Das Spiel - Laymon, R: Spiel
gegenüberliegenden Seite des Raums war Barbra Streisand zu sehen, die gerade ein Lied trällerte. Jane kannte den Film – Funny Girl . Die Lautstärke war enorm.
Kein Wunder, dass die Kerle nichts gehört hatten – ob der Raum nun schalldicht war oder nicht, bei dieser Lautstärke konnten sie einfach nichts mitbekommen.
Jane sah die Silhouetten von drei Köpfen über den Sitzen der ersten Reihe.
Jane zählte insgesamt sechs Sitzreihen mit je fünf Plätzen. Der Raum fasste also dreißig Zuschauer. Aber nur die mittleren Sitze der ersten Reihe waren belegt.
Savile und seine Kumpels, vermutete sie.
Im Licht des Fernsehgeräts konnte Jane erkennen, dass alle gebannt auf den Bildschirm starrten. Sie trugen ausnahmslos kurzes Haar.
Gepflegte Jungs.
Sie schlich langsam den Gang hinunter, ohne dass sich jemand nach ihr umdrehte.
Jetzt konnte sie erkennen, dass sie nackt waren.
Kein Wunder bei der Hitze hier.
Sie schlüpfte in die zweite Reihe und konnte die drei Kerle in Ruhe betrachten. Sie wirkten ziemlich jung, nicht viel älter als zwanzig. Obwohl sie ihre Gesichter nur im Profil
sah, war sie sich ziemlich sicher, dass sie keinen der drei Männer jemals vorher gesehen hatte.
Jeder von ihnen hatte eine Dose mit Limonade in der Hand. Abwechselnd griffen sie in eine große Popcornschüssel, die auf dem Schoß des mittleren Mannes stand.
Diesen erschoss sie zuerst. Die Mündung der Pistole war nur ein paar Zentimeter von seinem Hinterkopf entfernt.
Der Schuss übertönte den Film.
Die Köpfe der anderen beiden wirbelten zu ihr herum. Den Nächsten traf sie in die Stirn, dem Letzten jagte sie eine Kugel durch das linke Auge.
In Sekundenbruchteilen war alles vorbei.
Der Kerl in der Mitte sackte gerade zusammen, als Jane den dritten Schuss abgab. Seine Getränkedose rollte über den Boden. Er fiel vornüber mit dem Kopf in die Popcornschüssel. So blieb er liegen, den Hintern zum Himmel gestreckt.
Derjenige, den sie in die Schläfe geschossen hatte, sank einfach seitlich zusammen. Es sah aus, als wollte er seinen Kopf auf die Schulter eines unsichtbaren Sitznachbarn legen. Die Dose fiel ihm aus der Hand. Limonade floss über seinen halb erigierten Penis.
Der dritte fiel neben seinem Freund zu Boden, als ob er genauer betrachten wollte, was sein Kumpel mit dem Kopf in der Popcornschüssel zu suchen hatte. Mit einem letzten Zucken zerdrückte er die Getränkedose, deren Inhalt sich in einer Fontäne über den Boden ergoss.
Jane war sich sicher, dass alle drei tot waren.
Trotzdem jagte sie jedem von ihnen noch eine weitere Kugel in den Kopf.
Dann ließ sie das Magazin aus der Waffe gleiten,
klemmte die Pistole zwischen ihre Schenkel, und versuchte, die Reservepatronen aus ihrer Hemdtasche zu fischen.
Ihre Hände waren kalt und taub. Genau wie ihr Gesicht.
Sie wollte eine Patrone in das Magazin schieben, aber sie entglitt ihr und fiel auf den Boden. Die nächste Patrone rutschte ihr ebenfalls aus den Fingern, und sie verletzte sich den Daumen am scharfen Metallrand des Magazins.
»Au!« Sie steckte sich den Daumen in den Mund.
Vergiss es. Die sind alle tot. Die Waffe brauche ich im Moment nicht mehr.
Sie ließ die übrigen Patronen wieder in die Hemdtasche zurückgleiten und warf noch einen letzten Blick auf die drei Männer.
War ich das?
»Perverse Arschlöcher«, sagte sie, wandte sich ab und verließ den Raum. Das Ganze hatte nicht lange gedauert. Wahrscheinlich würde sie Gail und Sandra auf dem Weg zu ihrem Auto einholen.
Sie wischte mit dem Hemdsärmel über den Türknauf und fragte sich, wo sie noch überall ihre Fingerabdrücke hinterlassen hatte.
Eigentlich überall.
Zum Glück waren sie nicht registriert.
Und was ist mit Haaren oder Fäden …?
Es gab nur eine Möglichkeit, alle Beweise zu zerstören: Sie musste das Haus anzünden.
Niemals, sagte sie sich.
Wenn sie das Haus anzünden wollte, musste sie vorher Marjorie und Linda in Sicherheit bringen – und, bei Gott, sie wollte keine von beiden jemals in ihrem Leben wieder zu Gesicht bekommen, geschweige denn sie berühren oder gar herumtragen …
Dann sah sie Linda.
Linda stand mit dem Rücken zur Eingangstür auf ihrem verbliebenen Fuß und grinste. In ihrer Hand hielt sie ein großes, glänzendes Fleischerbeil. »Hallöchen«, sagte sie.
Jane blieb stehen. »Was ist hier los?«
»Ich hab richtig Kohldampf.«
»Es ist vorbei, Linda. Lassen Sie mich gehen, dann schicke ich Ihnen und Marjorie Hilfe …«
»Wir brauchen keine
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