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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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näher als meiner Mutter. Er war damals am Boden zerstört. Er war besessen. Nein, »besessen« ist zu wenig. Besessen waren wir alle. Aber nicht so wie mein Va ter. Es hat ihn v öllig aufgefressen. Alles an ihm hat sich verändert. Er war immer der zurückhaltende Gerichtsmediziner einer kleinen Landgemeinde gewesen, ist immer unauffällig geblieben. Jetzt nutzte er seine Stellung dazu, rund um die Uhr Druck zu machen. Er wurde paranoid, war davon überzeugt, dass die Polizei nicht alles dransetzte, sie zu finden. Er hat sogar angefangen, selbst zu ermitteln.«
    »Hat er irgendetwas gefunden?«
    »Nein. Nicht dass ich wüsste.«
    Myron blickte zur Seite. An die R ückwand. Ein Bild aus einem Marx-Brothers-Film. Die Marx Brothers in der Oper. Groucho erwiderte seinen Blick, konnte ihm aber auch nicht helfen.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Nichts. Erzähl weiter.«
    »Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Ich weiß nur, dass mein Vater sich in den letzten Wochen sehr seltsam verhalten hat. Er hat mich andauernd angerufen, obwohl wir vorher vielleicht drei Mal im Jahr miteinander geredet haben. Meistens hat er sich ein bisschen rührselig angehört. Es war fast, als würde er die Rolle des perfekten Vaters mit neuem Elan spielen. Ich wusste nicht, ob es eine echte Veränderung oder nur so eine Phase war.«
    Myron nickte und sah wieder zur Seite. Er sagte nichts. Jessica überlegte schon, ob er mit seinen Gedanken völlig abgeschweift war, als er endlich kaum hörbar flüsterte: »Was ist deiner Ansicht nach mit Kathy passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Glaubst du, dass sie tot ist?«
    »Ich -« Sie brach ab. »Sie fehlt mir. Ich will nicht glauben, dass sie tot ist.«
    Er nickte wieder. » Und was soll ich jetzt machen?«
    »Dir die ganze Sache ansehen. Herausfinden, was da läuft.«
    »Vorausgesetzt, es läuft etwas.«
    »Genau.«
    »Warum ich?«
    Sie überlegte einen Augenblick. »Weiß ich nicht«, sagte sie. »Ich dachte, du würdest mir glauben. Und mir helfen.«
    »Ich helfe dir«, sagte er. »Aber eins musst du wissen: Ich habe ein nicht unerhebliches geschäftliches Interesse daran, dass diese Geschichte ein Ende hat.«
    »Christian?«
    »Ich bin sein Agent«, fuhr er fort. »Ich bin für sein Wohlergehen verantwortlich.«
    »Fehlt ihm meine Schwester noch immer?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Wie geht es ihm sonst?«
    Myron verzog keine Miene: »Gut.«
    »Er ist ein netter Kerl. Ich mag ihn.«
    Myron nickte.
    Jessica stand auf und trat ans Fenster. Myron wandte den Blick ab. Er vermied es, sie zu lange anzusehen. Sie verstand. Es schmerzte auch sie. Sie blickte die zw ölf Stockwerke hinab auf die Park Avenue. Ein Taxifahrer mit Turban fuchtelte mit der Faust vor einer alten Frau mit Stock herum. Die alte Frau zog ihm den Stock über den Kopf und lief davon. Der Taxifahrer fiel zu Boden. Der Turban war nicht einmal verrutscht.
    »Deine Gefühle und Gedanken vor mir zu verstecken war noch nie deine Stärke«, sagte sie und starrte weiter aus dem Fenster. »Was verschweigst du mir?«
    Er antwortete nicht.
    »Myron...«
    Esperanza erl öste ihn, indem sie ohne anzuklopfen ins Zimmer platzte. »Larry Hanson ist nicht in seinem Büro«, sagte sie.
    Win folgte ihr auf dem Fu ß. »Ich hab was über das Magazin rausgekriegt...« Er verstummte, als er Jessica sah.
    » Hi, Win «, sagte sie.
    »Hallo, Jessica Culver.« Sie umarmten sich. »Meine Güte, du siehst absolut fantastisch aus. Ich habe neulich einen Artikel über dich gelesen, in dem sie dich als Sexsymbol der Literatur bezeichnet haben.«
    »Du solltest nicht solchen Schund lesen.«
    »Es war beim Zahnarzt im Wartezimmer. Ehrlich.«
    Darauf entstand eine peinliche Pause, die Esperanza beendete, indem sie auf Jessica zeigte, sich den Finger in den weit ge öffneten Mund steckte, ein Würgegeräusch von sich gab und aus dem Zimmer stürmte.
    »Charmant wie eh und je«, murmelte Jessica.
    Myron stand auf. »Wo wohnst du?«
    »Bei meiner Mutter.«
    »Dieselbe Telefonnummer?«
    »Ja.«
    »Ich ruf dich später an. Jetzt muss ich mit Win etwas erledigen.«
    Jessica sah Win an. Er grinste ihr zu. Wie immer verriet seine Miene nichts. »Ich treffe mich heute Nachmittag mit meinem Verleger«, sagte sie. »Aber hinterher bin ich den ganzen Abend zu Hause.«
    »Gut. Dann ruf ich dich da an.«
    Eine vertrackte Situation. Keiner wusste so recht, wie man sich jetzt verabschieden sollte. Ein kurzes Winken? H ändeschütteln? Ein Kuss?
    »Wir müssen los«, sagte Myron. Er

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