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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verschwunden. Sie war sich ihrer Liebe zu Brace bewusst; sie wollte ihr Leben mit ihm verbringen. Und jetzt war sie unterwegs, um ihn zu retten.
    »Oder beim Versuch zu sterben«, sagte sie. »Heute ist ein guter Tag zum Sterben«, murmelte sie in einer tiefen,
getragenen Stimme, mit der sie einen Indianerhäuptling – aber nicht Crazy Horse – imitieren wollte, der gerade in die Schlacht zog.
    Eigentlich klang ihre Interpretation des Häuptlings mehr nach Bela Lugosi.
    »Ich will dain Bluht saugän«, versuchte sie.
    »Wie schlecht.« Sie lachte leise.
    Dann fiel ihr Blick auf Braces Ohr, und Schuldgefühle überkamen sie.
    Es ist falsch, dass ich mich so gut fühle.
    Aber sie konnte nichts dafür.
    Vielleicht war es ein Geschenk. Die Natur, Gott – wer oder was auch immer – bescherte einem manchmal schöne Dinge wie Sonnenschein, den Duft des Waldes oder ein bisschen Albernheit, damit man die wirklich schlimmen Zeiten überstand. Vielleicht, weil man ohne diese Dinge einfach unter der Last zusammenbrechen und aufgeben würde.
    Liebe und Hoffnung nicht zu vergessen.
    Obwohl Liebe und Hoffnung nicht unbedingt notwendig waren. Man konnte vielleicht mit dem Wald, einem guten Song im Radio und einem herzhaften Frühstück mit Toast, Eiern und Speck ziemlich weit kommen …
    Sie dachte an das gemeinsame Frühstück mit Brace.
    Und fing an zu weinen.
     
    Seit der Spezialpizza bei Winky’s hatte sie nichts mehr gegessen – sie hatte aber auch keinen großen Appetit. Sie wollte einfach nichts essen.
    Gegen ein Uhr mittags wurde ihr vor Hunger richtig übel.
    An einer Tankstelle kaufte sie sich eine Pepsi und einen
Beef Jerky mit Teriyaki-Geschmack, dazu ein Dutzend eingeschweißte, orangefarbene Cracker, die mit Erdnussbutter bestrichen waren.
    Sie aß, während sie weiterfuhr.
    Es war köstlich. Sie fühlte sich wie auf einer Urlaubsreise. Bis ihr Blick wieder auf den leeren Beifahrersitz fiel. Als sie das Ohr ansah, blieb ihr der letzte Bissen fast im Hals stecken.
    Es wird alles gut, versicherte sie sich. Ich tue, was Mog von mir verlangt, und er lässt Brace frei.
    Bis ich wieder nicht gehorche.
    »Mog kann mich mal«, murmelte sie.
    Ich rette Brace und befördere diesen Bastard ins Jenseits.
    »Ich werde ihm in den Arsch treten«, sagte sie und lächelte.
    Die Pepsi und die übrigen Cracker schmeckten ihr plötzlich wieder viel besser.
     
    Jane brauchte einen Plan.
    Sie musste um Mitternacht am Taufbecken in der Kirche sein. Und Brace würde sich irgendwo in der Nähe befinden.
    Es ging nur darum, Brace zu retten.
    Und Mog unschädlich zu machen.
    Sollte sie die Polizei anrufen? Ein Sondereinsatzkommando könnte die Kirche stürmen. Aber vorher müsste Jane ihnen alles haarklein erzählen. Aber das würde sie in Kauf nehmen – sie würde ihnen sogar gestehen, was sie in Saviles Haus getan hatte, wenn sie dafür Brace retten würden.
    Aber wer sagte denn, dass die Polizei ihn überhaupt retten kann?
    Sie würden Jane wahrscheinlich nicht ernst nehmen,
egal, was sie ihnen erzählte. Wenn sie mit Mogs fast übernatürlichen Fähigkeiten anfing, würden die Polizisten sie für übergeschnappt halten.
    Sie würden Mog schlicht und einfach unterschätzen.
    Und dann könnte einer von ihnen draufgehen. Und Brace dazu.
    Keiner kennt Mog so gut wie ich. Also bin ich auch die Einzige, die ihn ausschalten kann.
    Allein?
    »Die wirklich harten Sachen«, sagte sie, »muss man immer allein erledigen.«
    Jane grinste grimmig.
    Wer hatte das gesagt? Es klang nach Hemingway … oder Mickey Spillane.
    Harte Worte, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprachen. Manchmal musste man durchaus Hilfe in Anspruch nehmen.
    Sollte sie zurückfahren und Rhonda mitnehmen? Es würde ihr sicher gefallen – schließlich hatte sie ja behauptet, jedem in den Arsch treten zu können.
    Was war mit Babe, dem Biker aus der Paradise Lounge? Der hatte ja ebenfalls den harten Kerl markiert. Außerdem war er ihr noch was schuldig. Er wäre sicher auch sofort dabei.
    Und dann gab es noch Clay, der ihr Popcorn gemacht und mit ihr Ferien zu Dritt angesehen hatte. Und nicht versucht hatte, sie zu ficken. Wenn sie ihn nett fragen würde, wäre er bestimmt auch mit von der Partie.
    Gail konnte ihr sowieso nichts abschlagen – schließlich hatte Jane sie aus den Klauen von Savile und den anderen Irren gerettet. Vielleicht würde ihre Familie ebenfalls bereit sein, Jane zu helfen.

    Zusammen wäre das eine halbe Armee.
    Genug, um die Kirche zu stürmen

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