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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nach mir gerufen.
    »Jane«, sagte er noch einmal. »Siehste? Da steht’s groß und breit.«
    »Is ja gut«, sagte eine zweite Männerstimme. »Mach auf.«
    »Ich weiß nicht so recht. Das hier is für eine Braut namens Jane. Das bin ich nicht. Und du erst recht nicht.«
    »Scheiß auf Jane. Mach auf.«
    »Is wahrscheinlich nur ’ne Geburtstagskarte oder so was.«
    Mit zitternden Knien ging Jane in die Hocke. Sie spürte
die raue Baumrinde an ihrem Rücken. Auf allen vieren spähte sie um den Baumstamm herum.
    Es dauerte eine Weile, bis sie die Männer entdeckt hatte, zwei dunkle Gestalten, die unter der Brücke standen. Einer der Männer war groß und dünn und schien einen unglaublich großen und missgestalteten Kopf zu besitzen. Der andere war kleiner und ziemlich stämmig. Sein Kopf sah ebenfalls nicht normal aus, was aber vermutlich an seinem Hut lag.
    Sie waren weiter entfernt, als sie gedacht hatte.
    Deswegen hatten sie sie auch nicht bemerkt.
    Sie vermutete, dass sie ziemlich laut sprachen, sonst hätte sie ihre Stimmen nicht so gut verstehen können. Oder aber die Brücke verstärkte den Schall.
    »Das is ganz bestimmt keine Geburtstagskarte. Mach mal ein Streichholz an.«
    Kurz darauf flackerte ein kleines Licht auf.
    Jane zuckte zusammen.
    Nein!
    Das kann er nicht sein, dachte sie. Aber es gab keinen Zweifel. Im Grunde genommen hatte sie die ganze Zeit über gewusst, dass es so kommen würde.
    Im flackernden Schein des Streichholzes konnte Jane sehen, dass die erschreckenden Ausmaße, die der Kopf des großen Mannes hatte, nicht das Resultat einer Missbildung war. Es war sein dickes, verfilztes Haar, das mit buschigen Augenbrauen und einem dichten Bart verwachsen war. Es sah aus, als hätte er kein Gesicht.
    Der Brückentroll!
    Warum muss gerade er jetzt hier sein?
    Der kleinere Mann stand mit dem Rücken zu Jane und versperrte ihr die Sicht. Beide trugen lange, schwere Mäntel.
    Die müssen sich in diesen Klamotten doch zu Tode schwitzen.
    Hoffentlich. Hoffentlich trifft sie beide der Hitzschlag.
    Sie vermutete, dass ihr Brückentroll den Umschlag in der Hand hielt, während ihm der andere mit dem Streichholz leuchtete.
    »Oh Scheiße!«, sagte der Kleinere. »Sind die echt?«
    »Sehen verdammt echt aus.«
    »Vier Stück?«
    »Eins, zwei, drei, vier. Stimmt genau, Swimp.«
    »Heilige Scheiße. Was ist mit dem Brief … Au!« Swimp warf mit einer energischen Bewegung das Streichholz weg. Wenige Augenblicke später brannte ein neues. »Lies vor, Rale.«
    »Lies doch selbst«, sagte der große Mann ohne Gesicht.
    »Sehr witzig.«
    »Also gut. Pass auf. ›Liebe Jane, du scharfes Ding. Hier sind deine Hunderter. Wir haben alle zusammengelegt.‹«
    Was?, dachte Jane. Das kann nicht stimmen. Das denkt sich der Typ nur aus.
    »Jetzt musst du uns auch einen Gefallen tun«, las er weiter.
    »Was, soll sie die ficken?«
    »Du Vollidiot. Da geht’s bestimmt um Crack oder so.«
    »Selber Vollidiot.« Swimp nahm den Hut ab – es war ein Cowboyhut aus Stroh, dessen halbe Krempe fehlte – und schlug Rale damit auf die Schulter. Dabei ging das Streichholz aus. »Also diese Jane«, sagte er in die Dunkelheit, »ist echt nicht gerade billig. Aber vielleicht ist es ein ganzer Haufen von Kerlen, die da zusammengelegt haben. Vielleicht muss sie das ganze Baseballteam ficken. Wie heißen die noch mal? Früher waren’s die ›Warchiefs‹, aber jetzt …«

    »Die ›Chargers‹«, sagte Rale.
    »Genau.« Swimp zündete das nächste Streichholz an. »Tja«, sagte er. »Pech für die, Glück für uns.« Er setzte den Hut wieder auf und stieß Rale mit dem Ellbogen in die Rippen. »Und die gute alte Jane hat auch Pech gehabt.«
    Da hat er wohl recht, dachte Jane. Obwohl der Idiot keine Ahnung hatte, worum es überhaupt ging.
    Die gute alte Jane hat Pech gehabt.
    Und was für eins. Sie hatte nicht nur die vierhundert Dollar verloren – ohne den Brief würde sie auch das Spiel nicht weiterspielen können.
    Wenn dieser verdammte Rale doch nur einfach die Nachricht vorgelesen hätte, anstatt so einen Mist zu verzapfen …
    Aber vielleicht kann er nicht lesen. Genau wie sein Analphabetenkumpel Swimp.
    Nein, dachte Jane. Stimmt nicht. Meinen Namen hat er lesen können. Und wenn er das kann …
    »Wie wollen wir sie aufteilen?«
    »Die gute alte Jane? Ich nehm die Vorder-, und du die Hinterseite.«
    Swimp grunzte und stieß Rale erneut den Ellbogen in die Seite. »Nein, Mann. Die Kröten. Die Piepen. Wir machen Halbe-Halbe,

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