Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan

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dazu da, die Pisse von so Feiglingen wie dir wegzuwaschen, die sich vor Angst in die Hose gemacht haben « , höhnt Micki.
    Sie streicht mit dem Daumen über ihre Pistole und es klickt laut. Jen schließt einen langen Augenblick die Augen, dann legt auch sie den Sicherungshebel um, ohne mich anzusehen. Ty tut das Gleiche. Ian ebenfalls. Klick, klick, klick.
    Ty sieht Daniella mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    » Worauf wartest du? «
    » Sind die wirklich geladen? « , ruft Daniella in Richtung der Monitore.
    Was glaubst du?
    Jetzt arbeiten wieder alle Bildschirme. Haben die anderen vorher vielleicht auch schon Botschaften gesehen, die mir entgangen sind?
    Jens Schultern zucken. » Ich hab keine Erfahrung mit Waffen. Was ist, wenn das Ding losgeht? «
    Ty runzelt die Brauen. » Das tut es nicht, wenn du nicht abdrückst, du Idiotin. Und bevor du abdrückst, musst du erst noch den Hahn spannen, sonst geht sowieso nichts. «
    » Und auch dann passiert nur was, wenn tatsächlich eine Kugel in der Kammer ist « , wirft Samuel ein.
    Wie bitte? Glaubt er wirklich immer noch, dass diese Pistolen nicht tödlich sind? Was glaubt denn das Publikum? Bislang ist noch keine Polizei aufgetaucht, um uns zu retten. Denken etwa alle, das hier wäre so was Ähnliches wie ein Paintball-Spiel und wir würden hier nur mit ein paar blauen Flecken rausgehen? Oder schauen da draußen Sadisten zu, die wollen, dass wir uns wirklich umbringen? Zumindest meine Freunde müssen doch mittlerweile völlig entsetzt sein! Aber sie sind machtlos, weil niemand weiß, wo wir sind.
    Ich kann mich nicht mehr erinnern, was im Video über das Hahnspannen gesagt wurde oder ob Munition in der Kammer ist, aber ich weiß natürlich, dass man, wenn man die Waffen entsichert, dem Schuss einen Schritt näher kommt. Daniella scheint das auch klar zu sein, denn ihr laufen schwarze Tränenbäche übers Gesicht. Aber anscheinend siegt ihre Angst, das nächste Opfer zu werden, wenn sie etwas falsch macht, denn sie legt den Sicherungshebel ihrer Waffe um.
    » Vee? « , sagt Ian.
    Mir geht es wie Daniella, ich will den Hebel nicht berühren und mit diesem Ding ohne Sicherung zielen. Andererseits muss ich mich verteidigen können, falls es wirklich zum Schlimmsten kommt. Und meine Freunde schützen. Ich halte den Atem an und drücke mit dem Daumen gegen die knubbelige Vorrichtung am hinteren Ende der Pistole. Klick.
    Auf Mickis Oberlippe schimmern Schweißperlen. Das ist neu. Gut so. Um mich herum verschwimmt alles und ein roter Schleier legt sich über meinen Blick.
    » Wie lange müssen wir jetzt hier so stehen bleiben? « , fragt Jen mit piepsiger Stimme.
    Keine Antwort von Risk.
    » Sie haben nur gesagt, dass wir die Waffen entsichern sollen, nicht wie lange wir damit zielen müssen « , sagt Ian. » Diesen Teil der Challenge haben wir befolgt, also können wir die Sicherungshebel wieder vorlegen und die Pistolen senken, bevor noch irgendwas passiert. «
    Samuel nickt. Ich wünschte, er würde irgendetwas sagen.
    Wir schauen angespannt zu den Bildschirmen hoch und warten darauf, dass Risk sich meldet.
    Ian lässt unsere Mitspieler gegenüber nicht aus den Augen. » Wie wäre es, wenn ich bis drei zähle und wir sichern gleichzeitig? Lasst uns das Ganze beenden, bevor es kein Zurück mehr gibt. «
    Er holt tief Luft.
    » Eins. «
    Jen sieht Micki fragend an, die ihren Blick weiter fest auf mich richtet.
    » Zwei. «
    Schweißtropfen rinnen mir über den Rücken. Es ist totenstill, keine Musik, nicht einmal das Knarren eines Sofas ist zu hören.
    Ian atmet tief durch. Werden wir die Einzigen sein, die ihre Waffen sichern? Ich atme so flach, dass ich das Gefühl habe, gleich das Bewusstsein zu verlieren.
    » Drei. «
    Ich bewege meinen Daumen zum Hebel, aber noch bevor ich ihn berühren kann, wird es um mich herum schwarz. Alle Lichter sind aus. Stroboskoplicht flackert auf und irgendjemand schreit, dann noch jemand. Und es fallen Schüsse.

ACHTZEHN
    Instinktiv ducke ich mich. Die Pistole ist schwer und glitschig, trotzdem lasse ich sie in der Position auf der Rückenlehne über meinem Kopf. Mein Herz hämmert so heftig in meiner Brust, als wollte es herausspringen. Irgendwann weicht der Druck auf meinen Ohren und ich höre Musik. Sie klingt, als würden sie erwarten, dass wir einen Square-Dance dazu tanzen. Jiiehaa! Offenbar hat da jemand einen ziemlich kranken Sinn für Humor.
    Erst als mein rechter Arm steif und fast taub ist, senke ich die Pistole langsam und