Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan

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Schultheaterstück. Hier hilft ihr Charme ihr nicht weiter. Und mir auch nicht. Der Gedanke, dass Ty sie mit seinen Wurstfingern berührt, lässt mich würgen. Und was ist mit Daniella? Was wenn sie eifersüchtig wird und es auf einmal gar nicht mehr so schlecht findet, eine Waffe in der Hand zu haben?
    » Oh Mann « , stöhnt Micki, » die Freundin des Jungfrauenopfers ist ja noch nerviger als sie selbst! Vielleicht sollten wir uns ein neues Ziel aussuchen. «
    » Ja, genau das habe ich von dir erwartet: auf Leute zielen, die sich nicht verteidigen können « , rufe ich. » Aber vergiss nicht, wer immer noch auf deinen Kopf zielt! «
    Ich kann kaum glauben, dass ich so etwas sage, aber immerhin hält Micki ihre Waffe weiter auf mich gerichtet, anstatt auf Sydney zu zielen. Ich finde es schrecklich, dass Sydney diesen Verrückten hier schutzlos ausgeliefert ist. Meine tapfere, dickköpfige beste Freundin, die dieses alberne Korsett schon so lange trägt, dass ihr bestimmt mittlerweile der Rücken wehtut.
    Ich wische mir über die Augen und rufe: » Syd, bleib bei Tommy, ja? «
    Er muss ihr doch erzählt haben, dass er die Polizei gerufen hat, oder? Es sei denn, er hatte Angst, dass sie es im falschen Moment ausplaudern könnte.
    » Wir sollten uns wohl auch besser Waffen besorgen « , meint Tommy.
    Oh nein! Was denkt er sich denn, verflucht? Vor allem wenn gleich die Polizei hier aufkreuzt. Oder vertraut er genau darauf? Und tut nur so abgebrüht? Aber wen will er damit beeindrucken? Das Publikum ist es nicht wert.
    » Die Show ist schon krank genug! « , rufe ich ihm zu. » Da muss keiner dafür sorgen, dass noch mehr Waffen ins Spiel kommen. «
    Ein stechender Schmerz durchzuckt meinen rechten Arm. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon so lange krampfhaft die Pistole umklammere. Ich weiß nicht, wie lange ich dieses glitschige, schwere Ding noch halten kann. Wie viele Minuten dauert die Challenge noch? Fünfzehn? Die anderen sind bestimmt auch so erschöpft wie ich. Es müssen nur die Stroboskoplichter wieder losblitzen oder irgendwas knallen, und irgendjemand zuckt so zusammen, dass er abdrückt. Je müder wir werden, desto leichter machen wir einen Fehler.
    Wieder wird es stockdunkel im Raum.
    » Wir müssen hier unbedingt raus « , flüstere ich Ian zu.
    Bevor noch jemand einen Krampf im Arm bekommt. Bevor Sydney tatsächlich zu Ty geht und damit Gott weiß was auslöst. Bevor die Spielemacher mit irgendetwas kommen, was uns vollkommen durchdrehen lässt. Was sie mit Sicherheit tun werden.
    » Ich hab schon eine Idee! « , flüstert Ian zurück.
    » Welche? « , frage ich. » Dass wir uns auf den Boden werfen und das Beste hoffen? «
    Ich will gar nicht so bissig klingen, aber die Hoffnungslosigkeit fördert offenbar die schlimmsten Seiten in einem Menschen zutage.
    » Ich nehme nicht an, dass das Bad ein Fenster hat, oder? « , fragt er.
    Ist das das Einzige, was ihm einfällt?
    » Natürlich nicht. In diesem miesen Theater gibt es keine Fenster. «
    Bei diesen Worten schießen mir Bilder durch den Kopf: Wir sind hier die Schauspieler in einem perversen Bühnenstück. Und die feigen Zuschauer könnten überall auf der Welt sitzen und sich bei ein paar Cocktails entspannen. Während sie auf unser Blut lauern, schließen sie wahrscheinlich Wetten ab.
    Die Vorstellung, wie unser Publikum uns beobachtet, lässt in mir die Ahnung einer Idee aufblitzen. Mein Herz beginnt, schneller zu schlagen. Was ist es nur? Ich habe das sichere Gefühl, dass ich kurz davor bin, die einzelnen Details zu einem Ganzen zusammenzufügen, so wie beim Modedesign, wenn ich vor meinem inneren Auge verschiedene Stoffe sehe und sie im Geist zu einem Outfit zusammenfüge. Denk nach! Ich wünschte, ich könnte meine Umgebung besser sehen. Vielleicht lässt sich eine der Türen irgendwie aufbekommen. Wie viele Türen haben wir bisher gesehen? Neun? Ich blinzle angestrengt in die Dunkelheit, um sie besser zu durchdringen. Wahrscheinlich macht Risk gerade mit einer Nachtsichtkamera Nahaufnahmen von uns, um die Angst in unseren Gesichtern einzufangen. Das turnt sie an. Ich wette, die schlimmsten Zuschauer wünschen sich, sie könnten hier bei uns im Raum sein und unsere Angst riechen. Ich höre förmlich, wie sie nach Blut rufen wie in einer römischen Arena, in der der Kaiser die tödlichen Kämpfe von seinem goldenen Thron aus beobachtet.
    Ich erstarre. Das ist es.
    Ganz sicher gibt es auch bei Risk so etwas wie » die besten Plätze « ,