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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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würde sie am liebsten auf den Boden fallen lassen. Aber vielleicht muss ich mich verteidigen gegen all die anderen, die bestimmt auch jetzt im Dunkeln noch ihre Waffen auf mich richten.
    » Seid ihr alle okay? « , frage ich leise, weil ich niemanden so erschrecken will, dass er gleich wieder feuert.
    » Ja « , sagt Ian links von mir.
    Um die fast hysterisch fröhlichen Banjos zu übertönen, frage ich lauter: » Tommy? Syd? «
    In der hinteren Ecke des Raumes raschelt es, und dann erklingt Sydneys Stimme wie immer kristallklar: » Uns geht es gut. «
    Unendlich erleichtert atme ich aus.
    » Was ist, willst du dich nicht auch nach uns erkundigen? « , säuselt Micki.
    » Da ich nicht geschossen habe, gehe ich davon aus, dass ihr überlebt habt. «
    » Und wie du geschossen hast, oder ist dein Süßer etwa der Einzige, der auf uns gefeuert hat? « , knurrt sie.
    Ich höre, wie sich Ian neben mir bewegt. » Ein paar von uns können ihren Abzugsfinger anscheinend im Zaum halten. «
    » Das hat sie nicht gemeint « , lacht Ty.
    Samuel meldet sich zum ersten Mal seit gefühlten hundert Stunden zu Wort.
    » Ich habe fünf Schüsse gezählt und selbst nicht geschossen. Das Geräusch kam nicht von dieser Seite hier. Also müsst ihr es gewesen sein. «
    » Meine Waffe ist kalt. Willst du herkommen und fühlen? « , erwidert Ian ärgerlich.
    Natürlich muss Micki prompt ihren Senf dazugeben: » Ich wusste doch gleich, dass seine Waffe kalt ist. Passt zu seiner frigiden Freundin. «
    Gott, muss sie eigentlich in jeder Situation auf Sex anspielen? Und warum gibt sie nicht einfach zu, dass sie durchgedreht ist und abgedrückt hat? Es sei denn… Ich bebe vor Zorn, als mir eine weitere Möglichkeit durch den Kopf schießt.
    Ich räuspere mich, damit meine Stimme so klar klingt wie die von Sydney.
    » Vielleicht hat jemand von Risk die Schüsse abgefeuert. Vielleicht haben sie aber auch nur den Geruch von Schießpulver durch die Lüftung geleitet und das Geräusch von Schüssen eingespielt. Sie wollten uns dazu bringen, aufeinander zu schießen! Kapiert ihr das nicht? Das hier ist das Finale! «
    Einen Augenblick lang schweigen alle. Anscheinend dämmert ihnen, dass das von mir geschilderte Szenario alles andere als unwahrscheinlich ist.
    » Im Dunkeln und mit den Stroboskoplichtern konnten wir nicht erkennen, wer geschossen hat und wer nicht « , sagt Ian.
    » Diese Arschlöcher « , schnieft Jen. » Macht schon das Licht an! Die Beobachter können uns im Dunkeln sowieso nicht sehen. «
    Ich hatte sie gar nicht für den weinerlichen Typ gehalten. Andererseits hatte ich mich selbst auch nicht für den waffenschwingenden Typ gehalten.
    » Hier riecht es nach Pisse « , bemerkt Ty.
    Mischt sich da wirklich ein schwacher Ammoniakgeruch mit dem Duft von Gummibärchen und Popcorn? Igitt.
    Risk hat irgendetwas an der Beleuchtung geändert, denn obwohl die Deckenlampen immer noch aus sind, kann ich langsam meinen Arm erkennen. Ich stehe mit weichen Knien auf, vor allem um von dem ekligen Teppich wegzukommen, aber auch um mir das anzusehen, was sich aus dem Dunkel schält: die Zweiersofas, die Köpfe der anderen, die mir zugewandt sind. Der Couchtisch selbst ist noch unsichtbar, aber irgendwann kann ich die dicken silbernen Kordeln ausmachen, an denen die Glasplatte hängt.
    Okay. Keine Ausreden mehr. Nehmt eure Ziele wieder ins Visier. Und um das klarzustellen: Ihr werdet die restlichen zwanzig Minuten des Spiels eure Ziele anvisieren.
    Ich erinnere mich daran, wie die Spieler im letzten Finale an der Kante eines Daches standen. Ich war mir sicher gewesen, dass darunter ein Netz gespannt war. Während die Spieler zitternd dastanden, blendete Risk immer wieder die Highlights aus den vorangegangenen Challenges ein. Genau so machen sie es jetzt bestimmt auch mit uns. Alles zur sadistischen Unterhaltung des Publikums.
    Als sich meine Augen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt haben, sehe ich, wie Ty sich hinter seiner Sofabarrikade aufrichtet und mit der Pistole auf Ian zielt. Er zischt Daniella etwas zu, die daraufhin ebenfalls langsam aufsteht und ihre Pistole auf Ian richtet. Jen und Micki zielen auf mich, na ja, auf mein Sofa, aber das macht kaum einen Unterschied. Samuel tut es ihnen gleich. Und Ian zielt auf Ty.
    Ich halte die Waffe in meinem Schoß und versuche, mich zu entscheiden, was ich tun soll. Mit den Fingern ertaste ich den Sicherheitshebel. Soll ich ihn umlegen? Aber ich muss mich doch verteidigen können, denn ich gehe

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