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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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schwer davon aus, dass alle anderen ihre Waffen wieder entsichert haben, auch wenn Risk uns nicht ausdrücklich dazu aufgefordert hat. Eigentlich habe ich keine Wahl, oder? Wenn ich mich und meine Freunde schützen will, muss ich bei diesem kranken Spiel mitmachen. Ich setze mich vorsichtig auf und schiebe den Lauf meiner Waffe über die Lehne.
    Wir verharren alle in unseren Positionen. Nach und nach wird das Licht wieder schummriger, und die Musik verstummt, woraufhin plötzlich die leisesten Geräusche hörbar werden– das Brummen des Kühlschranks, eine rauschende Wasserleitung über uns, heftiges Atmen, Stoffrascheln. Die Dunkelheit ist übermächtig, wie ein Lebewesen, das mir in die Augenhöhlen, die Nase, den Mund kriecht. Ich will es packen und von mir schleudern, aber es hat mich fest im Griff. Mein Herz hämmert so heftig, dass es mir fast den Brustkorb sprengt. Unfähig, meinen Atem oder die Geräusche, die ich mache, zu kontrollieren, bekomme ich Schluckauf.
    Auf der anderen Seite lacht jemand. Micki.
    Ian rutscht in meine Nähe und flüstert: » Lass den Kopf hängen und konzentriere dich darauf, lange, gleichmäßige Atemzüge zu machen. «
    Ich befolge seinen Rat, halte meine Pistole dabei aber weiterhin auf Micki gerichtet. Mir geht es schon lange nicht mehr um die Challenge, aber wenn sie schießt, muss ich zurückfeuern können. Ich atme tief ein und aus. Nach einer Minute glaube ich, mich wieder unter Kontrolle zu haben. Aber in meinem Kopf pocht es, deshalb nehme ich eine Hand von der Waffe, um mir die Schläfe zu massieren. Vielleicht ist das alles ja auch nur ein schrecklicher Albtraum. Ich versuche, mir vorzustellen, ich sei ganz woanders.
    Plötzlich fällt mir etwas ein, was wir einmal im Physikunterricht durchgenommen haben. Unsere Lehrerin hat uns etwas von einer Katze erzählt. Schrödingers Katze. Im Kern ging es darum, dass Ereignisse immer so lange eine Wahrscheinlichkeit bleiben, bis sie tatsächlich eintreten oder bis jemand Zeuge davon wird, dass sie eintreten. Der Physiker Schrödinger sagt, dass niemand von einer Katze, die in einer Kiste mit radioaktivem Material säße, sagen könne, ob sie lebendig oder tot oder womöglich sogar beides gleichzeitig sei, solange keiner in die Kiste reinsieht. Bei uns sind es zwar Pistolen statt Radioaktivität, aber ich frage mich, ob die Beobachter von unserem Schicksal womöglich auch erst dann erfahren, wenn jemand diese gemeine Kiste hier aufmacht.
    Nein, aufhören! Ich muss meine Gedanken in eine Richtung lenken, die das wilde Hämmern meines Herzens beruhigt. Die Dunkelheit um uns herum könnte überall und jederzeit sein. Ich könnte leben oder tot sein. Okay, ich wähle die Möglichkeit, dass ich lebe. Und da ich schon mal dabei bin, stelle ich mir die Dunkelheit als eine sanfte, mondlose Nacht vor, die ich gleich neben einem süßen und sehr lebendigen Jungen verbringen werde. Wenn er mich in seinen Armen hält, höre ich sein Herz heftig schlagen– vor Leidenschaft und nicht vor Angst.
    Ich habe mich fast dazu gebracht, diese romantische Vorstellung als wahr zu empfinden, als wieder ein schwacher Lichtschein aufglimmt. Auf der anderen Seite des Tisches sehe ich immer noch drei Waffen, die auf mich gerichtet sind. Und die schöne Illusion zerplatzt. Mir treten Tränen in die Augen; Hoffnungslosigkeit steigt in mir auf.
    Sie verstärkt sich noch, als Syd mit einem theatralischen Seufzen sagt: » Also, das waren jetzt vier Minuten. Zeit für einen Szenenwechsel, würde ich sagen. Wir können bestimmt etwas Spannenderes tun, als im Dunkeln aufeinander zu zielen. «
    In ihrer Stimme liegt ein Beben, das ich noch nie zuvor wahrgenommen habe.
    Ich wünschte, sie würde schweigen. Aber sie war noch nie der Typ, der irgendetwas still erduldet.
    » Du kannst gerne herkommen und mir zeigen, was dir da so vorschwebt « , schnaubt Ty. » Ich hab noch eine Hand frei. «
    Aus der Ecke von Syd und Tommy erklingt aufgeregtes Wispern. Ich habe das Gefühl, als krabbelten Millionen von Insekten über meine Haut.
    » Bleib, wo du bist, Syd! « , rufe ich. Ich würde ja zu ihr gehen und sie festhalten, wenn dadurch nicht mehrere Pistolen ihre Zielrichtung ändern würden.
    » Wie heißt du überhaupt? « , fragt Syd in Tys Richtung.
    » Ty, wie in Tiiiime to party! «
    Ich richte mich auf. » Denk nicht mal dran, dich zu bewegen, Syd! «
    Aber natürlich versucht Syd, den Spieß umzudrehen. Das hier ist allerdings etwas ganz anderes als ein

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