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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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durchtrennen, aber die Klinge rutschte ab und verletzte Sandras Fuß.
    Jane bemerkte den schmalen Schnitt. »Scheiße.«
    Dann versuchte sie, das Seil durchzusägen.
    Dabei stellte sie sich vor, wie es wäre, hier gefangen zu sein. Sie hätte wie Linda enden können – als ein durchgeknalltes Wrack, das sich selbst fraß. Was immer noch passieren kann – und zwar nur, weil ich vergessen habe, das Messer zu schärfen. Wie konnte ich so blöd sein?
    Als sie es endlich geschafft hatte, widmete sie sich sofort dem nächsten Seil.
    »Nur noch ein paar Sekunden«, sagte sie.
    »Die Luft ist rein«, antwortete Gail.
    Jane sah zu Sandra auf. »Können Sie laufen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Sandra schniefend. »Meine Beine … ich kann sie nicht mehr spüren.«
    »Verletzt sind Sie nicht. Wahrscheinlich nur eingeschlafen. Es wird schon gehen.«
    Sandra hob den Kopf. Ihre Augen waren gerötet, Tränen liefen ihr über die Wangen. »Was ist mit Marjorie und Linda?«
    »Wir lassen sie hier zurück.«
    »Sehr gut.«
    »Sehr gut?«
    »Sie machen mir Angst.« Sandra holte tief Luft und stieß ein brüchiges Fiepen aus. »Sie wollen mein Baby … sie rufen in der Nacht nach mir, schreckliche Dinge … sie wollen
es auffressen, sie haben sogar schon entschieden, wer welches Teil …«
    »Jetzt!«, rief Jane, als sie das letzte Seil durchtrennt hatte. »Los! Los!«
    Sandra richtete sich auf und starrte auf ihre Beine. Ihre Mundwinkel fingen an zu zittern. »Ich kann mich nicht bewegen! «
    »Keine Panik«, sagte Jane. »Helfen Sie uns«, rief sie über ihre Schulter.
    Gail nickte und eilte zu ihnen.
    Schnell steckte Jane das Messer wieder in den Gürtel und legte die Pistole auf die Matratze. Ohne die Waffe fühlte sie sich mit einem Mal verdammt verwundbar.
    Gail musste das Bettlaken loslassen. Sie stöhnte auf, als es zu Boden rutschte.
    Jede von ihnen packte einen von Sarahs Knöcheln. Gemeinsam hoben sie ihre Beine vom Bett und stellten ihre Füße auf den Boden. Dann griffen sie unter ihre Achseln und zogen sie hoch. »Können Sie sie festhalten?«, fragte Jane nach ein paar Sekunden.
    »Ja.«
    »Bin gleich wieder da.« Jane hob das Bettlaken auf. Mit dem Messer schnitt sie eine ungefähr einen halben Meter große Öffnung in seine Mitte.
    »Ein Poncho! Gute Idee!«
    »Sandra, wollen Sie auch einen?«
    »Ja. Meine Beine … Auuu … Das tut so weh!«
    Jane riss das Bettlaken von der Matratze und schnitt auch in dieses ein Loch. Dann steckte sie das Messer weg, hob die Pistole auf und reichte den beiden Frauen die Laken. Mit ihrer freien Hand half sie ihnen, die Ponchos überzuziehen.

    Jane und Gail nahmen Sandra in ihre Mitte und betraten den Flur. Jane hatte die rechte Seite übernommen, um die Schusshand freizuhaben.
    Sie gingen an Marjories Zimmer vorbei. Die verstümmelte Frau schwang in ihrem seltsamen Ledergeschirr hin und her.
    »Hey!«, schrie Marjorie plötzlich und warf ihren Körper nach vorne.
    »Wir holen Hilfe!«, rief Jane, während sie an der Zimmertür vorbeigingen.
    »Nein! Das geht nicht! Du darfst sie nicht mitnehmen! Hey! Sandra! Sandra, zurück auf dein Zimmer! Gail! Kommt zurück!« Ihre Stimme hatte sich in ein Kreischen verwandelt. »Sie hauen ab!«
    Sandra versteifte sich, als wäre jedes einzelne von Marjories Worten ein Peitschenschlag.
    »Keine Angst«, flüsterte Jane.
    »Hilfe! Sie wollen abhauen!«
    »Sie soll aufhören«, sagte Sandra flehentlich.
    Das wird sie bestimmt nicht, dachte Jane. »Wir haben’s gleich geschafft«, sagte sie.
    »Linda! Sie hauen ab!«
    Bis jetzt war von Linda nichts zu hören.
    Dass sie gemeinsam wie ein Chor von Wahnsinnigen schrien, hätte ihnen gerade noch gefehlt.
    Dann hatten sie Lindas Tür erreicht. Jane spähte hinein.
    Das Bett war bis auf den Teller mit der abgenagten Hand leer. Jane ließ den Blick durch den Raum wandern, während sie mit Sandra und Gail daran vorbeieilte. Von Linda war nichts zu sehen.
    »Wo ist Linda?«, fragte Gail.
    »Keine Ahnung. Wenigstens schreit sie nicht auch noch.«

    Mit einem Mal verstummten Marjories Schreie. Aus ihrem Zimmer war wütendes Knurren zu hören. Anscheinend versuchte sie, sich aus dem quietschenden, knarrenden Ledergeschirr zu befreien.
    »Jetzt knallt sie völlig durch«, sagte Jane.
    Sandra warf ihr ein triumphierendes Grinsen zu. »Du wirst mein Baby nie bekommen, du irre Schlampe!«, rief sie zurück in den Gang.
    »Das glaubst auch nur du!«
    Sandra wandte sich um und schob Jane und Gail mit ausgestreckten

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