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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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waren.
    Sie fragte sich, ob sie eine Ahnung hatten, wie wertvoll diese nächtlichen Spaziergänge waren, die Zeiten, in denen man gute Freunde oder Liebhaber in den Arm nehmen konnte und es einem gestattet war, blanken Unsinn zu reden und zu singen.
    Sie hatten sie eingeladen. Sie hätte mitkommen können.
    Aber sie wäre eine Außenseiterin gewesen. Sie war sechs, wenn nicht sogar acht Jahre zu alt dafür, die wilde, ausgelassene Abiturientin zu spielen.
    Und, um die Wahrheit zu sagen, so toll war es damals auch wieder nicht gewesen.
    Nur in der Erinnerung – und da hatte man ja die Angewohnheit, die schlechten Dinge einfach auszusparen.
    Gib mir noch ein paar Jahre, dachte sie, und dann kommt mir sogar diese Nacht magisch und unvergesslich vor.
    Besonders, wenn ich Brace heute noch treffe.
     
    Schon am Eingang zu den Royal Gardens entdeckte sie den Namen Paxton über dem Postkasten des Appartements Nummer 12. Sie öffnete das schmiedeeiserne Gartentor. Dahinter befand sich ein Innenhof mit einem großzügig bemessenen Swimmingpool.
    Überall waren brummende Klimaanlagen, Musik und laute Stimmen zu hören.
    Nur wenige Fenster waren dunkel.
    Zum Glück war niemand im Pool. Der Balkon im ersten
Stock schien ebenso verlassen. Das Schwimmbecken war nicht beleuchtet, und das Wasser reflektierte die Lichter aus den umliegenden Wohnungen. Natürlich konnte sich irgendwer in den Schatten verbergen, aber …
    Egal. Was kümmert es mich, ob mich jemand sieht? Ich will ja hier nicht einbrechen.
    Oder jemanden umbringen.
    Wieso war sie überhaupt hier? Es musste einen Grund dafür geben. Sie hatte sich ja wohl nicht umsonst so bemüht, Braces Wohnung zu finden.
    Neugier. Das war alles. Sie wollte nur wissen, wo er wohnte. Nur mal das Gebäude sehen, vielleicht seine Haustür finden und einen Blick durchs Fenster riskieren.
    Mehr nicht.
    Wirklich?
    Sie durchquerte den Innenhof. Ganz am Ende des Pools entdeckte sie die Nummer 12 auf einer der Türen. Die Wohnung hatte ein großes, hell erleuchtetes Fenster.
    Er ist noch wach! Himmel!
    Wahrscheinlich las er. Er blieb ja immer die ganze Nacht wach und las. Wahrscheinlich lag er auf dem Sofa, »Ein Mann kam nach New York« aufgeschlagen auf seinem Schoß.
    Die Vorhänge waren nicht ganz geschlossen. Jane stöhnte auf, als sie die kleine Öffnung entdeckte. Sie biss die Zähne zusammen, presste ihre Schenkel gegeneinander und rieb sich die Arme.
    Was du vorhast, ist überhaupt nicht in Ordnung, dachte sie. Klopf einfach an die Tür.
    Das würde dir so gefallen. Dass er die Tür öffnet, ein überraschtes Gesicht macht und dich in die Arme nimmt und küsst.

    Und wenn er schon schlief?
    Dann schlief er eben.
    Vielleicht denkt er, dass ich ihm im Traum erscheine.
    Langsam schlich sie sich zu Braces Wohnungstür.
    Jetzt tu’s einfach!
    Sie hob die Hand, um an die Tür zu klopfen.
    Und wenn er mich überhaupt nicht sehen will? Wenn er sauer auf mich ist?
    War er bestimmt nicht. Wahrscheinlich hielt er sie nur für eine gierige Schlampe, die für ein paar Dollar alles tun würde, was … Er war schließlich derjenige, der alles versaut hatte. Er war ihr gefolgt, hatte ihr nachspioniert, als wäre sie eine Kriminelle.
    Sie starrte auf den kleinen Spalt zwischen den Vorhängen.
    Wieso eigentlich nicht? Warum zum Teufel eigentlich nicht? Wie du mir, so ich dir. Geschieht ihm nur recht.
    Sie schlich sich zum Fenster. Der Spalt war ziemlich schmal, und sie musste sich vorbeugen, bis ihre Stirn fast das Glas berührte, um einigermaßen gute Sicht zu bekommen.
    Als sie ihn sah, blieb ihr Herz fast stehen …
    Er saß mit dem Rücken zu ihr auf dem Sofa …
    Das ist unmöglich!
    Was war da los?
    Plötzlich wurde ihr alles klar. Der nackte Rücken gehörte einer Frau, einer kurzhaarigen Blondine, die auf dem Sofa kniete. Sie saß mit gespreizten Beinen auf Braces Schoß und ließ seinen steifen, glänzenden Schwanz bis zur Wurzel in sich hineingleiten, auf und ab.
    Jane fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube bekommen.

    Das hab ich nun davon. Ich hätte ihm niemals hinterherspionieren sollen. Das hab ich nun davon.
    Dieser dreckige, verfickte Sohn einer gottverdammten Hure!
    Sie wollte weglaufen.
    Konnte aber nicht.
    Sie wollte nur dieses verdammte Miststück sehen.
    Mach schon, dreh dich um. Zeig dich.
    Wahrscheinlich kenne ich dich sogar.
    Eigentlich war das eher unwahrscheinlich. Bis auf die Stammgäste der Bibliothek kannte sie kaum jemanden in Donnerville. Sie hatte

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