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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verdammt!
    Vergiss es. Egal. Jetzt ist alles vorbei.
    Sie hob die Küchenuhr zwischen ihren Füßen auf. Sie tickte nicht mehr. Der Zeiger stand auf Null.
    Habe ich vergessen, sie einzustellen?, fragte sie sich.
    Nein. Sie konnte sich erinnern, sie auf eine halbe Stunde gestellt zu haben.
    Sie hatte das Klingeln einfach überhört. Kein Wunder, sie war ja auch wahnsinnig müde gewesen.
    Immerhin war es schon nach vier gewesen, als sie die Uhr zum zweiten Mal gestellt hatte. Vier Uhr dreizehn, um genau zu sein. Sie hatte auf die Uhr gesehen.
    Nachdem Brace sie nach Hause begleitet hatte, hatte sie
abgewartet, bis er weggefahren war. Dann hatte sie das Licht im Haus ausgeschaltet und eine Weile in der Dunkelheit gewartet.
    Was wahrscheinlich völlig unnötig gewesen war – Brace hätte sich bestimmt nicht getraut, ihr in dieser Nacht noch einmal unter die Augen zu treten.
    Sie war in ihr Auto gestiegen, zum Haus zurückgefahren und ins Schlafzimmer geeilt.
    Ohne zu zögern war sie in den Sarg gehüpft, hatte das Negligé angezogen und die Uhr gestellt. Dann hatte sie sich ausgestreckt und die Augen geschlossen.
    Und war sofort eingeschlafen.
    Brace, alter Freund, ich mag ja viele Schwächen haben, hatte sie gedacht, aber einfach so den Schwanz einzuziehen gehört nicht dazu.
    »Mog, ich bin wieder da!«, hatte sie in die Stille des alten Hauses gerufen.
    Jane sah auf die Uhr. Neun Uhr dreißig.
    Gut. Kein Problem. Sie hatte genug Zeit, um nach Hause zu fahren, zu duschen und zu frühstücken, bevor sie zur Arbeit musste.
    Und wo ist jetzt der Brief?
    Jane stand auf und streckte sich, dann zog sie das Negligé aus, legte es zusammen und wollte es mit nach Hause nehmen. Sie nahm an, dass sie es behalten durfte.
    Wahrscheinlich beobachtete Mog sie gerade. Aber das war ihr egal.
    Sie holte die Pistole unter dem Kissen hervor und legte sie auf das Negligé. Das Springmesser hatte sie in der Hose gelassen.
    Gut, dann habe ich alles, dachte sie und gähnte. Sie fühlte sich überraschend munter.

    Ihre Muskeln schmerzten etwas, dafür war die leichte Brise, die durch den Raum wehte, sehr angenehm.
    Eigentlich sollte es ihr nach dem ganzen Theater mit Brace so richtig dreckig gehen – aber sie fühlte sich gut. Sehr gut sogar.
    Wahrscheinlich, weil ich den Mut hatte, noch einmal hierherzukommen. Es ist ein wunderschöner Morgen, ich bin frei wie ein Vogel und werde mir gleich einen Riesenbatzen Geld krallen.
    Die Hände in die Hüften gestützt sah sich Jane im Raum nach dem Umschlag um.
    »Ich habe meinen Teil mehr als erfüllt, Mog«, sagte sie. »Ich hoffe, du hältst dein Wort.«
    Sie wartete einige Augenblicke. »Ich soll wohl danach suchen, oder wie?«
    Sie bückte sich und hob den Stapel Kleidung auf, den sie neben dem Sarg abgelegt hatte. Als sie ihn umdrehte, streifte etwas Spitzes ihren Oberschenkel.
    Im ersten Moment dachte sie, das Messer wäre wieder aufgeschnappt.
    Sie legte das Bündel wieder ab. Die Berührung hatte auf ihrem Oberschenkel einen dünnen weißen Streifen hinterlassen. Zwischen Kordhose und Hemd konnte sie etwas Hartes ertasten.
    Keine Messerspitze.
    Sondern die Ecke eines Briefumschlags.
    »Endlich!«
    Auf dem Umschlag, der bestimmt doppelt so dick wie der letzte war, stand ihr Name.
    Jane riss ihn auf und zog ein dickes Bündel Banknoten und den üblichen Bogen liniertes Papier hervor.
    Es waren Hundertdollarscheine. Sie zählte sie.

    Vierundsechzig Stück!
    Jane stieß einen Freudenschrei aus, der von den Wänden widerhallte und sie zusammenzucken ließ.
    Sie wandte sich zu den Fenstern um. Beide Scheiben waren seit Langem zerbrochen.
    Sie betete, dass niemand auf dem Friedhof ihren Schrei gehört hatte – ein Gärtner oder Totengräber vielleicht.
    Hoffentlich fand nicht gerade eine Beerdigung statt. Ihre Begeisterung wäre ziemlich unpassend.
    So schnell sie konnte zog sie ihre Schuhe an und ging zum Fenster. Sie kauerte sich davor auf den Boden und spähte über das Fensterbrett.
    Auf dem Friedhof war niemand zu sehen.
    Aber sie wollte sichergehen und verharrte eine Weile in dieser Position, denn sie hatte das deutliche Gefühl, dass dort unten jemand war.
    Vielleicht der Irre, der den Hund geworfen hat …
    Das bildest du dir nur ein, beruhigte sie sich. Von ihrer Position aus konnte sie den ganzen Friedhof überblicken. Der Parkplatz war leer. Niemand war zu sehen. Kein Gärtner, der den Rasen mähte, kein Angehöriger, der das Grab eines geliebten Verstorbenen besuchte. Außer, jemand

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