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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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quietschten, als sie zu Braces Fenster hinüberging.
    Was mache ich hier? Ich sollte es besser wissen.
    Sie blieb vor dem Fenster stehen und beugte sich vor, bis ihre tropfende Stirn die Scheibe berührte.
    Sie brauchte nicht anzuklopfen – das Mädchen stand gerade vom Sofa auf und ging direkt auf sie zu.
    Jane betrachtete sie genau.
    Sie war groß und schlank. Schweißperlen standen auf ihrem Gesicht, Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn, und ihr Mund war von leidenschaftlichen Küssen gerötet. Nacken, Schultern und Brüste waren von Knutschflecken übersät – Flecken, die ihr Braces Mund beigebracht hatte.
    Also besser als ich sieht sie bestimmt nicht aus, dachte Jane.
    Wahrscheinlich hatte sie ihn mit ihren Brüsten geködert.
    Die sind doppelt so groß wie meine!

    Sie wippten bei jedem Schritt auf und ab.
    Dieses Arschloch!
    Das Mädchen wollte gerade die Vorhänge zuziehen, als sie plötzlich direkt in Janes Richtung blickte.
    Jane presste ihr Gesicht gegen das Glas und fletschte die Zähne.
    Das Mädchen machte große Augen. Ihr Unterkiefer klappte herunter.
    Während Jane den Pool entlang davonrannte, hörte sie hinter sich ein gedämpftes Kreischen.
    Aber niemand sah aus den Fenstern oder öffnete eine Tür.
    Wenn ich schnell genug bin …
    Dann hatte sie schon den Eingang zum Innenhof erreicht.
    Geschafft!
    Sie schloss das Gartentor hinter sich, rannte über die Straße und versteckte sich hinter einem parkenden Auto. Sie wartete ab, aber niemand kam hinter ihr hergestürmt.
    Ohne den Wohnkomplex aus den Augen zu lassen, ging sie langsam davon. So weit, so gut.
    Da bin ich noch mal davongekommen!
    Sie lachte laut auf.
    »Wie dieses Miststück gekreischt hat«, sagte sie. »Der hab ich’s ordentlich gegeben.« Wieder lachte sie auf.
    Brace wird sich wohl denken können, dass ich es war.
    Na und? Er hatte nichts gegen sie in der Hand. Außerdem, was kümmerte es Jane, was dieser Hurensohn dachte?
    Und hoffentlich hatte sich seine kleine Teenieschlampe vor Schreck bepisst.
    Mit einem Mal fing sie an zu weinen.

    Jetzt reiß dich mal zusammen.
    Sie trat gegen eine leere Bierdose, die über den Gehweg rollte. »Hoffentlich fällt ihm sein scheiß Schwanz ab«, murmelte sie schniefend. »Wäre gar nicht so unwahrscheinlich. Dieses Arschloch hat wohl noch nie was von Gummis gehört.«

27
    Als Jane am nächsten Morgen in ihrem Schlafzimmer aufwachte, schien die Morgensonne durch das Fenster. Ein schöner Tag, dachte sie. Trotzdem war da tief in ihr eine eiskalte Leere, die sie ahnen ließ, dass der Tag wohl nicht so gut verlaufen würde. Irgendetwas Schreckliches war passiert.
    Dann fiel es ihr ein.
    Brace.
    Als sie sich erinnerte, was sie durch Braces Fenster gesehen hatte, stöhnte sie auf, rollte sich auf die Seite und zog die Knie an. Da fiel ihr auf, dass sie keinen Pyjama trug.
    Sie hatte ihr Tanktop und die Shorts an.
    Jane runzelte die Stirn.
    War sie gestern Nacht einfach so ins Bett gefallen?
    Ja, genau so war es.
    Sie erinnerte sich, wie sie atemlos und verheult ins Haus gestürmt und ins Schlafzimmer getaumelt war, sich aufs Bett geworfen und das Gesicht im Kissen vergraben hatte.
    Stimmt.
    Sie hatte noch nicht einmal vorher geduscht.
    Zumindest hätte sie sich die Zähne putzen können.
    Sie fuhr mit der Zunge über ihre belegten Zähne.
    »Na toll.«
    Ächzend kroch sie aus dem Bett. Als sie versuchte, sich aufzurichten, rebellierte jeder einzelne Muskel. Unter leisen Schmerzenslauten humpelte sie ins Badezimmer.

    Das Erste, was sie dort machen wollte – sofern sie es schaffte, das Waschbecken zu erreichen –, war, sich die Zähne zu putzen. Dann pinkeln. Oder andersherum? Nein – erst Zähneputzen. Sie wollte diesen ekligen Geschmack in ihrem Mund so schnell wie möglich loswerden.
    Also Zähneputzen, Pinkeln, Duschen und schließlich Kaffee machen.
    Oder doch zuerst Kaffee?
    Nein. Der konnte warten.
    Vor dem Spiegelschrank richtete sich Jane unter Anstrengung zu ihrer vollen Größe auf. Während sie sich die Zähne putzte, betrachtete sie ihr Spiegelbild.
    Ihr Haar war eine Katastrophe. Unter ihren Augenringen zierte ein kleiner gelber Kratzer ihre eingefallene Wange an der Stelle, an der sie der Hund erwischt hatte.
    Eine richtige Schönheit, dachte sie und spuckte Schaum ins Waschbecken.
    Andererseits sehe ich selbst an einem schlechten Tag – und dieser hatte gute Chancen, der schlechteste von allen zu werden – besser aus als Braces kleine Schlampe.
    Als sie sich vorbeugte, um den

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