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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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fragend an.
    Natürlich war es ein Mann. Sie hatte leise Hoffnungen gehegt, dass es sich bei dem Bewohner von Chestnut Street 482 um eine nette junge Frau handeln könnte. Aber Mog hatte es ihr ja noch nie leicht gemacht.
    Trotzdem – der Kerl sah gar nicht mal so schlecht aus.
    Er war barfuß und trug eine verwaschene Jeans und ein einfaches, aber blitzsauberes weißes T-Shirt. Er war höchstens ein paar Jahre älter als Jane und sah recht gewöhnlich aus – jedenfalls nicht wie die sabbernde, hässliche Kreatur, die Jane sich vorgestellt hatte.
    Scheint doch noch alles gut zu gehen, dachte sie.
    Er musterte sie mit einem angenehm überraschten Gesichtsausdruck.
    »Ja bitte?«
    Jane hielt ihm Mogs Nachricht unter die Nase. »Ich soll Ihnen das hier überbringen.«

    »Aha?« Der Mann hob die Augenbrauen und nahm den Zettel entgegen.
    Er blieb im Türrahmen stehen und überflog die Nachricht. Nach ein paar Sekunden starrte er Jane fragend an.
    »Von wem ist das?«, fragte er mit neugieriger Stimme.
    »Ich weiß nicht. Es ist mit M-O-G unterschrieben.«
    »Hm. Ich kenne niemanden, der so heißt. Seltsamer Name.«
    »Ich glaube, es sind seine Initialen.«
    »Oh. Das kann sein.« Seine Miene verdüsterte sich. »Aber ich kenne auch niemanden mit diesen Initialen. Soll das ein Scherz sein?«
    »Ich glaube nicht. Er hat mir sehr viel Geld gegeben, damit ich hierherkomme und bis Mitternacht Ihre Dienerin bin.«
    »Tja, dann kommen Sie doch erst mal rein.« Er hielt Jane die Tür auf und schloss sie hinter ihr wieder.
    Toll, dachte sie. Die Höhle des Löwen.
    »Soll ich die Tür offen lassen?«, fragte er.
    »Ganz wie Sie wollen.«
    »Die Klimaanlage läuft«, sagte er.
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Sie sehen besorgt aus.«
    »Kein Problem.«
    »Ich kann sie wirklich offen lassen, wenn Sie wollen.«
    »Also …«
    Er legte die Hand auf die Klinke, zögerte und drehte sich zu ihr um. »Sie haben doch nicht etwa einen Komplizen da draußen?«
    Wer immer der Kerl auch ist, er scheint ebenfalls ein bisschen nervös zu sein. Auf jeden Fall hat er keine Ahnung, was hier vor sich geht.

    Außer, er spielte nur Theater.
    »Ich bin allein gekommen«, sagte Jane. »Ich weiß nur, was auf der Nachricht steht – bis Mitternacht bin ich Ihre Dienerin.«
    Er sah auf die Uhr. »Bis dahin sind es noch … fast zweieinhalb Stunden.«
    »Was soll ich tun?«
    »Setzen Sie sich.«
    Sie betraten das Wohnzimmer. Jane setzte sich auf das Sofa, der Mann auf einen Sessel daneben. Er las die Nachricht noch einmal durch. »Ich nehme an, Sie sind Jane.«
    »Stimmt.«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Clay. Clay Sheridan.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Wollen Sie was trinken?«
    »Das hängt von Ihnen ab. Wenn Sie möchten, dass ich etwas trinke, tue ich es.«
    »Verstehe.« Er starrte sie an, als wäre sie soeben mit einem Raumschiff vor seiner Tür gelandet.
    Jane wandte den Blick ab und sah sich um. Der Raum war unordentlich, aber nicht schmutzig. Irgendwie wirkte er gemütlich, fast rustikal. An den Wänden hingen Landschaftsmalereien. Jane fand keinen Hinweis auf die Bemühungen einer Frau, Ordnung in das Chaos zu bringen.
    Hast du gedacht, Mog schickt dich mit dieser Nachricht zu einem verheirateten Mann?
    Und schwul scheint er auch nicht zu sein.
    »Leben Sie allein?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das verraten sollte.«

    »Keine Angst«, sagte sie. »Ich will ihnen nicht die Bude ausräumen.«
    »Hoffentlich.«
    »Ich bin keine Kriminelle.«, sagte sie.
    »Was dann?«
    Gute Frage, dachte sie. Er denkt wahrscheinlich, ich wäre eine Prostituierte.
    »Ihre Dienerin.«
    »Aha. Laut dieser Nachricht steht die Person, die sie geschickt hat, irgendwie in meiner Schuld. Und um sich zu revanchieren hat er sie geschickt.«
    »Genau.«
    »Wie aufmerksam.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ja.«
    »Die Sache ist nur die – ich weiß überhaupt nicht, wer dieser Kerl ist und mir fällt niemand ein, der mir etwas zurückzahlen müsste. Sicher, ab und zu habe ich schon mal jemandem geholfen, aber … ich kann mir niemanden vorstellen, der seinen Dank auf so eine … extravagante Weise ausdrücken würde. Ehrlich gesagt bin ich etwas verwirrt. «
    »Geht mir genauso.«
    Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass es ja völlig egal ist, warum ich hier bin. Er wird es sowieso nie herausfinden. Das alles zu erklären wäre reine Zeitverschwendung.
    Aber der Versuch, ihn zu überzeugen, die Situation einfach so

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