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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Jungs und einem Mädchen Platz. Jane vermutete,
dass sie sich schon ordentlich einen hinter die Binde gekippt hatten.
    Das Mädchen in der Mitte hatte die Arme um die Schultern ihrer beiden Begleiter gelegt. Sie trug einen großen, labberigen Hut und Ohrringe in Form von Peace-Zeichen. Auf ihrem durchlöcherten, bauchfreien T-Shirt stand »SCHÜTZT DIE WÄLDER – ESST MEHR BIBER«. Ihr Jeansrock hing tief über den Hüften. Dazu trug sie Netzstrümpfe und weiße Cowboystiefel.
    Ihre beiden Begleiter wirkten nicht annähernd so glamourös. Der eine trug ein weißes Poloshirt mit dazu passenden Shorts und Schuhen. Der andere trug weder Hemd noch T-Shirt. Seine Jeans hing so tief, dass man den Gummizug seiner Unterhose sehen konnte.
    »Wunderschönen guten Abend«, begrüßte sie das Mädchen.
    »Ebenfalls. Kann ich euch mal was fragen?«
    Das Trio blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Stets zu Diensten«, sagte das Mädchen. »Bittet, so werdet ihr nehmen.«
    Jetzt, da Jane ihre Gesichter sehen konnte, bemerkte sie, dass sie gar nicht betrunken waren. Sie wirkten viel zu aufgeregt, um betrunken oder stoned zu sein. Nur ein paar Jugendliche, die herumalberten.
    »Ich suche nach einer Freundin«, sagte sie.
    »Wir sind deine Freunde!«, verkündete das Mädchen.
    »Komm mit«, sagte der hemdlose Junge und bot ihr den Arm an.
    »Danke, aber ich … Die Freundin von mir studiert und ich glaube, sie wohnt auf der Standhope. Ich habe ihre Adresse verloren. Ich hätte gedacht, es könnte ja nicht so schwer sein, sie zu finden, aber jetzt …«, sie schüttelte den
Kopf. »Ich war letzten Monat schon mal hier, aber nachts sieht alles so anders aus.«
    »Stimmt!«, sagte das Mädchen. »Nachts sieht alles anders aus.«
    »Vor allem der Himmel«, sagte der Junge im Poloshirt.
    »Das Auge des Himmels«, sagte das Mädchen. »Und, am wichtigsten, das Antlitz der Realität.«
    »Ich finde mich hier einfach nicht zurecht«, unterbrach Jane sie. »Könnt ihr mir helfen? Vielleicht kennt ihr sie ja.«
    »Wie heißt sie denn?«, fragte der Junge ohne Hemd.
    Jane hatte sich keinen Namen für ihre nichtexistente Freundin überlegt. »Jane«, sagte sie schnell. »Jane Masters. «
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Masters, Masters.«
    »Jane Masters.«
    »Ich kenne eine Jean Masterson«, sagte einer der Jungen.
    »Nein, Jane Masters.«
    Das Mädchen wandte sich an ihre Begleiter. »Bill? Steve?« Die Angesprochenen sahen ratlos drein und schüttelten die Köpfe. »Tut mir leid, wir kennen niemand, der so heißt.«
    »Na ja, trotzdem vielen Dank. Moment!«, stieß Jane plötzlich hervor. »Jetzt ist mir was eingefallen. Als ich letztes Mal hier war, hat sie mich einem Dozenten vorgestellt, der im gleichen Haus wohnt. Ein Englischlehrer. Er heißt … wartet mal … Patton oder so ähnlich.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Paxton?«, fragte das Mädchen.
    »Das kann sein! Paxton!«
    »Hellbraunes Haar? Sieht gut aus?«

    »Ja, genau. Er wohnt genau neben Jane. Wenn ihr mir zeigen könntet …«
    »Ich weiß genau, wo er wohnt«, sagte das Mädchen. »Bin ihm ein paarmal hinterhergegangen. Süßer Arsch.«
    Steve, der Junge im Poloshirt, verzog das Gesicht. »Männer haben keine süßen Ärsche.«
    »Ekelhaft«, stimmte ihm Bill zu.
    »Pfui«, fügte Steve hinzu.
    »Falsch«, sagte Jane.
    »Er wohnt drei Straßen weiter. Die genaue Adresse weiß ich nicht, aber der Wohnblock heißt Royal Gardens. Ein scheißvornehmer Name, wenn du mich fragst. Aber was rede ich? Ich heiße Splendor, scheißvornehmer geht’s ja schon nicht.«
    »Ist doch egal, wie man heißt«, sagte Jane.
    »Ganz meine Meinung.«
    »Aber Splendor ist doch ein toller Name«, sagte Steve.
    »Auf jeden Fall danke für eure Hilfe«, sagte Jane.
    »War uns ein Vergnügen«, sagte Splendor. »Immer zu Diensten.«
    »Hoffentlich findest du deine Freundin«, sagte Bill.
    »Danke«, sagte Jane, während sie sich an ihnen vorbeizwängte. »Viel Spaß noch.«
    »Werden wir haben«, sagte Splendor.
    Jane sah dem Trio lächelnd hinterher. Sie musste sogar leise lachen, als die drei die Melodie von »We Three Kings« anstimmten.
    Weihnachtslieder im Juni.
    Die Jugend von heute.
    Als sich ihre Stimmen langsam verloren, überkam Jane eine gewisse Traurigkeit. Sie wusste nicht, warum. Wahrscheinlich, weil ihr Splendor und ihre Freunde so ungezwungen,
frei und glücklich erschienen waren. Und aus eigener Erfahrung wusste Jane, dass ihnen nur noch eine Hand voll dieser Nächte beschieden

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