scherz handelt. Ein fieser, mieser, kranker Scherz. Bitte, Freunde von Jen, erlöst ihren Vater schnell von seinem Elend!
    Die anderen Anrufe verlaufen ähnlich. In dem Moment, in dem Ty die Nummer meiner Eltern wählt, graben sich meine Fingernägel tief in meine Handflächen.
    Als meine Mutter ans Telefon geht, gibt Ty seiner Stimme einen weinerlichen Klang. » Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Vee einen ziemlich schweren Unfall hatte. «
    Er grinst und bleibt lange genug in der Leitung, dass mir ihr Schmerzenschrei wie ein Pfeil ins Herz schießt.
    Ihre Verzweiflung lässt mich unwillkürlich ausrufen: » Es geht mir gut, Mom! «
    Ty legt sofort auf. Ob Mom mich gehört hat? Ich bete im Stillen. Oh Syd, egal wie sehr du mich hasst, bitte

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