Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
nicht, wenn man sich auf Mogs Spiel einließ.
    Jane hatte die Kirche drei Stunden vor Mitternacht betreten – sie wusste nicht, ob Mog noch früher gekommen war.

    Sie saß nun schon seit geraumer Zeit auf den harten Fliesen am Rande des Taufbeckens und hielt Wache.
    Wenn Brace richtig lag, war sie genau am richtigen Ort. Am Pool.
    Außerdem konnte sie von hier aus alles beobachten. Das Mondlicht, das durch das Fenster über ihr fiel, war hell genug, um zu verhindern, dass sich jemand unbemerkt an sie heranschleichen konnte.
    Das Becken stand am Ende des erhöhten Altarraums – die Rückseite des Altars und das Hauptschiff mit den unzähligen Reihen von dunklen Kirchenbänken waren leicht einzusehen.
    Nur die Chorgalerie am anderen Ende des Hauptschiffs hätte Jane einen noch höheren Standpunkt geboten. Aber der Nachteil der Galerie bestand darin, dass sie weit in den Raum hineinragte. Wenn man dort oben stand, war es unmöglich zu sehen, was sich unter einem abspielte. Und wenn man sich an das Geländer stellte, wo man den besten Überblick hatte, konnte sich leicht jemand von hinten anschleichen und einem einen Stoß versetzen …
    Der Platz hinter dem Taufbecken schien also die beste Wahl zu sein.
    Jane schlief langsam der Hintern ein.
    Sie schwang ihre Beine über die Einfassung und ließ sich in das Becken hinab. Es war gerade so tief, dass es die Unterseite ihres Bikinioberteils durchnässte. Das Wasser war lauwarm. Jane lehnte sich zurück, legte die Ellbogen auf den Rand des Beckens und ließ die Beine im Wasser treiben.
    Wenn das Wasser noch ein bisschen wärmer gewesen wäre, hätte sie geglaubt, in einem Whirlpool zu sitzen.
    Aber das war kein Whirlpool. Blasphemie.

    Trotzdem – nur die Form störte sie. Whirlpools waren normalerweise rund. Dieses Becken war jedoch lang und schmal, mit einem Einstieg an beiden Enden.
    Zwei Treppen führten aus dem Becken zu Türen, hinter denen ein Labyrinth aus Gängen und winzigen Kammern lag. Umkleideräume, wie Jane vermutete. Hier konnten die Gläubigen die Tracht anlegen, in der sie getauft werden wollten.
    Bikinis gehörten vermutlich nicht dazu, dachte Jane.
    Außer, man trug eine Robe oder etwas Ähnliches darüber.
    Die Türen hatten ihr große Sorgen bereitet.
    Sie lagen zu weit auseinander, als dass Jane sie gleichzeitig hätte einsehen können. Um sie beide im Auge zu behalten, musste sie ständig den Kopf hin und her drehen, als würde sie eine Straße überqueren wollen.
    Mog wird bestimmt durch eine dieser beiden Türen kommen.
    Beide Türen waren ein paar Meter entfernt und – Jane hatte es ausprobiert – quietschten in den Angeln.
    Was mir eine oder zwei Sekunden Vorsprung gibt, wenn …
    Plötzlich hörte sie, wie eine Tür aufgestoßen wurde.
    Aber keine der Seitentüren. Das Geräusch kam von weiter weg und aus einer anderen Richtung. Sie spürte einen Luftzug, einen kalten Hauch, der durch die Stille der Kirche strömte.
    Das große, doppelflügelige Eingangstor befand sich außerhalb ihrer Sichtweite – es lag im Schatten der überhängenden Chorgalerie.
    Jane stellte ihre Füße auf den Boden des Beckens und richtete sich auf.

    Aus der Finsternis unterhalb des Chorbalkons trat ein schwarzes Ding, ein vage kreuzförmiges Etwas, das bis auf seine zwei Beine einem Menschen nicht besonders ähnlich sah.
    Es bewegte sich in ihre Richtung.
    Als es näher kam, realisierte Jane, dass es sich wirklich um einen Mann handelte – ein Mann, der einen Körper auf seinen Schultern trug.
    Brace?
    Es musste Brace sein.
    Jane wollte die Taschenlampe auf die beiden richten, um endlich – endlich – Mog ins Gesicht sehen zu können. Aber sie bewegte sich nicht. Sie musste ihn überraschen, das war ihre einzige Chance. Langsam ließ sie sich tiefer ins Wasser gleiten, sodass sie gerade noch über den Rand des Beckens sehen konnte. Das warme Wasser schwappte sanft gegen ihr Kinn.
    Gut, dachte sie. So kann er mich nicht sehen.
    Die Gestalt kam immer näher und Jane kämpfte gegen das Verlangen an, einfach unterzutauchen.
    Sich zu verstecken.
    Aber sie musste ihn im Auge behalten.
    Er stieg über das schmale Geländer, das den Altarraum vom Rest des Kirchenschiffs abtrennte. Dann blieb er stehen und schleuderte den Körper, den er mitschleppte, auf den Altar.
    Das nasse Klatschen, mit dem der Leib auf dem Altar aufschlug, wurde von einem Aufstöhnen begleitet.
    Er lebt! Brace lebt!
    Sie hörte ein Stöhnen und war sich sicher, dass es Brace war?
    Ja! Er ist es!

Weitere Kostenlose Bücher