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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dann sehen wir weiter. Wir könnten ein Picknick machen.
    Und schon ging es ihr wieder besser. Sie stieg aus dem Bett.
    Als Erstes zog sie den Morgenmantel an und durchsuchte die Taschen nach einem Brief von Mog. Nichts.
    Dann überprüfte sie das Haus. Sie fing im Schlafzimmer an, arbeitete sich über Kleiderschränke und Badezimmer zum Wohnzimmer vor. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um auf Schränke und Regalbretter sehen zu können. Es war wie früher, als sie im Haus ihrer Eltern nach Ostereiern gesucht hatte.
    Damals hatte sie immer alle Zuckereier und Schokoladenhasen gefunden.
    An diesem Morgen hatte sie jedoch kein Glück. Keine Spur von einem Brief – Mog schien in der Nacht nicht hier gewesen zu sein.
    Sie ließ die Hoffnung nicht sinken und ging aus dem Haus. Der Asphalt unter ihren bloßen Füßen war glühend heiß, und sie wich auf das noch taufeuchte Gras aus.
    Sie umrundete das Haus. Zweimal. Nichts.
    Mit einem Mal fühlte sie sich traurig und einsam. Sie rief ihre Eltern an. Während es klingelte, fiel ihr ein, dass sie einen Wochenendausflug zum Lake Tahoe geplant hatten.
    Sie legte auf und starrte das Telefon an.
    Sollte sie Brace anrufen?
    Keine Chance. Er ist dran. Er hat Mist gebaut, also muss er auch den ersten Schritt machen. Außer, er will mich überhaupt nie wieder sehen.
    Vielleicht will ich ihn auch nie wieder sehen.

    Sie fragte sich, wie sie reagieren würde, wenn sie ihn treffen würde.
    Das würde sie ja bald herausfinden.
     
    Jane verbrachte den Tag damit, auf ein Zeichen von Brace zu warten.
    Nebenbei kümmerte sie sich um ihre Wäsche, machte sich etwas zu essen, las, sah fern und saugte Staub. Eigentlich hatte sie Lust, ein paar Freunde in Mill Valley anzurufen, aber sie wollte die Leitung nicht blockieren, falls Brace anrufen sollte. Und aus demselben Grund konnte sie das Haus auch nicht zum Spazierengehen, Einkaufen oder für einen Besuch in der Videothek verlassen.
    Der Tag verging ziemlich langsam.
    Irgendwann wurde es Abend.
    Um neun Uhr hatte Jane jede Hoffnung aufgegeben, dass Brace noch anrufen oder vorbeikommen würde.
    Ich brauche mir nichts vorzumachen. Es ist aus und vorbei.
    Immerhin bleibt mir noch das Spiel.
    »Ach, wirklich?«
    Wenn nur Mog endlich diese bescheuerte Spielpause beenden würde.
    »Das wird schon«, sagte sie und nickte dem Fernsehgerät zu. »Er wird sich bald melden. Er ist ja nicht so wie gewisse andere Idioten.«
    Und bis dahin musste sie eben irgendwie die Zeit totschlagen.
     
    Ohne Auftrag von Mog oder die übliche Bewaffnung verließ sie um Mitternacht das Haus.
    Sie trug ein Tanktop, Shorts, Tennissocken, Laufschuhe
und ihre Armbanduhr. Den Hausschlüssel hatte sie in eine der Socken gesteckt.
    Schnellen Schrittes ging sie die Straße entlang und versuchte, sich mit dem Gedanken anzufreunden, ganz allein mitten in der Nacht und ohne bestimmtes Ziel unterwegs zu sein.
    Weder ein Umschlag voll Geld noch eine bizarre oder gefährliche Mission warteten auf sie.
    Was noch lange nicht hieß, dass sie deshalb zu Hause bleiben musste.
    Nur weil Mog keine Aufgabe für mich in petto hat, werde ich noch lange nicht in meinen vier Wänden versauern.
    Sie fing an zu laufen. Erst langsam, dann immer schneller. Bald sprintete sie durch die Nacht. Es war ein wunderbares Gefühl – die kühle Luft, die Geschmeidigkeit, mit der sich ihre Muskeln bewegten.
    Leider verging dieses Gefühl nur allzu schnell. Ihre Lungen brannten, Arme und Beine wurden schwer, Schweiß lief in ihre Augen. Aus der kühlen Nachtluft war eine Hitze wie in einem Backofen geworden.
    Keuchend blieb sie stehen. Sie war schweißgebadet.
    Nach einer Weile hatte sie sich so weit erholt, dass sie in gemächlichem Tempo weiterlaufen konnte. Das war zwar nicht so aufregend wie ein Sprint, aber auch lange nicht so anstrengend. Es gelang ihr, eine beachtliche Strecke zurückzulegen, bevor sie wieder außer Atem geriet.
    Jane war ohne festes Ziel losgelaufen – sie wollte nur so schnell wie möglich tief in die Nacht eintauchen.
    Jetzt bemerkte sie, dass sie sich am Rande des Campus befand.

     
    Die Kette, die das umzäunte Areal sicherte, war erneuert worden. Jane kletterte über den Zaun und ließ sich auf der anderen Seite herunterfallen.
    Die dunklen Formen waren ihr vertraut: die Dixiklos, der Rasenmäher, das Vogelbad, die Statue von David und das Labyrinth aus dorischen Säulen. Seit Dienstagnacht, als sie mit Brace hier gewesen war, schien sich nichts verändert zu

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