Das Spiel - Laymon, R: Spiel
Hilfe, Janey. Wir kommen allein ganzzzzz gut klar. Eigentlich wollte ich mich ja über Marjorie hermachen, aber die ist nur noch Haut und Knochen, also – WAIDMANNS HEIL!«
Mit diesem Ausruf stieß sie sich von der Tür ab und näherte sich Jane mit hocherhobenem, bluttriefenden Beil.
Jane richtete die Pistole auf Lindas Kopf. »STEHENBLEIBEN! «
Obwohl Linda nicht wissen konnte, dass die Pistole nicht geladen war, kam sie weiter auf Jane zugehumpelt. Sie schwang das Beil kichernd über ihrem Kopf. Ihre verbliebene Brust wippte unter dem »I’M WITH STUPID«-T-Shirt hin und her.
Jane warf die Pistole nach Linda.
Was für eine blöde Idee. Genau wie in einem schlechten Krimi, in dem der Bösewicht keine Munition mehr hat und dann dem Helden seine Waffe entgegenschleudert. Entweder zielte er daneben, oder sie prallte ohne Weiteres an seiner Schulter ab.
Janes Pistole traf Linda mitten ins Gesicht. Ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert, und das Metall der Waffe schlitzte ihre Wange auf.
Lindas Kichern verwandelte sich in einen Schmerzensschrei.
Wild mit den Armen wedelnd taumelte sie zurück und wedelte mit dem Armstumpf in die Luft herum.
Jane sprang nach vorn und trat gegen Lindas Hand. Das Beil wurde aus Lindas Fingern geschleudert. Sie fiel auf den Bauch und versuchte verzweifelt, sich wieder aufzurichten.
Jane trat gegen ihren Arm, und Linda fiel mitten aufs Gesicht.
»Nicht bewegen!«, rief Jane.
Linda lag keuchend und schluchzend auf dem Boden. Jane hob die Pistole auf, rannte zur Eingangstür und riss sie auf. »Ich schicke Hilfe«, sagte sie, während sie die Klinke mit ihrem Hemd abwischte.
Dann schloss sie die Tür, säuberte auch den Griff auf der Außenseite und rannte zu ihrem Auto.
34
Schwitzend und keuchend erreichte sie endlich ihr Auto. Gail saß auf dem Beifahrersitz, Sandra hatte sich auf der Rückbank ausgestreckt. Als Jane sich hinter das Steuer setzte, drückte die Pistole in ihrer Gesäßtasche schmerzhaft gegen ihren Hintern. Sie fächerte sich mit ihrem Hemd Luft zu.
»Alles klar?«, fragte Gail. Der Motor lief schon im Leerlauf. Jane legte den ersten Gang ein und fuhr los.
»Ja.«
»Haben Sie es gefunden?«
Was gefunden? Ach ja. Ihr nicht existentes Halskettchen. »Ja. Genau dort, wo ich es vermutet hatte.«
»Haben Sie jemanden gesehen?«, fragte Sandra vom Rücksitz aus. Ihre Stimme klang nervös.
»Nein, zum Glück nicht. Vielleicht sind diese Kerle ins Kino gegangen oder so. Heute ist immerhin Samstag.«
»Zeit, auf die Piste zu gehen«, sagte Sandra verbittert.
»Als ob diese Scheißkerle es nötig hätten, Frauen aufzureißen«, fügte Gail hinzu. »Sie haben ein Haus voll beschissener Sklavinnen. Wollen Sie nicht die Scheinwerfer anmachen?«
»Oh.« Jane schaltete das Licht an. »Wenn uns ein Auto entgegenkommt, ist es wohl besser, wenn Sie sich ducken.«
»Wenn sie uns nur nicht noch einmal erwischen.«
»Keine Sorge.«
»Sie wollten mein Baby. Deswegen haben sie mich entführt. Sie wollten einen Feuerplatz im Garten ausheben und es wie ein Ferkel grillen … wie …« Sie schluchzte. »Wie bei so einem hawaiianischen Grillfest – einen Luau , wenn Sie wissen, was ich meine. Steve … Steve hatte die Idee, und Linda wusste, wie es gemacht wird – sie hat auf Maui gelebt, und …«
Sandra verstummte.
Jane betrachtete sie im Rückspiegel. »Von Ihnen habe ich nichts in den Nachrichten gehört«, sagte sie.
»Sie haben sie in Reno geschnappt«, sagte Gail. »Kein Wunder, dass sich die Nachricht nicht bis hierher verbreitet hat. Linda haben sie in Oregon erwischt, Marjorie in New Mexico.«
»Sie sind die Einzige aus Donnerville?«, fragte Jane.
»Ja. Einer von ihnen war wohl scharf auf mich. Er hat mich im Buchladen beobachtet. Kennen Sie die B. Dalton-Filiale im Einkaufszentrum?«
»Ja.« Sie wandte sich zu Sandra um. »Alles in Ordnung da hinten?«
»Alles klar«, antwortete eine zitternde, unsichere Stimme.
»Wo soll ich Sie hinbringen«, fragte sie Gail.
»Nach Hause.«
»Wo wohnen Sie?«
»Auf der Standhope.«
Da wohnt auch Brace.
Es überraschte sie, dass sie durch den schweren Schleier, der sich über ihren Verstand gelegt hatte, beim Gedanken an Brace trotzdem den Schmerz des Verlustes spüren konnte.
»Wissen Sie, wo das ist?«, fragte Gail.
»Ja. Ich hatte mal einen Freund, der … Sollte ich Sie nicht lieber ins Krankenhaus bringen? Sie brauchen medizinische Betreuung.«
»Ich will nicht ins Krankenhaus.«
»Ich auch nicht. Ich
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