Das Spiel - Laymon, R: Spiel
rief Swimp aus. »Sieht aber gut aus. Findest du nicht?«
»Hast recht. Aber die is genauso wenig tot wie wir beide. Trotzdem ’ne echte Schönheit.«
»Nicht tot?«
»Der fehlt nichts«, sagte Rale. »Ist wahrscheinlich nur ohnmächtig oder so.«
Irgendjemand zerrte an ihrer Taille und versuchte, ihren Gürtel zu lösen.
»Was machst du da?«
»Wonach sieht’s denn aus?«
Rale lachte und knöpfte Janes Jeans auf. Ohne Vorwarnung zog Jane blitzartig die Taschenlampe aus der Hose. Die beiden Männer zuckten zusammen. Rale hatte noch die Hände am Reißverschluss ihrer Hose, als die Taschenlampe gegen seine Stirn krachte. Der Schlag ließ ihn zur Seite taumeln. Swimp, der neben Jane auf dem Boden hockte, schrie vor Schreck auf und ließ das Streichholz fallen. Der noch glühende Zündkopf landete auf Janes Kehle, und sie stöhnte vor Schmerz auf. Rale fiel mit wild rudernden Armen nach hinten. Swimp kroch, immer noch schreiend, auf allen vieren davon. Jane wollte ihm die Taschenlampe in den Bauch rammen, verfehlte ihn jedoch.
Währenddessen stürzte Rale platschend in den Fluss. Jane versuchte Swimp mit einem Satz zu erreichen, aber sie landete neben ihm auf dem Boden und rollte sich über den Ellbogen ab. Schnell rappelte sie sich auf. Ihre Jeans rutschte herunter, was Swimp jedoch nicht bemerkte. Er war damit beschäftigt, wimmernd davonzurennen.
Jane klemmte sich die Taschenlampe unter den Arm, zog die Hose hoch und knöpfte sie zu. Dann zog sie ihren Gürtel fest und sah sich nach Rale um. Er war nirgends zu sehen. Sie schaltete die Taschenlampe ein.
Nichts passierte.
Ist wahrscheinlich kaputtgegangen, als ich ihm eins übergezogen habe.
Mit der Lampe in der Hand ging sie zum Flussufer. Das Wasser war schwarz und glänzte im Mondlicht.
Von Rale war nichts zu sehen.
Ich habe ihn ziemlich hart getroffen, vielleicht sogar k. o. geschlagen. Was, wenn er ertrinkt?
Andererseits war er womöglich schon wieder aus dem Fluss gestiegen und versteckte sich irgendwo.
Das ist unmöglich, dachte sie. Dafür hatte er keine Zeit. Und ich war die ganze Zeit hier. Das hätte ich bemerkt.
Und ertrunken kann er auch noch nicht sein.
Kurz entschlossen stieg Jane in den Fluss. Das kalte Wasser drang in ihre Schuhe und durchnässte die Socken und ihre Hose bis zu den Oberschenkeln. Sie konnte das Ziehen des gemächlichen Stroms spüren. Mit der Strömung ging sie ein paar Schritte in Richtung der Brücke.
Ich bin viel zu langsam.
Sie steckte die Taschenlampe ein und sprang mit einem Satz ins Wasser. Sofort zogen die Schuhe und ihre durchnässte Kleidung sie unter Wasser. Sie kämpfte sich zurück
zur Oberfläche und begann, kräftig gegen die Strömung anzuschwimmen.
Nach ein paar Zügen berührte sie mit der rechten Hand durchweichtes, verfilztes Haar.
Ich hab ihn!
Entweder ihn oder einen Biber.
Jetzt konnte sie mit der Linken auch etwas ertasten, das sich wie Rales Brustkorb anfühlte.
Mit beiden Händen packte sie zu.
Sie zerrte den bewegungslosen Rale an Jackenzipfel und Bart zur Oberfläche.
Spielte er ihr nur etwas vor?
Das bezweifelte sie.
Sie watete zum Ufer und zog ihn hinter sich her. Bald hatte sie ihn auf den Kieselstrand gezerrt. Als nur noch seine Füße im Wasser lagen, ließ sie ihn los und holte Atem. Dann kniete sie sich neben ihn und wischte sich das Haar aus dem Gesicht.
Obwohl Rale sich nicht bewegte, holte sie trotzdem die Taschenlampe hervor, bereit, jederzeit zuzuschlagen. Dann griff sie mit der anderen Hand in seine Manteltasche und zog den durchnässten Umschlag hervor.
Rale lag noch immer regungslos da.
Habe ich ihn umgebracht?
Er ist nicht tot. Das kann nicht sein.
Sie klemmte sich die Taschenlampe zwischen die Schenkel, öffnete den durchweichten Umschlag und ertastete zwei Geldscheine und ein gefaltetes Blatt Papier.
Mogs Nachricht.
Ich hab sie!
Den Geldscheinen war nicht viel passiert. Sie steckte sie in die Hemdtasche. Der Papierbogen war überraschend
leicht auseinanderzufalten. Er war feucht, aber nicht völlig durchtränkt. Zweifellos konnte man die Nachricht noch lesen.
Aber das war wohl kaum der richtige Zeitpunkt.
Sie legte den Zettel auf einen Felsbrocken und beschwerte ihn mit einem Stein.
Mit der Taschenlampe in der Hand beugte sie sich über Rale. Sie packte seine Schulter und schüttelte sie.
Oh Gott! Wenn er tot ist…
»Hey! Rale! Wach auf!«
Sie schüttelte stärker.
Keine Reaktion.
Sie horchte mit ihrem Ohr an seinen Mund. Er atmete nicht.
Mit
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